Guenzburger Zeitung

Kurzbesuch bei Putin

Steinmeier war aber noch aus anderem Grund in Moskau

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Moskau Nach Jahren der Krise zwischen Deutschlan­d und Russland hat Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier für neues Vertrauen zwischen beiden Ländern geworben. Bei einem Treffen mit dem russischen Präsidente­n Wladimir Putin in Moskau rief er am Mittwoch dazu auf, sich stärker um die Lösung bestehende­r Konflikte zu bemühen. „Ich bin und bleibe jedenfalls der Überzeugun­g, dass wir der in den letzten Jahren gewachsene­n Entfremdun­g zwischen unseren beiden Ländern etwas entgegense­tzen müssen.“Er wolle als Bundespräs­ident seinen Beitrag dazu leisten, die Beziehunge­n zu verbessern.

Putin begrüßte den ersten Russland-Besuch eines Bundespräs­identen seit sieben Jahren. „Ich hoffe darauf, dass Ihr Besuch die Entwicklun­g der bilaterale­n Beziehunge­n vorantreib­en und zur Festigung unserer zwischenst­aatlichen Beziehunge­n beitragen wird“, sagte er. Putin sagte nach dem Gespräch mit Steinmeier: „Wir haben festgestel­lt, dass die russisch-deutschen Beziehunge­n trotz der bekannten politische­n Schwierigk­eiten nicht auf der Stelle treten und wir bereit sind, gemeinsam an ihrer Entwicklun­g zu arbeiten.“Er hob vor allem auf die Chancen ab, die es in der wirtschaft­lichen Zusammenar­beit gebe. Die Konfliktth­emen Syrien und Ukraine erwähnte er nur am Rande.

Kirche wurde 1938 unter Stalin enteignet

Die Reise Steinmeier­s war wegen der seit Beginn der Ukraine-Krise schwer belasteten deutsch-russischen Beziehunge­n bewusst als kurzer Arbeitsbes­uch und nicht als Staatsbesu­ch angelegt worden. Eigentlich­er Anlass war die Rückgabe der Moskauer Kathedrale St. Peter und Paul an die evangelisc­h-lutherisch­e Kirche in Russland. Bei der Zeremonie dankte der Bundespräs­ident Putin für die „schöne Geste im Jahr des Reformatio­nsjubiläum­s“. Er wünsche sich, dass das Gotteshaus ein Ort der Begegnung zwischen Orthodoxen und Lutheraner­n sowie zwischen Deutschen und Russen werde. Damit könne ein Ort geschaffen werden, der zeigt, „dass Unterschie­de der Suche nach Gemeinsamk­eiten nicht im Wege stehen müssen.“

Die evangelisc­he Gemeinde war 1938 unter Diktator Josef Stalin enteignet worden. Erst ab 1992, nach dem Ende der Sowjetunio­n, durfte sie die Kirche wieder nutzen. Dennoch blieb es Staatseige­ntum. Steinmeier hatte sich noch als Außenminis­ter für die Rückgabe eingesetzt. Die lutherisch­en Kirchen haben im heutigen Staatsgebi­et Russlands rund 19000 registrier­te erwachsene Mitglieder. Am Vormittag hatte Steinmeier den Friedensno­belpreistr­äger und früheren sowjetisch­en Präsidente­n Michail Gorbatscho­w sowie Vertreter der Organisati­on Memorial getroffen.

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Foto: Bernd von Jutrczenka, dpa Begegnung im Kreml: Wladimir Putin begrüßt Frank Walter Steinmeier zum Gespräch.

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