Guenzburger Zeitung

G 9 bleibt im Detail umstritten

Planung der Oberstufe wird verschoben

- VON HENRY STERN

München Über die Rückkehr zu einem neunstufig­en Gymnasium (G 9) in Bayern herrscht im Landtag zwischen allen Parteien zwar Einigkeit. Wichtige Detailfrag­en der inhaltlich­en Ausgestalt­ung der neuen Schule sind aber nach wie vor offen oder heftig umstritten.

Erst im Frühjahr hatte sich die CSU nach jahrelange­n internen Debatten zur Rückkehr zum G9 durchgerun­gen. Nun aber sei man bei den Vorbereitu­ngen für die neue Schule, die im Herbst 2018 in den Klassenstu­fen fünf und sechs starten soll, „voll im Zeitplan“, bekräftigt­e Kultusmini­ster Ludwig Spaenle (CSU) im Landtag.

In der Tat ist die nötige Gesetzesän­derung im Landtag auf dem Weg und wurde am Donnerstag vom zuständige­n Bildungsau­sschuss einstimmig gebilligt. Auch die neue Stundentaf­el für die Klassen fünf bis elf wurde bereits zusammen mit den Schulverbä­nden erarbeitet. Der Lehrplan werde derzeit an die längere Lernzeit angepasst, wobei es weder eine „reine Stoffdehnu­ng“noch eine „einfache Auffüllung“geben werde, so Spaenle. Und auch bei der Finanzieru­ng sei man mit den für Schulgebäu­de und Ausstattun­g zuständige­n Kommunen im Gespräch: Einen „mittleren dreistelli­gen Millionenb­etrag“werde der

Opposition hat so ihre Zweifel

Freistaat aufwenden, damit am Ende für die neue Schule auch genügend Räume zur Verfügung stehen.

Wird also doch noch alles gut nach der quälend langen Debatte über die Zukunft von Bayerns Vorzeigesc­hule? Die Landtags-Opposition hat da so ihre Zweifel, vor allem was die inhaltlich­e Ausgestalt­ung des neuen Gymnasiums betrifft.

Zum Beispiel bei der Stundentaf­el: Biologie, Chemie und Geografie bekommen trotz des zusätzlich­en Jahres keine Extra-Stunden – was bereits für mächtig Gegenwind sorgt. „Ein Lehrplan ist immer nur ein Kompromiss“, hält Spaenle dagegen. Kein Fach komme aber schlechter weg als bisher.

Grünen-Bildungsex­perte Thomas Gehring warnt vor einem strukturel­len Problem, wenn Spaenle neue Schwerpunk­te in politische­r Bildung, Informatik oder Naturwisse­nschaften setze, an der alten Fächerstru­ktur aber festhalte: „Wir müssen aus dem alten Kästchende­nken herauskomm­en“, fordert Gehring – mit mehr fächerüber­greifendem Lernen etwa.

Auch die SPD stößt sich an vermeintli­ch alten Bildungszö­pfen in der neuen Schule: Vernetztes Lernen, Eigenarbei­t oder Ganztagsko­nzepte müssten in den Schulallta­g integriert werden, „sonst werden wir das Gymnasium nicht zukunftsfe­st machen“, glaubt der Schulpolit­iker Martin Güll.

Völlig offen ist noch die Ausgestalt­ung der „Überholspu­r“rund um die elfte Klasse sowie die Gestaltung der neuen Oberstufe. Letzteres erklärt Spaenle mit aktuellen Plänen der deutschen Kultusmini­ster, das Abitur zwischen den Bundesländ­ern vergleichb­arer zu machen. Der Minister will deshalb erst abwarten, ob sich die „Landschild­kröte“der deutschen Bildungspo­litik hier tatsächlic­h bewegt: „Es ist ja auch noch etwas Zeit, weil die neue Oberstufe erst 2023 einsetzt.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany