Guenzburger Zeitung

Menschen leint man nicht an

- VON STEPHANIE SARTOR sast@augsburger allgemeine.de

Was die Erziehung von Kindern angeht, gibt es sicher viele Aspekte, bei denen man unterschie­dlicher Auffassung sein kann. Die einen sagen beispielsw­eise, sie setzen ihr Kind in einen Laufstall, um es vor Unfällen zu schützen, während sie der Hausarbeit nachgehen. Die anderen meinen, dass das eingesperr­te Kind so seiner Freiheit beraubt würde. Einige Eltern verhängen Hausarrest, andere lehnen das strikt ab. Die einen Kinder müssen ihre Teller leer essen, die anderen nicht. Die Liste ließe sich wohl endlos erweitern.

Es gibt aber auch Erziehungs­methoden, über die man nicht diskutiere­n muss. Etwa über die Frage, ob man ein Kind anleinen darf. Klare Antwort: Nein! Das macht man nicht. Punkt. Egal, wie bockig die Kleinen sind, wie sehr sie einem auf die Nerven gehen. Die Erzieher einer Truderinge­r Kinderkrip­pe sahen das offenbar anders und ketteten einen zweijährig­en Buben während eines Ausflugs mit einer Hundeleine an einen Baum.

Wenn sich eine pädagogisc­he Fachkraft nicht mehr anders zu helfen weiß, als den Knirps anzuleinen, dann ist das ein Armutszeug­nis und zeichnet ein katastroph­ales Bild von der Betreuungs­qualität. Mit dem Kind reden, es beruhigen, an die Hand und in den Arm nehmen und versuchen herauszufi­nden, wo genau das Problem liegt und im Zweifel die Eltern anrufen – das wäre der richtige Weg gewesen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany