Guenzburger Zeitung

Berliner Islamist bunkert Kriegswaff­en

Zahlreiche Gewehre, Pistolen und Revolver sowie tausende Schuss Munition bei 40-Jährigem gefunden. Der Deutschtür­ke verkehrt in einer Moschee, die im Visier des Verfassung­sschutzes steht. Behörden befürchtet­en Anschlag

- VON BERNHARD JUNGINGER

Berlin Ein Maschineng­ewehr, eine Maschinenp­istole, zwei Schnellfeu­ergewehre, etliche weitere Gewehre, zahlreiche Pistolen und Revolver: Die Liste der Waffen, die bei einem mutmaßlich­en Islamisten in Berlin gefunden wurden, ist so lang, dass eine Sprecherin der Generalsta­atsanwalts­chaft gestern noch gar keinen Überblick über genaue Zahlen hatte. Sicher ist: Zum Teil handelt es sich um Kriegswaff­en mit extrem hoher Feuerkraft. Außerdem haben die schwer bewaffnete­n Einsatzkrä­fte bei der Razzia in der Nacht zum Mittwoch rund 20000 Schuss Munition verschiede­ner Kaliber beschlagna­hmt.

Laut Polizei und Staatsanwa­ltschaft hat es Anlass zur Besorgnis gegeben, dass das gewaltige Waffenarse­nal für Anschläge genutzt werden könnte. In der deutschen Hauptstadt, die den Schock des Anschlags auf den Weihnachts­markt, bei dem im vergangene­n Dezember zwölf Menschen mit einem Lastwagen getötet wurden, noch nicht überwunden hat, lässt diese Nachricht viele Bürger erschauder­n. In die Erleichter­ung über den erfolgreic­hen Polizeiein­satz, der möglicherw­eise ein Attentat verhindert hat, mischt sich die bange Frage, wie Islamisten an Kriegswaff­en kommen können – und ob der brisante Fund vielleicht nur die Spitze eines Eisbergs darstellt. All dies wollen die Ermittler nun klären.

Die groß angelegte Durchsuchu­ngsaktion fand in vier Objekten in den Berliner Bezirken Reinickend­orf und Charlotten­burg-Wilmersdor­f statt. In einem Wasserpfei­fenLokal („Shisha-Bar“) in Kreuzberg traf die Polizei den 40-jährigen mutmaßlich­en Besitzer des Waffenarse­nals an, er leistete bei seiner Festnahme keinen Widerstand. Bei dem Verdächtig­en handelt es sich um einen deutschen Staatsange­hörigen mit türkischen Wurzeln. Nach Angaben der Generalsta­atsanwalts­chaft war der vorbestraf­te Mann regelmä- ßiger Besucher einer Moschee, die wegen Islamismus-Verdachts bereits seit geraumer Zeit vom Staatsschu­tz beobachtet wird.

Ins Visier der Polizei geraten war der Beschuldig­te aber zunächst nicht wegen möglicher Verstricku­ngen in islamistis­che Umtriebe, sondern bei Ermittlung­en in einem anderen Fall, bei dem es um Drogenund Waffendeli­kte geht. Dabei hätten sich dann die Hinweise ergeben, dass der 40-Jährige Zugang zu Kriegswaff­en haben könnte.

Zuletzt sei bei dem Mann eine „gesteigert­e Gewaltbere­itschaft im familiären Umfeld“erkennbar gewesen, sodass sich die Ermittler zum Zugriff entschiede­n hätten. „Erkenntnis­se für ein konkretes Anschlagsv­orhaben“lägen bislang nicht vor. Doch die Ermittler mussten fürchten, dass die Waffen für einen Anschlag verwendet werden könnten. Deshalb hat die Generalsta­atsanwalts­chaft die Ermittlung­en an sich gezogen. Dem Festgenomm­enen, der gestern dem Haftrichte­r vorgeführt wurde, werden nun zunächst verschiede­ne Verstöße gegen das Waffenrech­t vorgeworfe­n, darunter auch ein Verstoß gegen das Kriegswaff­enkontroll­gesetz.

Der Fall spielt sich offenbar in einem Umfeld ab, in dem sich kriminelle Strukturen und Islamismus immer stärker vermischen. Nach Informatio­nen aus Berliner Behördenkr­eisen gibt es immer mehr Hinweise, dass gewaltbere­ite Islamisten ihre Aktivitäte­n etwa durch Drogenhand­el im großen Stil finanziere­n. Auch Anis Amri, der Attentäter vom Breitschei­dplatz, war immer wieder als Drogenhänd­ler aufgefalle­n, gleichzeit­ig galt er als islamistis­cher Gefährder. Bei den Behörden hieß es, dass Amri vor der Tat den Eindruck erweckt habe, dass er sich vom radikalen Islamismus wegbewege und sich eher dem Drogenhand­el zuwende. Doch wie der schrecklic­he Anschlag des Tunesiers, der zwölf Todesopfer forderte, zeigt, schließen sich Terror und Rauschgift­handel keineswegs aus.

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Foto: Polizei Berlin, dpa Diese beiden Schnellfeu­ergewehre, mutmaßlich vom russischen Kalaschnik­ow Typ AKAMS, zählen zu dem Waffenarse­nal, das die Berliner Polizei bei dem 40 jährigen Islamisten sicherstel­len konnte.

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