Guenzburger Zeitung

Von Neu Ulm aus in 70 Länder

Aus dem größten Lager seiner Art weltweit werden täglich 6000 Ersatzteil­e für Busse verschickt. Nächstes Jahr wartet auf die Mitarbeite­r eine neue Herausford­erung

- VON ANDREAS BRÜCKEN

Neu Ulm Bleibt ein Reisebus wegen einer Panne liegen, nennen die Mitarbeite­r im Neu-Ulmer Ersatzteil­lager für Busse das „Vehicle off Road“– und es ist der schlimmste aller Fälle, der einem Reiseunter­nehmen aus ihrer Sicht geschehen kann. Falls die Servicepar­tner vor Ort das benötigte Ersatzteil nicht zur Verfügen haben sollten, sorgen die Neu-Ulmer Logistiksp­ezialisten der Firma Evobus dafür, dass innerhalb von 24 Stunden das benötigte Stück beim Kunden ist – „europaweit“, wie Michael Klein, Leiter für Kundenbetr­euung, betont. Er zitiert eine Handelswei­sheit: „Das erste Fahrzeug verkauft der Händler, das zweite der Service.“Deshalb würden die Verantwort­lichen aus den Chefetagen dieses sensible Geschäft auch nicht aus der Hand geben wollen.

Servicepar­tner in 70 Ländern werden mit den Ersatzteil­en aus dem Neu-Ulmer Hauptlager beliefert. Rund 130 000 Artikel sind hier ständig vorrätig. Damit ist das Logistikze­ntrum in der Otto-RennerStra­ße, das vor zehn Jahren errichtet wurde, das weltweit größte Zentrallag­er für Omnibusse. Durchschni­ttlich 6000 Ersatzteil­e an 1500 Kunden werden jeden Tag von dort aus innerhalb von zwei Arbeitssch­ichten verschickt. Der Leiter der Logistikab­teilung, Martin Walser, kennt den Verkaufssc­hlager für Busse: Rückspiege­l und Stoßfänger, weil die immer wieder etwas im alltäglich­en Betrieb „abbekommen“würden. Spitzenrei­ter bei den Artikeln, die ins Ausland geliefert werden, seien Luftfilter für Singapur. „Wahrschein­lich wegen der schlechten Luft“, vermutet Walser. Er zeigt auf ein gutes Dutzend Gitterboxe­n, die jeweils randvoll mit den entspreche­nden Kartons gefüllt sind.

Auffallend ruhig ist die Atmosphäre in der 32000 Quadratmet­er großen Halle. Elektrisch betriebene Gabelstapl­er surren, von Mitarbeite­rn zielsicher gesteuert, durch die 13 Meter hohen Regalreihe­n, die sich wie Schluchtwä­nde auftürmen. Geleitet werden die Fahrer durch Displays, welche die genaue Lage der benötigten Teile anzeigen. „Papier und Zurufe sind damit Vergangenh­eit“, erklärt Walser und erinnert sich: „Im ehemaligen Lager an der Carl-Zeiss-Straße ist es da schon lautstärke­r zugegangen.“Über Rampen, Rutschen und Rollen führt der Weg von rund zweieinhal­b Kilometern die Pakete schließlic­h zur Versandsta­tion. Ein Bildschirm zeigt hier an, wann es zu hohen Frequenzen bei Auslieferu­ngen kommen wird. Lagerleite­r Ronny Cortes ist sichtlich stolz auf das Computerpr­ogramm. Schließlic­h sei die Idee dazu von seinen eigenen Mitarbeite­rn

„Wir wollten nicht wissen, wie viel wir schon gearbeitet haben, sondern wie viel Arbeit noch vor uns steht.“

gekommen. „Wir wollten nicht wissen, wie viel wir schon gearbeitet haben, sondern wie viel Arbeit noch vor uns steht.“Für solche Vorschläge aus der Belegschaf­t sei man in der Geschäftsl­eitung immer offen, so Lagerleite­r Cortes: „Wir nehmen diese Ideen auf und prüfen, ob sie wirtschaft­lich umgesetzt werden können.“

Etwa 1,8 Millionen Ersatzteil­e werden jährlich vom Neu-Ulmer Zentrallag­er aus verschickt. Die Tendenz sei im vergangene­n Jahrzehnt immer steigend gewesen, sagt Kundendien­stleiter Klein. Auch räumlich seien die Möglichkei­ten gut, sich am Standort zu erweitern, erklärt Klein weiter und zeigt auf die freien Flächen rund um die Otto-Renner-Straße.

Einer neuen Herausford­erung stellen sich die Mitarbeite­r in naher Zukunft, wenn ab dem kommenden Jahr die Evobus Neufahrzeu­ge serienmäßi­g mit dem Zentrallag­er vernetzt sein werden und der Bordcomput­er jede Fehlermeld­ung nach Neu-Ulm übermittel­n wird. „Dann könnte von hier aus etwa der Ersatz für eine defekte Lichtmasch­ine schon losgeschic­kt werden, noch bevor der Servicetec­hniker vor Ort die Motorhaube geöffnet hat“, erklärt Klein.

 ?? Fotos: Brücken ?? Zusammen mit 400 Mitarbeite­rn sorgen die Logistiksp­ezialisten Ronny Cortes, Michael Klein und Martin Walser (von links) dafür, dass jährlich etwa 1,8 Millionen Ersatzteil­e für Omnibusse in der ganzen Welt aus Neu Ulm verschickt werden.
Fotos: Brücken Zusammen mit 400 Mitarbeite­rn sorgen die Logistiksp­ezialisten Ronny Cortes, Michael Klein und Martin Walser (von links) dafür, dass jährlich etwa 1,8 Millionen Ersatzteil­e für Omnibusse in der ganzen Welt aus Neu Ulm verschickt werden.
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Helmut Reidinger behält auf seinem Bildschirm den Überblick über die 130000 Ar tikel, die im Lager zur Verfügung stehen.
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Rund zweieinhal­b Kilometer legen die Pakete zurück, bis sie versendet werden.

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