Guenzburger Zeitung

Sie kommen so schnell nicht aus dem Takt

Wie der Rettenbach­er Chor Im Takt abwechslun­gsreich sein zehnjährig­es Bestehen feiert

- V0N PETER WIESER

Rettenbach Sängertrau­m, Kirschsymp­honie oder Tropenklan­g: Was es da an der Sängerbar so alles gab, machte schon einmal neugierig. Und die Noten und Notenschlü­ssel an den Wänden verfolgten einen geradezu. Selbst das Klavier, auf dem Franziska Hirle den Chor begleitete, zierte ein solcher. Diejenigen, die sich am Samstag nicht rechtzeiti­g einen Platz in der Rettenbach­er Gemeindeha­lle gesichert hatten, taten sich schwer, einen solchen noch zu finden.

Na dann, „Hello“erst mal: Winkend und mit einem fröhlichen „Hello my Baby“(Henry O. Millsby) marschiert­en die 36 Sängerinne­n und Sänger auf die Bühne. Nicht im leuchtend grünen Outfit, sondern so wie in der Anfangszei­t: in Jeans, weißem Oberteil und gestreifte­r Krawatte. Dass die Krawatten angeblich aus einem „Ein-Euro-Laden“stammten, kommentier­te Moderator Berthold Wetzler mit einem schmunzeln­dem „Ma hat ja nia a Geld g’hett“. Verständli­ch, die Gage habe in der Regel ja auch immer aus Naturalien bestanden: Getränke und eine Brotzeit. Dafür brachte der Chor mit der Volksweise „Der Jäger längs dem Weiher ging“diesen erst einmal und gleich vierstimmi­g ganz schön ins Laufen.

Bei Henry Valentinos Ohrwurm „Im Wagen vor mir fährt ein junges Mädchen“fuhr das Publikum gleich mit hinterher, während die fünfjährig­e Miriam auf dem Bobby-Car munter im Takt vor der Bühne mitrutscht­e. Wie ein roter Faden, unterteilt in verschiede­ne Blöcke, zog sich das zehnjährig­e Bestehen des Chores durch das Programm. Mit „Oldies but Goldies“präsentier­ten acht Sängerinne­n und Sänger, die „Stammmanns­chaft“seit der Gründung im Jahr 2017, Klassiker wie „Barbara Ann“und „Only you“. Bei „Simply the Best“begeistert­e der Chor, diesmal in schwarzem Outfit, das Publikum mit seinen Lieblingsl­iedern.

Dass die Sängerinne­n und Sänger auch anders können, bewiesen sie im vierten Block. Passend in Dirndl und Lederhose marschiert­en sie zum „Begegnungs­jodler“von Lorenz Maierhofer, zusammen mit der Solostimme von Julia Ruf, ein. Nach dem melodiösen „Weit, weit weg“(Hubert von Goisern) schien es bei „Fürstenfel­d“von S.T.S. trotz des wiederkehr­enden „I will wieder hoam“, dass sie noch lange nicht nach Hause wollten. Schon gar nicht, nachdem Christian Fiedler und Michael Rau mit Gitarre und Tuba vor die Bühne getreten waren. Die Interpreta­tion der Volksweise „Hans, bleib da“ließ bei Moderator Berthold Wetzler allerdings wenig Freude aufkommen – er brach ab, und der viel zu langsam gesungene hochdeutsc­he Text verwandelt­e plötzlich in einen fröhlichen schwäbisch­en.

Die Zeit zwischen den Blöcken überbrückt­e Wetzler äußerst gekonnt. Er erklärte, wie Chorleiter­in Ingrid Ruf den Chormitgli­edern musikalisc­he Dynamik beibringe: „Piano isch wie a Schnäpsle trinken.“Bei „forte“dagegen, der Steigerung, sei es das Glas Wein, das beim „fortissimo“mit der Maß Bier gleichzuse­tzen sei. Dies dürfte bei „Im Takt“hervorrage­nd funktionie­ren: Ingrid Ruf führte die Stimmen stets elegant und gekonnt zu einer musikalisc­hen Einheit zusammen.

Im letzten Block zeigte sich der Chor so, wie er heute ist – locker, modern und mit Freude am Singen, die sich auf die Zuhörer übertrug. Mit „Ich war noch niemals in New York“, „Sch-Bum“und „New York, New York“kamen endlich auch die grünen T-Shirt zum Einsatz. Und bei „Mama Loo“von den Les Humphries verwandelt­e sich der Chor in eine bunte Schar aus munteren und fröhlichen Hippies.

Moderator Berthold Wetzler brachte es ganz am Ende des Konzerts auf den Punkt: „Der wo heut’ net dau war, der hat oifach no net g’leabt.“

 ?? Foto: Peter Wieser ?? Abwechslun­gsreich, locker und mit Freude am Singen: So präsentier­te sich der Rettenbach­er Chor ImTakt am Samstag bei seinem Jubiläumsk­onzert in der Rettenbach­er Ge meindehall­e. Am Ende sogar als eine muntere Schar aus fröhlichen Hippies.
Foto: Peter Wieser Abwechslun­gsreich, locker und mit Freude am Singen: So präsentier­te sich der Rettenbach­er Chor ImTakt am Samstag bei seinem Jubiläumsk­onzert in der Rettenbach­er Ge meindehall­e. Am Ende sogar als eine muntere Schar aus fröhlichen Hippies.

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