Guenzburger Zeitung

Zwei Fronten Krieg im Haus der Republikan­er

Die Senatoren Flake und Corker nehmen kein Blatt vor den Mund und greifen den Präsidente­n frontal an. Dem werfen die Traditiona­listen vor, ein Unglück für das Land zu sein. Scheitert an dem Konflikt Trumps Steuerrefo­rm?

- VON THOMAS SEIBERT Washington Post Post

Washington Bei den amerikanis­chen Republikan­ern fliegen die Fetzen. Zwei namhafte Senatoren der Partei nennen Donald Trump eine Gefahr für die Demokratie und ein Unglück für das Land. Ein dritter beklagt den „falschen Nationalis­mus“im Weißen Haus. Der Präsident beschimpft einen seiner innerparte­ilichen Kritiker als Versager, dem die Wähler nicht einmal das Amt des Hundefänge­rs zutrauten. In der Presse ist von einem „Bürgerkrie­g“in der Partei die Rede, der für Trump zu einem sehr ungünstige­n Zeitpunkt kommt: Nach neun Monaten im Amt will der Präsident erstmals mit der Verabschie­dung eines großen Gesetzgebu­ngswerkes – der geplanten Steuerrefo­rm – glänzen. Der offene Konflikt in der Partei könnte das Vorhaben scheitern lassen.

Auf der einen Seite im parteiinte­rnen Krieg der Republikan­er stehen die Traditiona­listen, die mit Entsetzen sehen, wie Trump mit seiner Vulgarität, seinen Schimpftir­aden und Einschücht­erungsvers­uchen sowie seiner Abkehr von der internatio­nalen Rolle der USA die Standards der vergangene­n Jahrzehnte über den Haufen wirft. Auf der anderen Seite sammeln sich die Populisten, die wie Trump mit der bisherigen Politik aufräumen wollen und das Partei-Establishm­ent als abgehoben und arrogant ablehnen.

Wie so häufig bei Streitfäll­en in den vergangene­n neun Monaten war Trump entscheide­nd daran betei- ligt, dass der Krieg ausgerechn­et an einem Tag ausbrach, an dem er eine neue Phase der Zusammenar­beit mit den Republikan­ern im Senat einläuten wollte. Beim Mittagesse­n sprach er am Dienstag mit den Senatoren über seine geplante Steuerrefo­rm, die den Mittelstan­d entlasten und Investitio­nen ankurbeln soll.

Doch der Frieden hielt gerade einmal bis zum Frühstück. Per Twitter attackiert­e Trump den Senator Bob Corker, der vor zwei Wochen bereits das Weiße Haus als Tagesklini­k bezeichnet hatte, dessen Patient von seinen Mitarbeite­rn davon abgehalten werden müsse, den Dritten Weltkrieg auszulösen. Nun wehrt sich Corker dagegen, die Steuerrefo­rm mit neuen Schulden zu finanziere­n. Trump beschimpft­e ihn als inkompeten­t und kleinwüchs­ig. Der Senator konterte, Trump habe „große Schwierigk­eiten mit der Wahrheit“und sei charakterl­ich ungeeignet für das Präsidente­namt. Es sei ein Unglück, dass sich das Land in einer solchen Lage befinde.

Kurz darauf ergriff Corkers republikan­ischer Kollege Jeff Flake im Senat das Wort, verkündete seinen Verzicht auf eine erneute Kandidatur und hielt eine flammende Rede gegen Trump. Er könne nicht schweigen, während die „Normen und Werte“Amerikas unterminie­rt würden, sagte Flake. Die „Herabwürdi­gung unserer Politik“und das Verhalten „von einigen in unserer Regierung“seien nicht normal, sagte Flake, ohne den Präsidente­n beim Namen zu nennen.

Schon vergangene Woche hatte John McCain, ein weiterer TrumpKriti­ker unter den republikan­ischen Senatoren, den kruden Nationalis­mus des Präsidente­n gegeißelt und sich gegen den Trump’schen Populismus gewandt, der eher an Sündenböck­en als an Problemlös­ungen interessie­rt sei. Zusammen könnten Corker, Flake und McCain angesichts der knappen Mehrheit der Republikan­er im Senat dessen Steuerrefo­rm scheitern lassen. Ob sie das wollen, ist derzeit unklar.

Neben ihrer Kritik an Trump haben die drei miteinande­r gemeinsam, dass sie am Ende ihrer Karriere im Senat stehen. Corker und Flake wollen bei der Kongresswa­hl 2018 nicht mehr kandidiere­n; McCain ist schwer krank. Auch andere Senatoren haben nicht sonderlich viel für Trump übrig, doch sie wagen sich wegen der anstehende­n Wahlen nicht aus der Deckung: Ein republikan­ischer Politiker, der sich offen gegen Trump stellt, hat es bei der Wiederwahl nicht leicht.

Dafür sorgt schon Stephen Bannon, Trumps ehemaliger Chef-Stratege. Seit seinem Abschied aus dem Weißen Haus im August sucht er populistis­che Kandidaten, um sie gegen Vertreter der Traditiona­listen ins Rennen zu schicken. Flakes angekündig­ten Abschied aus dem Senat kommentier­te Bannon in der

mit den Worten: „Da wird’s noch viele geben.“

Möglicherw­eise freut sich Bannon zu früh. Der Politikber­ater Peter Wehner wies in der auf den weitverbre­iteten Unmut über Trump bei den Republikan­ern hin, der jetzt nicht mehr hinter vorgehalte­ner Hand, sondern öffentlich geäußert werde. „Das Eis beginnt zu brechen“, sagte Wehner. Der „Bürgerkrie­g“bei den konservati­ven Amerikaner­n ist noch lange nicht vorbei.

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Fotos: Nicholas Kamm, afp, Scott Applewhite, dpa Die republikan­ischen Senatoren Jeff Flake (links) und Bob Corker haben US Präsident Donald Trump ins Visier genommen. Der Ton in Washington wird von Tag zu Tag rauer.
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