Bauen im Überschwemmungsgebiet?
Die Marktgemeinde Jettingen-Scheppach plant acht Bauplätze in der Nähe des Rieder Bachs. Warum nur zwei Räte Bedenken haben
Jettingen Scheppach Ein kleines Wohnbaugebiet mit acht Bauplätzen soll an der Espachstraße entstehen. Das Problem: Teile des Uferbereichs liegen im Überschwemmungsgebiet des Rieder Baches. Bei der Sitzung des Gemeinderates am Dienstagabend meldeten die beiden FUW-Räte Paul Heinle und Hans Reichhardt deshalb erhebliche Bedenken an. Bürgermeister Hans Reichhart teilte deren Sorgen nicht. Durch verschiedene Maßnahmen werde es gelingen, die Bauplätze überschwemmungssicher zu machen.
„Wir brauchen Bauland“, erklärte der Bürgermeister vorab. Denn Bauplätze, etwa am alten Sportplatz, seien alle verkauft. Das geplante Areal an der Espachstraße werde „ein sehr schönes, attraktives neues Baugebiet“, ist Hans Reichhart überzeugt. Nicht alle teilten diese Einschätzung.
Zwei Fotos, geschossen bei einem Hochwasser, machten die Runde. Die Bilder zeigen, dass kleinere Bereiche des Ufergeländes überflutet waren. „Was, wenn sich das wiederholt?“, fragte FUW-Rat Hans Reichhardt. Schließlich sei der Bau eines Hauses für die meisten „die größte Investition im Leben“. Vor einem Verkauf der Grundstücke müssten die Käufer auf jeden Fall über die Sachlage informiert werden. „Ich bin dagegen“, erklärte FUW-Rat Paul Heinle kategorisch. „Wir dürfen nicht die gleichen Fehler machen wie in Burgau.“
Der Bürgermeister sah keine Probleme. Die Uferbereiche würden aufgeschüttet und damit auf das Niveau des bestehenden Spielplatzes gebracht, der noch nie überflutet worden sei. Außerdem sei zwischen Bach und Baugebiet ein Grünstreifen und ein vier Meter breiter Gehweg vorgesehen. Auf Nachfragen der FUW-Räte Helmut Feuchtmayr, Paul Heinle und Hans Reichhardt erklärte der Bürgermeister, an anderer Stelle werde der Rieder Bach verbreitert und in Teilen renaturiert, was ebenfalls dazu beitragen werde, das geplante Baugebiet sicher zu machen. Entsprechende Gedie spräche habe er bereits mit dem Wasserwirtschaftsamt geführt, sagte Reichhart.
Sein Sohn, CSU-Rat Hans Reichhart, erklärte, im Rahmen des Genehmigungsverfahrens würden auch die übergeordneten Behörden eingeschaltet. „Dann erhalten wir fachliche Stellungnahmen.“Und kämen diese Behörden zu der Ansicht, dass das Gelände für ein Baugebiet ungeeignet sei, „dann lassen wir es“. Vorab aber sollte die Planung angegangen werden.
Das sah auch die Ratsmehrheit so. Gegen die Stimmen der FUW-Räte Reichhardt und Heinle wurde beschlossen, die Planung für das künftige Baugebiet auf den Weg zu bringen.