Pflege in Not: Besser handeln als jammern
Wird das Thema Pflege in der Politik diskutiert, stellt sich schnell der immer gleiche, ritualisierte Ablauf ein: Alle sehen den Mangel, jeder möchte so einiges verbessern, und die meisten fordern mehr Geld für das Pflegesystem. Doch kurz darauf tauchen neue politische Themen auf, andere Interessengruppen rufen die Politik lautstark zum Handeln in anderen Belangen auf. An der Situation der Pflege ändert sich im Grunde nichts.
Mit kleineren Reformen hat sich freilich für einige Pflegebedürftige bereits etwas verbessert. Demenzerkrankungen etwa erkennt das jüngste Pflegestärkungsgesetz besser an. Doch mit Blick auf die Herausforderungen, die in den kommenden Jahren auf das Pflegesystem zukommen, sind die Reformen nur Kosmetik. Denn die Frage ist: Wer soll in Zukunft jene betreuen, die selbst nicht zurechtkommen?
Pflegende Angehörige werden es nicht tun – zumindest nicht mehr in diesem Ausmaß. Denn gerade Frauen, die sich traditionell in der Pflege engagiert haben, investieren mehr Zeit ins Berufsleben. Auch Freizeitaktivitäten spielen jetzt eine größere Rolle. Diesen Wandel kann man bedauern oder beklagen.
Auf jeden Fall muss man aber versuchen, einen Übergang zu organisieren. Denn ein System, das so stark von ehrenamtlicher Arbeit abhängig ist, kann in der heutigen Dienstleistungsgesellschaft nicht mehr zeitgemäß sein. Die Politik täte gut daran, es zu reformieren. Und die Bürger sind gefragt, das Wort zu ergreifen und mitzugestalten. Sagen sie klar, wo es fehlt, wird die Politik sie auch hören.