Grundschule bekommt einen Aufzug
Im Zuge der Pausenhof-Sanierung wird das kostspielige Projekt umgesetzt. Warum sich der Markt Jettingen-Scheppach dieses Vorhaben leisten will und auch kann
Jettingen Scheppach Schon seit den Sommerferien wird am Pausenhof der Scheppacher Grundschule kräftig umgebaut. Teilweise türmten sich dort meterhohe Erdhügel. Nicht nur der in die Jahre gekommene Hof und der brüchige Asphalt werden saniert, es wurden auch neue Entwässerungsleitungen eingebaut und ein neuer Lichtschacht. Eigentlich stehen die Bauarbeiten bald vor dem Abschluss. Doch Bürgermeister Hans Reichhart will, so lange noch nicht alle Löcher geschlossen sind, unbedingt ein zweites, wichtiges Projekt angehen: Der längst geplante behindertengerechte Aufzug soll errichtet werden. Der Bauausschuss folgte ihm in der jüngsten Sitzung einstimmig – auch, wenn die Kosten wohl deutlich höher ausfallen werden als vorgesehen.
Die Entscheidung, vom Werkraum über die Aula und die Eingangsebene zum ersten Geschoss einen Aufzug zu errichten, ist bereits in der Vergangenheit gefallen. Bürgermeister Hans Reichhart liegt das Projekt besonders am Herzen, habe er doch am eigenen Bruder einst gesehen, wie wenig Rücksicht in der Öffentlichkeit auf behinderte Menschen genommen wurde. Barrierefreiheit sei damals noch ein Fremdwort gewesen.
Dass das Projekt an der Schule jetzt schon Fahrt aufnimmt, ist dem Umbau des Pausenhofs geschuldet. Der hatte eine Modernisierung dringend nötig gehabt, die aber nicht ganz einfach zu bewerkstelligen war. Weil der Hof auf drei Seiten von Gebäuden umgeben ist und von Baufahrzeugen gar nicht angefahren werden kann, wurde eine Fahrstraße durch den Pfarrgarten geschaffen. Dieser Umstand wurde laut Reichhart gleich dafür genutzt, auch die Kanäle und die Lichtschächte, die sich gesetzt hatten, zu erneuern. Reichhart wiederum ergriff diese Gelegenheit ebenfalls beim Schopf. „Wenn wir dort jetzt schon eine Baustelle haben, sollten wir nicht in ein paar Jahren wieder alles für den Bau des Aufzugs neu aufreißen“, urteilte Reichhart und stieß auf die Zustimmung des kompletten Gremiums. Einstimmig fiel der Beschluss, den Aufzug sobald wie möglich an der Schule einzubauen. Die Frage nach den Kosten wurde erst nach der Abstimmung gestellt.
Der Aufzug soll von den Werkräumen im Keller aus nach oben führen. Wie Bauamtsleiter Markus Guckler in der Sitzung erläuterte, handelt es sich bei dem Aufzugschacht um ein Fertigteil, eine sogenannte Thermowand-Konstruktion. Der Aufzug an sich kostet „nur“35 000 Euro, wie er vorrechnete. Deutlich teurer kommen der Schacht und die Planung für das Projekt. Hatte Bürgermeister Reichhart anfangs noch von weit über 100 000 Euro gesprochen, steigerte er sich im weiteren Verlauf der Sitzung von 140 000 Euro auf bis zu 200000 Euro.
Als ein Raunen durch den Saal ging, fragte Reichhart: „Entweder stehen wir zur Barrierefreiheit oder nicht.“Zweiter Bürgermeister Hermann Högel (CSU) gab ihm recht, dass Barrierefreiheit eine Sache des Alltags sei. „Wir wissen alle, wie schnell man sich einen Fuß brechen und nicht mehr Treppen steigen kann.“Einen Zuschuss, auf den Paul Heinle (FUW) gehofft hatte, gibt es Reichhart zufolge nicht. Doch die Gemeinde sei derzeit in der glücklichen Lage, Geld zur Verfügung zu haben und investieren zu können. Sie müsse sogar aufpassen, keine Verwahrgeldzinsen bezahlen zu müssen. „So eine Situation hatten wir noch nie“, betonte Reichhart. Aufzüge an Schulen gebe es nicht oft, Jettingen könne dann mit Stolz sagen, eine Schule im „Top-Zustand“zu haben.