Guenzburger Zeitung

Theater Ulm: Das ist das Team der Zukunft

Intendant Kay Metzger bringt frische Gesichter an die Donau. Wer neu kommt – und wer bleiben darf

- VON MARCUS GOLLING

Ulm Es wird nicht der ganz große Umbruch. Aber die Zuschauer können sich auf eine neue künstleris­che Handschrif­t am Theater Ulm freuen. Rund zehn Monate, bevor der kommende Intendant Kay Metzger seine erste Spielzeit an der Donau eröffnet, hat er sein Leitungste­am vorgestell­t. Und in diesem gibt es – neben einigen Köpfen, die schon jetzt am Ulmer Haus tätig sind – einige neue Gesichter.

Die wohl wichtigste Position ist die des Schauspiel­direktors, die dadurch nötig wird, weil Metzger selbst die bisher von Matthias Kaiser geführte Sparte Musiktheat­er leiten wird. Den Posten übernimmt der 1971 geborene Jasper Brandis, der seit 1999 als freier Regisseur tätig ist. Als solcher inszeniert­e er 2016 in Ulm Ödön von Horváths „Kasimir und Karoline“, im März 2018 hat „Die Krönung Richards III.“von Hans Henny Jahnn Premiere. An Metzgers jetziger Wirkungsst­ätte, dem Landesthea­ter Detmold, hat Brandis Goethes „Faust“(Metzger: „Eine schöne, streitbare Arbeit“) und das Musical „Non(n)sens“auf die Bühne gebracht. „Ich habe danach von Schauspiel­ern tolles Feedback bekommen“, so Metzger.

Schon am Wochenende war durchgesic­kert, dass es auch im Ballett einen neuen Chef geben wird: Roberto Scafati, seit 2009 Direktor der Tanzsparte, wechselt zur neuen Spielzeit nach Trier. Sein Nachfolger wird Reiner Feistel, früher Solotänzer an der Dresdner Semperoper, ab 1997 Ballettdir­ektor an den Landesbühn­en Sachsen, seit 2013 Chefchoreo­graf und künstleris­cher Leiter am Ballett Chemnitz. Für den

ersten Teil des Ballettabe­nds „Gesichter der Großstadt“wurde der 1958 geborene Feistel mit dem Sächsische­n Tanzpreis 2017 ausgezeich­net. Metzger verspricht sich viel von der Zusammenar­beit: Feistel sei ein „unglaublic­h toller Geschichte­nerzähler“, der großen Erfolg beim Publikum habe.

Wie in der Branche üblich, bringt der 57-jährige Metzger auch Teile

seines Detmolder Teams mit. Von Westfalen nach Ulm wechselt unter anderem Petra Mollérus. Sie wird Ausstattun­gsleiterin, eine Position, die sie in Detmold seit 2005 bekleidet. Mollérus wurde 1965 in Meersburg am Bodensee geboren und war unter anderem auch schon am Landesthea­ter Schwaben Memmingen tätig. Metzger kennt Mollérus schon seit seiner Zeit als Oberspiell­eiter in

Coburg (1995-98), danach folgte sie ihm zum Nordharzer Städtebund­theater Halberstad­t/Quedlinbur­g und dann nach Westfalen. „Wir hatten immer eine sehr beglückend­e Zusammenar­beit“, sagt Metzger. Als Team brachten sie beispielsw­eise Wagners „Ring“in Detmold und „Written on Skin“in Stockholm auf die Bühne. Metzger wünscht sich, dass sich neben Mollérus verschiede­ne Gastteams um Bühne und Kostüme kümmern, der größeren Vielfalt wegen. „Das muss man aber genau durchrechn­en.“Alternativ könnte er sich vorstellen, einen jungen Ausstatter an Mollérus Seite aufzubauen.

Ein neuer Posten im Theater Ulm ist der des Chefdramat­urgen. Christian Katzschman­n, Jahrgang 1968, war schon in Halberstad­t und Detmold „das intellektu­elle Gewissen des Theaters“, wie Metzger es nennt. Nun folgt er seinem Intendante­n nach Ulm. Katzschman­n ist ein Mann fürs Schauspiel. Im Dramaturgi­e-Team bleiben Benjamin Künzel für Konzert und Musiktheat­er und Nilufar K. Münzing, die künftig sowohl Schauspiel- als auch Opern-Produktion­en begleiten wird. Inszeniere­n sollen die beiden zunächst nicht: „Man muss sich erst einmal finden.“

Schon vor einigen Monaten wurde bekannt, dass Generalmus­ikdirektor Timo Handschuh den Ulmern auch nach dem Führungswe­chsel im Theater erhalten bleibt. Gehen wird aber sein Stellvertr­eter Joongbae Jee. Einige andere Verträge hinter den Kulissen werden verlängert: Silke Meier-Künzel bleibt Chefdispon­entin, Henrik Haas Chorleiter, Paul Perkovac technische­r Direktor. „Ich habe gesehen, dass in Ulm gute Arbeit geleistet wird“, sagt Metzger. „Auf diese Erfahrung will ich zurückgrei­fen.“Was seinen ersten Spielplan angeht, will sich der 57-Jährige noch nicht in die Karten schauen lassen – obwohl er fast fertig ist. Wie schon bei seiner Vorstellun­g im vergangene­n Jahr angekündig­t, will er aber seine Intendanz unter das Thema „Bürgertum“stellen. „Das ist für Ulm sehr passend“, findet Metzger.

 ?? Fotos: Alexander Kaya, Wolfgang Mayer, Caroline Drechsler, Carolin Meyer, Kerstin Schomburg ?? Kay Metzger (großes Bild, links) setzt auch in Zukunft auf die Zusammenar­beit mit Generalmus­ikdirektor Timo Handschuh. Doch er bringt auch neue Leute mit an die Donau: (kleine Bilder von links oben im Uhrzeigers­inn) Ballettche­f Reiner Feistel, Schau...
Fotos: Alexander Kaya, Wolfgang Mayer, Caroline Drechsler, Carolin Meyer, Kerstin Schomburg Kay Metzger (großes Bild, links) setzt auch in Zukunft auf die Zusammenar­beit mit Generalmus­ikdirektor Timo Handschuh. Doch er bringt auch neue Leute mit an die Donau: (kleine Bilder von links oben im Uhrzeigers­inn) Ballettche­f Reiner Feistel, Schau...

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