„Ein Schrotthaufen von hinten bis vorne“
In Burgau wird weiter Kritik zum Pyrolyseprojekt geäußert – sowie an Verwaltung und Rat
Burgau Bei der Burgauer Einwohnerversammlung in der KapuzinerHalle sind so wenige Bürger dabei gewesen, dass Bürgermeister Konrad Barm für seinen Vortrag nicht einmal ein Mikrofon brauchte. Die knapp 20 Teilnehmer und ein paar Stadtratsmitglieder verstanden ihn dabei auch so. Schriftliche Anfragen an die Verwaltung waren nicht eingesandt worden, doch im zweiten Teil der Versammlung entbrannte noch eine Diskussion.
Ein Bürger kritisierte, dass der Stadtrat zum Thema Pyrolyse nicht öffentlich getagt hatte. Dass Barm gegenüber unserer Zeitung nun erklärt hatte, dass auch er von der Gründung einer Firma zum Kauf und Betrieb der Anlage überrascht wurde und der Leiter des Kreisabfallbetriebs ihm nichts gesagt habe, veranlasste den Bürger zu der Frage: „Hat der Kreis die Stadt über den Tisch gezogen?“Er monierte grundsätzlich die „Geheimniskrämerei“, schließlich habe Barm die Interessen seiner Bürger zu vertreten. Der Bürgermeister betonte, die Stadt sei weder über den Tisch gezogen worden noch habe er Bedenken wegen möglicher Emissionen. Schließlich sei hier ein Industriebetrieb und keine Abfallverbrennung geplant. Dass einmal eine Firma gegründet wird, sei ihm klar gewesen. Aber eine Information darüber, dass dies nun geschehen ist, „wäre schön gewesen“. Es sei nicht alles optimal gelaufen, aber es werde sicherlich noch eine Veranstaltung für die Einwohner geben. Der ehemalige stellvertretende Betriebsleiter der Pyrolyseanlage, Albin Ehrlich, äußerte jedenfalls große Bedenken zur Wirtschaftlichkeit des Projekts. Sie sei bei der Abschaltung nicht für eine Wiederinbetriebnahme vorbereitet worden und sei jetzt „ein Schrotthaufen von hinten bis vorne“. Ein Bürger verweist im Gespräch mit unserer Zeitung derweil auf den Werkausschuss vom 11. Oktober, in dem der Kreisabfall-Chef, laut Protokoll, von einem möglichen Vertragsabschluss noch in diesem Monat gesprochen hatte. Es sei also schon klar gewesen, dass es etwas Neues gibt und die Verhandlungen sehr konkret seien. Die Einwohner würden wieder vor vollendete Tatsachen gestellt, ohne mitreden zu können. Aber wegen der zweifelhaften Wirtschaftlichkeit der Anlage hätten die Anwohner die Hoffnung, dass sich das Projekt zerschlägt.
Auf die Frage während der Versammlung zur Laufzeit der Deponie sagte Barm, dass dieses Thema wieder angepackt werde, sobald eine Entscheidung in Sachen Pyrolyse gefallen ist. Im nächsten Jahr soll es über die Bühne gebracht werden. Informationen zu einer LaufzeitVerlängerung habe er nicht und er gehe nicht davon aus, da mehr deponiert worden sei als vorgesehen.
Mehrere Einwohner stellten die Frage, was mit den Parkplätzen auf dem früheren Zimmermann-Gelände passiere, wenn es bebaut ist. Der Bürgermeister erläuterte, dass es nach dem Verkauf ein Privatgelände sei, es aber genügend Parkplätze geben werde – mit begrenzter Parkdauer. Es werde aber nicht mehr möglich sein, sein Fahrzeug dort über Wochen abzustellen. Eine Lösung für Dauerparker werde noch gesucht. Und er sicherte zu, dass für Fußgänger Querungshilfen im Bereich Mühlstraße/Schmiedberg/Kapuzinerstraße geschaffen werden.
Eine Frau erkundigte sich, was an dem Gerücht dran ist, dass das ehemalige Gärtner-Gelände an der Augsburger Straße verkauft wurde und nun bebaut wird. Barm sagte, solche Gerüchte gebe es immer wieder, aber die Stadt wisse nichts von konkreten Plänen. Anträge seien auch keine gestellt worden. Die Grundstückseigentümerin habe vor etwa anderthalb Jahren die grundsätzliche Bereitschaft zum Verkauf erklärt, wenn der Preis stimmt.
Kritisiert wurden von einem Bürger die zu laschen und deshalb zu teuren Kontrollen eines privaten Sicherheitsdiensts beim Historischen Fest. Während an der einen Seite sporadisch Taschen überprüft worden seien, habe man auf der anderen unbehelligt das Festgelände betreten können (wir berichteten). Barm betonte aber, dass hundertprozentige Kontrollen nicht möglich seien.
Außerdem wiesen mehrere Bürger auf zu schnell fahrende Fahrzeuge im Bereich der Stadtstraße hin, manche seien sicher sogar mit Tempo 100 unterwegs. Barm sicherte zu, die Polizei darauf anzusprechen, ob sie dort die Geschwindigkeit kontrollieren könne.