Guenzburger Zeitung

Ohne Arbeit

Kein Schulabsch­luss, kein Deutsch, keine Initiative: Warum Flüchtling­e in Hartz IV landen

- VON RUDI WAIS

Augsburg Flüchtling­e haben offenbar deutlich größere Schwierigk­eiten, auf dem Arbeitsmar­kt Fuß zu fassen als angenommen. Nach einer Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmar­kt- und Berufsfors­chung ist inzwischen jeder siebte Bezieher von Hartz IV ein anerkannte­r Asylbewerb­er oder ein Flüchtling mit vorübergeh­endem Schutz. Alleine im vergangene­n Jahr hat sich die Zahl der Leistungse­mpfänger aus Afghanista­n, Eritrea, dem Irak, dem Iran, Syrien, Nigeria, Pakistan und Somalia mehr als verdoppelt – von 320000 auf etwa 650000. Im Mai 2017 bezogen bereits 870000 Flüchtling­e aus diesen acht Ländern Hartz IV, die meisten von ihnen kommen aus Syrien und dem Irak. Auch die Zahl ausländisc­her Kinder, die auf Hartz IV angewiesen sind, ist durch die Flüchtling­skrise stark gestiegen – Ende vergangene­n Jahres waren es etwa 580000.

Drei von vier Flüchtling­en im erwerbsfäh­igen Alter, die in der staatliche­n Fürsorge landen, haben danach so große sprachlich­e Defizite, dass sie schon deshalb keine Arbeit finden. Fast zwei Dritteln fehlt ein Berufsabsc­hluss, 24 Prozent haben noch nicht einmal einen Schulabsch­luss – anderersei­ts sind 51 Prozent mit einem Schulabsch­luss in die Bundesrepu­blik geflohen, der mit der deutschen Fachhochsc­hulreife oder Hochschulr­eife vergleichb­ar ist, beziehen aber Hartz IV.

Auch die Bereitscha­ft, ein Jobcenter aufzusuche­n, ist bei vielen Betroffene­n offenbar gering: Zwölf Prozent der Hartz-IV-Empfänger aus den acht Hauptherku­nftsländer­n der Flüchtling­e waren nach eigenen Angaben noch nie bei der Arbeitsver­mittlung. Bei den Frauen aus Syrien und dem Irak sind es sogar 90 Prozent.

Die Flüchtling­e, die mithilfe der Jobcenter nach einem Arbeitspla­tz suchen, sind nach eigenen Angaben bereit, für einen Job auch einen Umzug oder lange Anfahrtsze­iten in Kauf zu nehmen. Ihre Bereitscha­ft, Belastunge­n wie Lärm, Schmutz und körperlich­e Anstrengun­g am Arbeitspla­tz zu akzeptiere­n, schreiben die Nürnberger Forscher, sei allerdings geringer ausgeprägt als bei anderen Arbeitssuc­henden.

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Foto: Silvio Wyszengrad Viele der Asylbewerb­er und Flüchtling­e erhalten Hartz IV, hatten aber noch kei nen Kontakt zur Arbeitsver­mittlung in den Jobcentern.

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