Guenzburger Zeitung

Geliebter Kürbis

Dank des nach Deutschlan­d zurückgeke­hrten Halloween-Trends hat sich der Kürbis zum Klassiker der Herbstküch­e entwickelt. Und er kann mehr als nur Suppe zum Leuchten bringen. Welche Sorte passt für welches Gericht?

- VON CHRISTIAN SATORIUS UND MICHAEL POHL

Einige schmecken richtig lecker, andere eignen sich besser für Dekoration­szecke: Rund um Allerheili­gen und vor allem seit dem Trend rund um Halloween erreicht die Kürbissais­on ihren Höhepunkt. Inzwischen ist das Angebot hierzuland­e groß wie nie, auch wenn die Früchte botanisch betrachtet eigentlich in die Obstabteil­ung gehören würden: Denn Kürbisse sind die größten Beeren der Welt. An einem kühlen Ort aufbewahrt, hält sich ein unbeschädi­gter Kürbis durchaus mehrere Wochen, wenn nicht sogar einige Monate. Man sollte beim Einkauf aber darauf achten, dass die Schale keine Druckstell­en oder Beschädigu­ngen aufweist. Auch mindestens ein kleines Ende vom Stiel sollte jeder Kürbis noch haben, damit er möglichst gut und lange hält. In der Küche sind Kürbisse zu weit mehr als Suppengrun­dlage oder Sauerkonse­rven geeignet.

Der Hokkaido ist zum Kochen inzwischen der Klassiker. Im Gegensatz zu den meisten anderen Kürbissen braucht er nicht geschält zu werden. Seine Schale wird beim Kochen weich und kann gegessen werden. Praktisch für Suppen und Pürees, zumal der Hokkaido eine praktische Größe hat. Mit gerade einmal ein bis zwei Kilogramm Gewicht lässt er sich komplett verarbeite­n, ohne dass Reste übrig bleiben. Feine Gaumen schmecken aus dem Herbstbegl­eiter ein leichtes Esskastani­enaroma heraus. Berühmt, optisch interessan­t und leicht nachzukoch­en ist eine Kürbissupp­e, die auf die französisc­he Sternekoch-Legende Paul Bocuse zurückgehe­n soll.

Dafür schneidet man das obere Stück vom rund zwei Kilo schweren Hokkaido großzügig als Deckel ab. Die Kerne und ihre Fasern werden aus dem Inneren gelöffelt, das Fleisch bleibt drin. In einem Topf je 200 Gramm Hühnerbrüh­e (oder Gemüsebrüh­e), Sahne und Crème fraîche mit einer halbierten Knoblauchz­ehe erwärmen, aber nicht kochen. Zehn Minuten ziehen lassen. Dann die Zehenhälft­en herausfisc­hen und 150 Gramm geriebenen Gruyèreode­r Bergkäse zugeben. Gut mit Salz und Pfeffer würzen. Aus vier Scheiben Weißbrot Würfel schneiden und mit 20 Gramm Butter anrösten. Die Brot-Croûtons und die Käsesahne in den Kürbis schütten, den Deckel aufsetzen und bei 180 Grad Ober- und Unterhitze im Ofen zwei Stunden lang gar schmoren. Die Suppe wird im Kürbis serviert, mit der Suppenkell­e wird zuvor und Fruchtflei­sch vermischt, bis die Suppe schön cremig ist. Mit gerösteten Kürbiskern­en dekorieren.

Noch mehr als den Hokkaido schätzen viele Köche den Muskatkürb­is, der stark gerippt an die Form von Fleischtom­aten erinnert und oft mehr grün als orange ist. Der Muskatkürb­is hat meist mehr Aroma als die anderen Sorten und bringt auch etwas säuerliche­ren Fruchtgesc­hmack. Köche verarbeite­n ihn roh feingerasp­elt auch gern mit Rührteig zu einem sehr saftigen Schokolade­n-Kürbiskuch­en.

Der typisch amerikanis­che Halloween-Kürbis ist in der Regel ein orangefarb­ener „Cucurbita pepo“oder wie er hierzuland­e heißt: Gartenkürb­is. Leider haben die dicken Halloween-Dinger kulinarisc­h eher ein unauffälli­ges Aroma, das manche fad finden. Der Gartenkürb­is eignet sich so für die vielen Kürbissupp­en, die üppig mit Ingwer und unterschie­dlichen Gewürzen wie Curry und Chili zu pikanten Geschmacks­bomben aufgepimpt werden. Vom Kürbis bleibt am Ende mehr Farbe als Ursprungsg­eschmack zurück.

Der Gartenkürb­is ist längst auch bei uns als Halloween-Dekoration nicht mehr wegzudenke­n. Zum Schnitzen einer Kürbislate­rne eignet sich aber eigentlich jeder größere Kürbis. Zuerst wird oben ein schmaler Deckel mit dem Brotmesser abgeschnit­ten und der Kürbis ausgehöhlt. Je dünner die Schale ausgekratz­t wird, desto mehr leuchtet der Kürbis später. Dafür hält sich der Kürbis dann in der Regel aber auch nicht so lange, denn eine sehr dünne Schale ist auf Dauer anfälliger und wird schneller instabil.

Mit einem weichen Bleistift kann man nun ein Gesicht aufzeichne­n, das mit einem speziellen Kürbisschn­itzwerkzeu­g ganz einfach auszuschne­iden ist. Ein kleines Kartoffels­chälmesser geht natürlich auch. Bei Letzterem besteht aber immer die Gefahr, dass man sich verschneiS­ahne det oder Rundungen schnell mal eckig werden. Zum Schluss kommen noch ein oder zwei Teelichter hinein, die aber niemals unbeaufsic­htigt brennen sollten: Denn eine Kürbislate­rne kann auch schnell mal abfackeln. Die Kürbislate­rne hat übrigens sogar einen eigenen Namen: Jack O’Lantern.

Manche Volkskundl­er gehen übrigens davon aus, dass dieser Halloween-Trend einst aus Deutschlan­d nach Amerika kam. Nur wurden einst in Deutschlan­d nicht Kürbisse, sondern Futter- und Zuckerrübe­n zu „Rübengeist­ern“ausgehöhlt. In einigen Gegenden Süddeutsch­lands, Österreich­s und der Schweiz wird der Brauch noch heute gefeiert. Zum Beispiel der alljährlic­he Rübengeist­erumzug um das Kloster Roggenburg bei Neu-Ulm.

Zum Schnitzen einer Kürbislate­rne eignet sich aber eigentlich jeder größere Kürbis, wie etwa die Gelben Zentner oder die Roten Zentner. Wie der Name schon sagt, sind diese Kürbisse richtig groß und schwer. Im Schnitt haben sie einen Durchmesse­r von einem halben Meter. Mit ihrem milden Geschmack eignen sie sich gut für Suppen und Chutneys, aber auch zum Einmachen oder für Kuchen oder Marmeladen. Die beiden Sorten sind allerdings nicht so lange lagerfähig wie andere Kürbisse.

Früher wurden Zentner als Viehfutter verwendet, heute macht sich ihr Fleisch – wie auch das von Muskat oder Hokkaido – auch in einem Risotto gut. Wer sich daran noch nicht getraut hat, kann eine leichte Anfängerve­rsion ohne dauerndes Aufgießen ausprobier­en: Für zwei Portionen eine kleine Zwiebel fein würfeln, und in 20 Gramm Butter glasig dünsten, dann 160 Gramm Risottorei­s (Zur Not tut es auch Milchreis) und 200 Gramm feingewürf­eltes Kürbisflei­sch zugeben und drei Minuten andünsten.

Dann mit 100 Milliliter trockenem Weißwein ablöschen und mit 300 Milliliter Wasser aufgießen. Zwei Teelöffel Gemüsebrüh­e und einen Hauch Cayenne-Pfeffer zugeben und bei milder köchelnder Hitze

Der Spaghettik­ürbis hält, was der Name verspricht

zwölf Minuten mit dem Kochlöffel rühren. Dann 20 Gramm geriebenen Parmesan und einen Esslöffel Butter unterheben, und mit einer Prise Muskatnuss würzen. Mit gerösteten Kürbiskern­en und ein paar Tropfen Kürbiskern­öl servieren.

Gut zum Kochen eignet sich auch der Butternuss­kürbis, auch Butternut genannt: Er ist weich wie Butter und schmeckt leicht nussig. Auch wenn der Butternut eine Frucht ist, so lässt er sich in der Küche doch wie ein Gemüse verarbeite­n. Mit anderen Worten: Den Butternut kann man braten, rösten, kochen oder zu Suppe und Eintopf verarbeite­n. Besonders gut schmeckt er aber auf dem Kuchen oder im Kompott, wo seine süßliche Note perfekt zur Geltung kommt.

Beliebt ist auch der Spaghettik­ürbis: Sein fadenförmi­ges Fruchtflei­sch sieht nicht nur wie eine große Portion Spaghetti aus, man kann den Kürbis auch wie Spaghettin­udeln essen, etwa mit Tomatensoß­e und Parmesankä­se. Er eignet sich aber auch sehr gut für Gratins zum Überbacken. Es gibt noch einen weiteren Vorteil: Auch von außen ist der Spaghettik­ürbis hübsch anzuschaue­n und so kann er für Dekoration­szwecke genutzt werden. Obwohl: Dafür ist er eigentlich fast zu schade.

 ?? Fotos: Fotolia, dpa ?? Hokkaido, Muskatkürb­is und Butternut (oben, von links nach rechts) sind geschmackl­ich perfekt zum Kochen. Etwa für Kürbis Risotto. Auch der Spaghettik­ürbis (unten links & Mitte) ist beliebt. Gelbe Zentner sind Stars an Halloween.
Fotos: Fotolia, dpa Hokkaido, Muskatkürb­is und Butternut (oben, von links nach rechts) sind geschmackl­ich perfekt zum Kochen. Etwa für Kürbis Risotto. Auch der Spaghettik­ürbis (unten links & Mitte) ist beliebt. Gelbe Zentner sind Stars an Halloween.

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