In 45 Minuten Projekte für 20 Millionen Euro beraten
In kurzer Zeit gehen fünf für Günzburg bedeutende Projekte über den Ratstisch. Sie haben Auswirkungen auf Wirtschaft, Gesundheit, Lebensqualität und das Stadtbild
Das ging richtig schnell: Welchen großen Projekten der Günzburger Bauausschuss in seiner jüngsten Sitzung zugestimmt hat.
Günzburg An das Jonglieren mit Millionenbeträgen ist man im Günzburger Stadtrat gewohnt – Projekte im sieben- oder gar achtstelligen Bereich sind in der Großen Kreisstadt keine Seltenheit. Es lag aber nicht nur daran, dass der Bau- und Umweltausschuss am Dienstagabend in rekordverdächtigen 45 Minuten fünf Projekte mit einem Gesamtvolumen von 20 Millionen Euro allesamt einstimmig abhandelte. Alle fünf Vorhaben unterschiedlicher Investoren bringen die Stadt in ganz verschiedenen Bereichen voran, befanden die Sprecher der Fraktionen und der Oberbürgermeister. „Das war ein guter Abend mit entsprechender Substanz“, befand Gerhard Jauernig am Ende der Sitzung.
● Wohnungen am Landmann Platz Der „Kaufring“ist längst Geschichte, und wo die Günzburger früher „beim Hager“einkauften, ist jetzt „der Müller“. Die Filiale der Drogeriemarktkette hat die Kaufhäuser abgelöst, in dem Zweckbau hat als Mieter im zweiten Stock die Tanzschule Corazon jüngst ihre Räume erweitert und ein Stockwerk höher residiert ein Kieferorthopäde. Das erste Obergeschoss steht jedoch noch leer. Nicht mehr lange jedoch: Die Drogeriemarktkette als Besitzer der Immobilie will dort zehn Wohnungen schaffen, der entsprechende Bauantrag lag dem Aussschuss am Dienstag vor. Zwischen 57 und 137 Quadratmeter groß sollen die Wohneinheiten werden, zusätzliche Fenster vor allem im Norden sollen mehr Licht bringen und zugleich die Fassade ansprechender gestalten. Parken sollen die neuen Bewohner in der bestehenden Tiefgarage. Große Zustimmung gab es dafür aus den Fraktionen: Siegfried Ranz (SPD) freute sich auch darüber, dass das Gebäude an einem der ehemals „schönsten klassizistischen Platz Süddeutschlands“ein wenig Verschönerung erfährt. Thomas Ermer (CSU) hätte auf den 1000 Quadratmetern in bester Innenstadtlage zwar lieber Einzelhandel statt Wohnungen gesehen, lobte jedoch ebenfalls die positive Entwicklung. Der Wunsch von Bürgermeister Anton Gollmitzer (FWG), die Stadt möge den Investor doch um Mietpreise im sozial verträglichen Segment bitten, erntete Heiterkeit im Gremium. Diesem „frommen Wunsch“schließe sie sich gerne an, so Angelika Fischer (GBL). Sie begrüßt, dass der nun bald ein Ende haben soll. Das werde sich positiv auf das Flair der Gegend auswirken.
● Forensische Nachsorgeambulanz Im Sommer 2015 erschütterte ein Großbrand auf dem BKH-Gelände die Region: Eine denkmalgeschützte Scheune fiel einer Brandstiftung zum Opfer. Nun haben die Bezirkskliniken einen Antrag für einen Neubau an dieser Stelle vorgelegt: Haus 84 soll die Forensische Nachsorgeambulanz beherbergen. Der moderne Flachbau folgt optisch den anderen Neubauten, die zuletzt auf dem Klinikgelände entstanden sind und noch entstehen sollen. 1,2 Millionen Euro sind dafür laut Oberbürgermeister Jauernig vorgesehen.
● Erweiterung bei Peri Vor wenigen Wochen hat die Firma Peri offiziell ihren Betrieb in Günzburg aufgenommen, bereits vor knapp einem Jahr hatte das Unternehmen Erweiterungspläne vorgestellt. Den ent- sprechenden Bauantrag gab es am Dienstag zu sehen: Gerüstfertigung und Feuerverzinkerei im Anschluss an das ehemalige Silvergreen-Gelände, das Peri übernommen hatte, haben ein Finanzvolumen von 10,3 Millionen Euro. Während das Verfahren für die umweltrechtliche Genehmigung beim Landratsamt noch vor dem Abschluss steht, gab der Ausschuss für den baurechtlichen Part der Metallverarbeitung bereits im Mai grünes Licht, diese Woche wurde nun auch dem Bau der Feuerverzinkung mit einer Überschreitung der Baugrenze zugestimmt. „Das ist ein großer Gewinn für Günzburg, besonders auch an Arbeitsplätzen“, so Thomas Ermer.
● Fitnessstudio Im Donauried baut ein Investor ein zweigeschossiges Fitnessstudio, inklusive Werkstatt und Wohnung für den Betreiber. Auf 2227 Quadratmetern sollen Trainingseinrichtungen, WellnessLeerstand bereich, Büros und Café entstehen, draußen 77 Parkplätze.
● Stadtberg Auch am SchnöllerMarkt tut sich etwas: Die maroden Häuser am Stadtberg möchte der neue Eigentümer in Anlehnung an die erfolgte hochgelobte Sanierung des Lutz-Hauses und der Neugestaltung umgebenden Areals ebenfalls in ein Schmuckstück verwandeln. „Die Häuser sind bereits im Urkathaster von 1823 verzeichnet“, informierte der Oberbürgermeister über die historische Bedeutung. Ein Teil des Ensembles kann aufgrund seines schlechten Zustands abgerissen werden, die Neugestaltung lehnt sich eng an die vertraute Bauweise an. Jauernig lobte: „Wir erleben hier, dass es gelingen kann, Denkmalschutz und städtebauliche Aspekte mit wirtschaftlichen Überlegungen zu vereinen.“Große Zustimmung auch von den Sprechern aller Stadtrats-Fraktionen.