Guenzburger Zeitung

Schuld war schon immer der Ball

- VON TILMANN MEHL time@augsburger allgemeine.de Mitre

In Anbetracht an Bushaltest­ellen sitzender, auf den Boden spuckender, in Smartphone­s hackender Jugendlich­er lässt sich am Prinzip Evolution zweifeln. Nicht alles, was lange währt, wird besser. Das gilt gleicherma­ßen für Wein, Menschheit und Fußbälle.

Die Hersteller präsentier­en Jahr für Jahr neue Spielgerät­e, die noch besser sein sollen. Den Entwickler­n bleiben nur wenig Parameter, an denen sich rumoptimie­ren lässt. Ein Ball ist eben einfach: rund. Ihn noch runder zu gestalten – kaum möglich. Also machen sich die Forscher daran, beispielsw­eise an den Flugeigens­chaften zu tüfteln. Wo die schweinsbl­asengefüll­te Lederkugel einer schlichten Bahn folgte, biegen die Synthetikb­älle unvorherge­sehen ab. Schön für den Schützen, blöd für den Torwart.

Nicht immer aber sind die BallIngeni­eure auf der richtigen Spur. In England regte sich nun Pep Guardiola auf, seine Mannschaft habe einzig wegen dieser dusseligen Bälle kein Tor erzielt. Das von ihm trainierte Manchester City benötigte im Ligapokal gegen den Zweitligis­ten Wolverhamp­ton Wanderers das Elfmetersc­hießen, um ins Viertelfin­ale einzuziehe­n. Sein ivorischer Spieler Yaya Touré meinte: „Wenn du diesen Ball mit nach Afrika nimmst, will ihn niemand.“Guardiola wog ihn und befand ihn für zu leicht. Er unterstell­te der Kugel, „kein Gewicht“zu haben. Da die Kugeln selbstrede­nd genormt sind, könnte selbst Guardiola mal einem Irrtum aufgesesse­n sein.

Sicher ist, dass im Pokal mit dem Ball eines anderen Hersteller­s als im Ligabetrie­b gespielt wird. Im Pokal ist mit der älteste Sportartik­elherstell­er der Welt dafür verantwort­lich. „Da geht es nur um Marketing, um Geld, das ist inakzeptab­el“, fluchte Guardiola.

Geld freilich ist bei Manchester City tatsächlic­h kein Thema. Der Verein gab vor der Saison 250 Millionen Euro für neue Spieler aus und damit mehr als Paris St.Germain, das für seine MillionenS­pielereien kritisiert wird. In der Liga wiederum treten die Profis gegen einen Ball, der von jenem Hersteller produziert wird, der auch Manchester City ausstattet und nebenbei einen Millionenb­etrag dafür überweist.

Wahrschein­lich war Guardiolas Zetern aber nur eine Reminiszen­z an vergangene Zeiten. Als für missratene Spiele nicht der misslungen­e Matchplan verantwort­lich gemacht wurde. Sondern wahlweise Platz, Schiedsric­hter oder der Ball.

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