„Sie waren ein Ausnahmepolizist“
Wie Manfred Koller die Krumbacher Polizeiinspektion geprägt hat. Welche Rolle in seiner Laufbahn die Gebietsreform spielt und wer sein Nachfolger ist
Krumbach Gerade einmal rund 500 Einwohner zählt der Ort. Mit dem Namen Ermershausen werden Menschen in der heimischen Region wohl eher wenig anfangen können. Und es ist auch schon eine Weile her, dass das kleine Dorf in Unterfranken in die Schlagzeilen geriet. 1978 war das. Wütende Bürger hatten das Rathaus besetzt und Barrikaden errichtet. Sie wollten sich nicht mit der Eingliederung und der Verlegung der Gemeindeverwaltung nach Maroldsweisach abfinden. Als mehrere Hundertschaften Bereitschaftspolizei vor dem Ermershauser Rathaus eintreffen, herrscht buchstäblich „dicke Luft“. Unter den Polizisten ist ein 21-jähriger junger Mann. Es ist Manfred Koller. Gerade einmal rund ein Jahr ist er bei der Polizei und das ist alles andere als ein leichter Einstand für ihn. Doch die Lage vor Ort beruhigt sich und Manfred Kollers heiklem Einsatz sollte eine jahrzehntelange, beeindruckende Laufbahn bei der Polizei folgen. Sozusagen die „Krönung“war 2010 die Beförderung an die Spitze der Krumbacher Polizeiinspektion. Am Montag wurde Koller im Krumbacher Haus St. Michael feierlich in den Ruhestand verabschiedet. Koller gilt als erstklassiger Fachmann, aber auch jemand, der nicht den öffentlichen Auftritt sucht. So ist es bei der Verabschiedung von Koller Polizeipräsident Werner Strößner (er steht an der Spitze des Präsidiums Schwaben Süd/West mit Sitz in Kempten), der mit launige Worten die Episode erwähnt, die am Anfang von Kollers Laufbahn steht.
Schon der Weg Kollers zur Polizei ist ungewöhnlich. Am 8. Dezember 1956 in Gablingen bei Augsburg geboren, absolvierte Koller nach der Volksschule zunächst eine Ausbildung zum Fernmeldetechniker. 1977 wechselte er zur Polizei. Nach dem Besuch der Beamtenfachhochschule war er unter anderem Dienstgruppenleiter in Mindelheim und Bad Wörishofen. 1996 kam er nach Krumbach und wurde Leiter der Einsatzzentrale der Polizeidirektion. Im Zuge der Polizeireform wurde die Direktion aufgelöst, Koller wurde 2008 Leiter des Einsatzzuges im Bereich der Ergänzungsdienste der Polizeiinspektion Augsburg. Als Chef der Polizeiinspektion Krumbach und Nachfolger von Renate Witt kehrte er schließlich wieder nach Krumbach, das sich zum Fixpunkt seines Lebens entwickelt hat, zurück. Die Arbeit Kollers verbinden viele mit hoher Motivation und fachlicher Kompetenz, aber auch mit „Gerechtigkeit und Fairness“, wie es Strößner in seiner Rede umschrieb. Wenn es schwierig war, sei Koller stets an der Seite seiner Mitarbeiter gewesen.
Der 2008 um verschiedene Aufgabengebiete (beispielsweise Datenerfassung und Bildauswertung) erweiterten Krumbacher Polizeiinspektion gehören rund 80 Mitarbeiter an. Strößner würdige mit Nachdruck Kollers Verdienste: „Sie waren ein Ausnahmepolizist.“Sein Nachfolger für die nächsten sechs Monate ist Hans Willbold. Willbold, Jahrgang 1985, ist in Weißenhorn geboren. Nach dem Abitur trat er 2006 in den Polizeidienst ein. Schon bald machte er durch herausragende Leistungen auf sich aufmerksam, nun kommt er im Rahmen der „Führungsbewährung“für sechs Monate als Leiter der Polizeiinspektion nach Krumbach, danach soll die Stelle neu besetzt werden. Bisherige Stationen seiner Laufbahn waren unter anderem die Kripo München und die Polizeiinspektion Neu-Ulm (Dienstgruppenleitung). Er freut sich auf die neue „verantwortungsvolle Aufgabe in Krumbach“.
Der Landtagsabgeordnete Alfred Sauter würdigte in seiner Ansprache die „bemerkenswerte Karriere“Manfred Kollers. Bei ihm habe man sich immer in sicheren Händen gefühlt. Die Polizei als „Freund und Helfer“– dafür habe Koller immer gestanden. Wichtig sei, dass es gelungen sei, zusammen mit Koller die Erweiterung der Inspektion in die Wege zu leiten. Die Ausstattung der Polizei in Krumbach sei optimal und professionell. Sauter dankte Koller für seinen großen Einsatz, auch für das sehr gute persönliche Miteinander. Ähnlich formulierte dies der Krumbacher Bürgermeister Hubert Fischer, der Koller als „Vorzeigepolizist“bezeichnete. Er habe Kommunen und Bürgern gleichermaßen das gute Gefühl der Sicherheit gegeben. Auch Kreisbrandrat Robert Spiller dankte für die „tolle Zusammenarbeit“und zeichnete Koller mit dem Ehrenabzeichen der Feuerwehr aus. Zusammenarbeit mit Politikern, der Feuerwehr, Notärzten, Rotem Kreuz und und und ...
Bei der Verabschiedung Kollers wurde auch deutlich, wie vielfältig die Aufgaben eines Inspektionsleiters sind. Entsprechend umfassend fielen Kollers Dankesworte aus. Koller wurde in seiner jahrzehntelangen Zeit bei der Polizei mit vielen Wechselfällen des Lebens konfrontiert. Für ihn war der Dienst für die Menschen stets Antrieb und Motivation. Nun sage er „einem der schönsten Berufe Lebewohl“. Am Rande der Veranstaltung wurde noch humorvoll darüber spekuliert, ob Koller im Rahmen eines wie auch immer gearteten EU-Einsatzes gar noch nach Katalonien gehe. Man darf davon ausgehen, dass man ihn wohl eher beim Wandern rund ums Krumbad antreffen wird. Vielleicht auch mit einem Lächeln auf den Lippen, wenn er an einen seiner ersten Einsätze denkt, damals, 1978 im unterfränkischen Ermershausen.