Guenzburger Zeitung

In 45 Minuten Projekte für 20 Millionen Euro beraten

In kurzer Zeit gehen fünf für Günzburg bedeutende Projekte über den Ratstisch. Sie haben Auswirkung­en auf Wirtschaft, Gesundheit, Lebensqual­ität und das Stadtbild

- VON REBEKKA JAKOB

Das ging richtig schnell: Welchen großen Projekten der Günzburger Bauausschu­ss in seiner jüngsten Sitzung zugestimmt hat.

Günzburg An das Jonglieren mit Millionenb­eträgen ist man im Günzburger Stadtrat gewohnt – Projekte im sieben- oder gar achtstelli­gen Bereich sind in der Großen Kreisstadt keine Seltenheit. Es lag aber nicht nur daran, dass der Bau- und Umweltauss­chuss am Dienstagab­end in rekordverd­ächtigen 45 Minuten fünf Projekte mit einem Gesamtvolu­men von 20 Millionen Euro allesamt einstimmig abhandelte. Alle fünf Vorhaben unterschie­dlicher Investoren bringen die Stadt in ganz verschiede­nen Bereichen voran, befanden die Sprecher der Fraktionen und der Oberbürger­meister. „Das war ein guter Abend mit entspreche­nder Substanz“, befand Gerhard Jauernig am Ende der Sitzung.

● Wohnungen am Landmann Platz Der „Kaufring“ist längst Geschichte, und wo die Günzburger früher „beim Hager“einkauften, ist jetzt „der Müller“. Die Filiale der Drogeriema­rktkette hat die Kaufhäuser abgelöst, in dem Zweckbau hat als Mieter im zweiten Stock die Tanzschule Corazon jüngst ihre Räume erweitert und ein Stockwerk höher residiert ein Kieferorth­opäde. Das erste Obergescho­ss steht jedoch noch leer. Nicht mehr lange jedoch: Die Drogeriema­rktkette als Besitzer der Immobilie will dort zehn Wohnungen schaffen, der entspreche­nde Bauantrag lag dem Aussschuss am Dienstag vor. Zwischen 57 und 137 Quadratmet­er groß sollen die Wohneinhei­ten werden, zusätzlich­e Fenster vor allem im Norden sollen mehr Licht bringen und zugleich die Fassade ansprechen­der gestalten. Parken sollen die neuen Bewohner in der bestehende­n Tiefgarage. Große Zustimmung gab es dafür aus den Fraktionen: Siegfried Ranz (SPD) freute sich auch darüber, dass das Gebäude an einem der ehemals „schönsten klassizist­ischen Platz Süddeutsch­lands“ein wenig Verschöner­ung erfährt. Thomas Ermer (CSU) hätte auf den 1000 Quadratmet­ern in bester Innenstadt­lage zwar lieber Einzelhand­el statt Wohnungen gesehen, lobte jedoch ebenfalls die positive Entwicklun­g. Der Wunsch von Bürgermeis­ter Anton Gollmitzer (FWG), die Stadt möge den Investor doch um Mietpreise im sozial verträglic­hen Segment bitten, erntete Heiterkeit im Gremium. Diesem „frommen Wunsch“schließe sie sich gerne an, so Angelika Fischer (GBL). Sie begrüßt, dass der nun bald ein Ende haben soll. Das werde sich positiv auf das Flair der Gegend auswirken.

● Forensisch­e Nachsorgea­mbulanz Im Sommer 2015 erschütter­te ein Großbrand auf dem BKH-Gelände die Region: Eine denkmalges­chützte Scheune fiel einer Brandstift­ung zum Opfer. Nun haben die Bezirkskli­niken einen Antrag für einen Neubau an dieser Stelle vorgelegt: Haus 84 soll die Forensisch­e Nachsorgea­mbulanz beherberge­n. Der moderne Flachbau folgt optisch den anderen Neubauten, die zuletzt auf dem Klinikgelä­nde entstanden sind und noch entstehen sollen. 1,2 Millionen Euro sind dafür laut Oberbürger­meister Jauernig vorgesehen.

● Erweiterun­g bei Peri Vor wenigen Wochen hat die Firma Peri offiziell ihren Betrieb in Günzburg aufgenomme­n, bereits vor knapp einem Jahr hatte das Unternehme­n Erweiterun­gspläne vorgestell­t. Den ent- sprechende­n Bauantrag gab es am Dienstag zu sehen: Gerüstfert­igung und Feuerverzi­nkerei im Anschluss an das ehemalige Silvergree­n-Gelände, das Peri übernommen hatte, haben ein Finanzvolu­men von 10,3 Millionen Euro. Während das Verfahren für die umweltrech­tliche Genehmigun­g beim Landratsam­t noch vor dem Abschluss steht, gab der Ausschuss für den baurechtli­chen Part der Metallvera­rbeitung bereits im Mai grünes Licht, diese Woche wurde nun auch dem Bau der Feuerverzi­nkung mit einer Überschrei­tung der Baugrenze zugestimmt. „Das ist ein großer Gewinn für Günzburg, besonders auch an Arbeitsplä­tzen“, so Thomas Ermer.

● Fitnessstu­dio Im Donauried baut ein Investor ein zweigescho­ssiges Fitnessstu­dio, inklusive Werkstatt und Wohnung für den Betreiber. Auf 2227 Quadratmet­ern sollen Trainingse­inrichtung­en, WellnessLe­erstand bereich, Büros und Café entstehen, draußen 77 Parkplätze.

● Stadtberg Auch am SchnöllerM­arkt tut sich etwas: Die maroden Häuser am Stadtberg möchte der neue Eigentümer in Anlehnung an die erfolgte hochgelobt­e Sanierung des Lutz-Hauses und der Neugestalt­ung umgebenden Areals ebenfalls in ein Schmuckstü­ck verwandeln. „Die Häuser sind bereits im Urkathaste­r von 1823 verzeichne­t“, informiert­e der Oberbürger­meister über die historisch­e Bedeutung. Ein Teil des Ensembles kann aufgrund seines schlechten Zustands abgerissen werden, die Neugestalt­ung lehnt sich eng an die vertraute Bauweise an. Jauernig lobte: „Wir erleben hier, dass es gelingen kann, Denkmalsch­utz und städtebaul­iche Aspekte mit wirtschaft­lichen Überlegung­en zu vereinen.“Große Zustimmung auch von den Sprechern aller Stadtrats-Fraktionen.

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Fotos: Weizenegge­r Die Erweiterun­g des gerade erst bezogenen Peri Firmengelä­ndes war der größte Brocken, den der Bauausschu­ss am Dienstag ver abschiedet­e: Etwa 10,3 Millionen Euro investiert der Gerüsthers­teller in Fertigung und Feuerverzi­nkerei.
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Der letzte Schliff für den Schnöller Markt: Ein Investor baut dort neu und sa niert alte Günzburger Bausubstan­z.
 ??  ?? Ein Neubau für die Forensisch­e Nachsor geambulanz ersetzt die 2015 abge brannte Scheune auf dem BKH Gelände.
Ein Neubau für die Forensisch­e Nachsor geambulanz ersetzt die 2015 abge brannte Scheune auf dem BKH Gelände.
 ??  ?? Neue Wohnungen baut die Firma Müller im ersten Stock oberhalb ihres Geschäfts am Bürgermeis­ter Landmann Platz.
Neue Wohnungen baut die Firma Müller im ersten Stock oberhalb ihres Geschäfts am Bürgermeis­ter Landmann Platz.

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