Die ganze Affenbande prüft
Auf den zwei Münchner Messen „Highlights“und „Kunst und Antiquitäten“werden auch allerlei Motive aus der Tierwelt angeboten. Außergewöhnliche Gemälde und Skulpturen rücken ins Licht von Punktstrahlern
München Wer dieser Tage die Kunstmesse „Highlights“in der Münchner Residenz besucht, sieht sich unvermittelt auch einer ganzen Affenbande gegenüber, die das Gemälde eines Affen begutachtet – und mit einer Medaille bewertet/auszeichnet (Bild rechts). Titel des Werks: „Afrikanische Jury-Sitzung“.
Wer würde da nicht sofort an die „Affen als Kunstrichter“von Gabriel von Max in der Neuen Pinakothek denken? Wer käme da nicht schnell auf den Gedanken, dass eine Variation des berühmten Motivs feilgeboten wird? Aber dann schaut man auf die Signatur und liest überrascht: „Canon“. Und schaut auf das Entstehungsjahr und ist noch mehr verblüfft: „1870“. Das ist ein Ding!
Denn Gabriel von Max besaß und studierte zwar um 1870 schon Affen in München. Aber sein erstes AffenGemälde stammt von 1871, und das „Kunstrichter“-Motiv entstand gar erst 1889. Was der Kunstfreund bislang als mindestens originell, wenn nicht originär betrachtet hatte, besaß also einen Vorläufer! Hans Canon malte ihn in Wien, wobei er auch seine Augen und Stirn auf einem Bild im Bild (rechts oben) verewigte. 95000 Euro kostet das Mittelformat in der Wiener Galerie Giese und Schweiger.
Bleiben wir bei Tierdarstellungen von dieser Messe mit ihren 40 Galerien – bei Tierdarstellungen allerdings, die nicht von vornherein als niedlich, dekorativ oder pastoral angelegt sind. Da fällt, ebenfalls bei Giese und Schweiger/Wien, auch noch die Miniatur eines Schimmels von Friedrich Gauermann (1807 – 1862) auf, weil er um 1835 außergewöhnlich realistisch dargestellt ist: als abgemagertes Arbeitstier, als Mähre, reif für den Gnadenhof (14 000 Euro).
Ein bedeutender Tier-Maler der Jahrhundertwende um 1900 war Wilhelm Kuhnert (1865 – 1926). Seines Könnens, ausgeführt in freier Wildbahn, versicherte sich unter anderem das zoologische Nachschlagewerk „Brehms Tierleben“. In München nun wird von ihm u. a. ein akribisch gezeichnetes Dornschwanzhörnchen angeboten (6500 Euro bei Kunkel/München) und ein eindrucksvolles Krokodil (9500 bei Moeller & Cie/Hamburg). Dort ist auch Kuhnerts Lehrer Paul Meyerheim mit der Bleistiftzeichnung ei- nes indischen Elefanten vertreten (3800 Euro).
Und das Tier in der Dreidimensionalität? Da denkt man natürlich auch an Porzellan und Meißen. Die Kunsthandlung Langeloh/Weinheim hat sich auf frühes Porzellan spezialisiert und bietet u. a. sowohl zwei Papageien-Pärchen von dem gesuchten Modelleur Johann Joachim Kändler aus dem Jahr 1741 an (25000/30000 Euro) als auch – Loriot hätte seinen Spaß gehabt – ein Mops-Pärchen von 1744 (40000 Euro). Wer es moderner mag, der sei auf den Beuys-Lehrer Ewald Mataré († 1965) verwiesen, dessen elegant-formvollendetes „Tänzelndes Pferd“aus Bronze bei Schwarzer/Düsseldorf 78000 Euro kostet.
Zeitgenössisch aber taucht der Hund bei der Gerhard-RichterMeisterklassenstudentin Karin Kneffel auf (Bild oben). Sie fasziniert immer wieder in ihrer Darstellung des Stofflichen, hier: dichtes Hundefell und flauschige Teppichwolle auf glänzendem Parkett (Ludorff/Düsseldorf, 195000 Euro).
Insgesamt müssen die „Highlights“2017 einen empfindlichen Aderlass hinnehmen: Wichtige Galerien (gerade alter Kunst) haben sich verständlicherweise für die zeitgleich stattfindende New Yorker Tefaf-Messe entschieden. 2018 soll die Münchner Messe deshalb früher stattfinden, wodurch vielleicht auch die Konkurrenz-Messe „Kunst und Antiquitäten“im Postpalast an der Hacker-Brücke nach vorne rückt. Dort findet sich das Tier in der Kunst natürlich auch heuer: Von Franz Marc ist ein toter Turmfalke in Gouache und Kohle zu sehen, Vorstudie eines zerstörten Gemäldes von 1907. De Guevara/Dresden bietet das Blatt für 100000 Euro an.
Über das Mops Pärchen hätte sich Loriot gefreut
O Munich Highlights in der Residenz bis 29. Oktober (täglich ab 11 Uhr) O Kunst und Antiquitäten im Postpa last an der Hackerbrücke bis 29. Okto ber (täglich ab 11 Uhr)