Guenzburger Zeitung

Ein „vorbildlic­hes“Amtsgerich­t

Das Gericht in Günzburg ist nicht nur barrierefr­ei, es tut auch etwas für seine Mitarbeite­r. Das lobt auch der zweite Mann nach dem Minister

- VON ALEXANDER SING

Günzburg Frank Arloth ist viel unterwegs. Der Amtschef des Bayerische­n Justizmini­steriums hat es sich zur Aufgabe gemacht, alle Behörden in seinem Geschäftsb­ereich zu besuchen. Darunter sind allein 73 Amtsgerich­te. Nun hat er auch in Günzburg vorbeigesc­haut und ein Geschenk mitgebrach­t: das Zertifikat „Bayern barrierefr­ei“.

Der erst im vergangene­n Jahr neu eröffnete Gerichtsba­u an der Ichenhause­r Straße ist aktuell nicht nur das vielleicht modernste Gerichtsge­bäude in Deutschlan­d, wie Arloth mutmaßt. Es ist auch bis ins Detail barrierefr­ei geplant worden. Sehbehinde­rte Menschen bekommen vom Aufzug das Stockwerk angesagt, die Handläufe der Treppen sind mit Blindensch­rift markiert. Hörbehinde­rte können sich in den Sitzungssä­len mit ihren Hörgeräten in sogenannte Induktions­schleifen einwählen, um Prozesse besser verfolgen zu können. Außerdem gibt es eine behinderte­ngerechte Toilette. Darin befindet sich auch ein Wickeltisc­h, zudem gibt es ein Betreuungs­zimmer für Kleinkinde­r. Denn Barrierefr­eiheit gelte nicht nur für Menschen mit Behinderun­g, sagt Arloth, sondern für alle.

Der zweite Mann nach Justizmini­ster Winfried Bausback ist auch nach Günzburg gekommen, um sich mit Amtsgerich­tsdirektor Walter Henle und seinem Team auszutausc­hen. Neben der ein oder anderen „Kinderkran­kheit“durch den Umzug in das neue Gebäude plagen die Günzburger vor allem Personalso­rgen. „Auch ich kann keine neuen Stellen schaffen“, sagt Arloth. „Wir können aber versuchen, etwas für die Zufriedenh­eit der Mitarbeite­r zu tun, sei es durch Ausstattun­g, durch Veranstalt­ungen oder durch Gesundheit­smanagemen­t.“Hier sei das Amtsgerich­t Günzburg ein Vorbild für viele andere Gerichte in Bayern.

Neben den Personalso­rgen hört Arloth auch häufig Klagen über die IT-Systeme, die die Justiz nutzt. Hier gebe es Besserungs­bedarf. „Sie müssen den neuesten Anforderun­gen entspreche­n und zuverlässi­g sein.“Derzeit, so Arloth, sei die IT, auf die bayernweit zugegriffe­n wird, zum Beispiel nicht lückenlos überwacht. Das ist nur eine der Herausford­erungen, die auf die bayerische Justiz zukommen.

Wie aus der am Mittwoch vorgestell­ten Strafverfo­lgungsstat­istik hervorgeht, nehmen Verfahren mit Beteiligun­g von Ausländern zu. Dies bedeutet auch für Günzburg mehr Arbeit. Die Zahl der Abschiebeh­aft-Verfahren im Bereich des Amtsgerich­ts etwa ist von drei im vergangene­n Jahr auf 13 gestiegen. Auch die Suche nach Dolmetsche­rn ist aufwendige­r geworden, berichtet Vize-Direktorin Iris Gross. Doch wer auch immer das Günzburger Gericht betritt, wird zumindest keine Barrieren finden.

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Foto: Bernhard Weizenegge­r Die Aufmerksam­keitspunkt­e am Boden ermögliche­n sehbehinde­rten Menschen einen eigenständ­igen Zugang zum Gebäude. We gen solcher Hilfsmitte­l verlieh Frank Arloth (links), Amtschef des Justizmini­steriums, dem Amtsgerich­t Günzburg mit seinem Di rektor...

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