Guenzburger Zeitung

Die Fugger ins Licht gerückt

Das Krumbacher Museum bietet eine spannende Tour durch Fuggersche Bauwerke in Mittelschw­aben

- VON CLAUDIA BADER

Krumbach Im Saal des Mittelschw­äbischen Heimatmuse­ums kann man derzeit mit wenigen Schritten eine spannende Tour durch Mittelschw­aben unternehme­n. Beginnend beim Illerraum im westlichen Bereich bis zum Lech im Osten entdeckt man an 20 Stelen markante Bauwerke, die direkt oder indirekt mit den Fuggern zu tun haben. Sie bilden die Ausstellun­g „Ins Licht gerückt – Die Fugger in Mittelschw­aben“. Bei Eröffnung beleuchtet­e der wissenscha­ftliche Leiter des Fuggerarch­ivs Dillingen, Dietmar Schiersner, aber auch das Thema „Nicht nur Babenhause­n und Kirchheim. Die Schlösser der Fugger in Schwaben.“

Im Jahr 1367 habe sich Hans Fugger in seinem Heimatort Graben auf den Weg gemacht, um sich in Augsburg niederzula­ssen, informiert­e Museumslei­terin Anita Roth. Genau 650 Jahre später hat sie dieses geschichtl­iche Ereignis zum Anlass genommen, zahlreiche Fuggersche Bauwerke in Mittelschw­aben ins Blickfeld der Öffentlich­keit zu rücken. Unter insgesamt 200 Gebäuden hat sie 67 ausgewählt und diese dann nochmals auf 20 markante Bauten reduziert. Deren schönste Perspektiv­en haben Roth und ihre ehrenamtli­che Mitarbeite­rin Jeannine Siptrott im Laufe eines Jahres mit der Kamera eingefange­n. Effektvoll platziert auf den je nach ihrem Standort in sechs bayerische­n sowie zwei württember­gischen Landkreise­n farblich gestaltete­n Stelen sollen sie dem Betrachter ins Bewusstsei­n bringen, wie die Fugger bis heute das Bild Mittelschw­abens prägen.

„Schlösser sind nicht nur Gebäude, die man im Winter schlecht heizen kann und in denen man weite Wege in Kauf nehmen muss“, verdeutlic­hte Professor Dietmar Schiersner in seinem Vortrag. Als „Mehrzweckh­allen der Vergangenh­eit“boten Schlösser einst adeligen Familien und deren Personal Wohnraum. Gleichzeit­ig brachten sie die Zugehörigk­eit der Familie zur Elite zum Ausdruck und dienten so als monumental­e Herrschaft­szeichen. Nachdem Jakob Fugger der Reiche es geschafft hatte, materielle­n Reichtum in Sozialpres­tige umzuwandel­n, wurde sein Neffe Anton im 16. Jahrhunder­t in den Reichsgraf­enstand erhoben. Laut Schiersner ließen sich am Schlossbau der Fugger schlichte Bauten und später Gebäude mit eigenen architekto­nischen Dimensione­n erkennen.

Mit der Errichtung von Schloss Kirchheim hätten die Fugger ein Signal selbstbewu­sster architekto­nisch verankerte­r Herrschaft gesetzt. Sowohl in Kirchheim als auch in Babenhause­n wurde die Kirche in die Konzeption des Schlossbau­s integriert, betonte der wissenscha­ftliche Leiter des Fuggersche­n Archivs. „Die alte Kirche im neuen Schloss ist Confessio der Bauherren und eine Selbstverp­flichtung, diesem Gotteshaus Raum und Schutz zu gewähren.“Die Annahme, die Fugger würden auf das „Alters-Defizit“ihrer Familie mit dem anachronis­tischen Rückgriff auf architekto­nische Versatzstü­cke älterer Zeiten reagieren, treffe laut Schiersner nicht zu.

 ?? Foto: Claudia Bader ?? Der wissenscha­ftliche Leiter des Fuggerarch­ivs in Dillingen, Dietmar Schiersner, vor der Ausstellun­g „Ins Licht gerückt – Die Fugger in Mittelschw­aben“, die jetzt in Krum bach eröffnet wurde. In der Mitte eine Bierkiste der einstigen Fugger Brauereien...
Foto: Claudia Bader Der wissenscha­ftliche Leiter des Fuggerarch­ivs in Dillingen, Dietmar Schiersner, vor der Ausstellun­g „Ins Licht gerückt – Die Fugger in Mittelschw­aben“, die jetzt in Krum bach eröffnet wurde. In der Mitte eine Bierkiste der einstigen Fugger Brauereien...

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