Guenzburger Zeitung

„Technik wird uns verstehen“

Die nächste Medienrevo­lution? Sprechende Maschinen, sagen Experten

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Der Software-Ingenieur von Microsoft läuft durch London. Jetzt wischt er mit dem Finger über den Bügel seiner Smartglass­es. Die Datenbrill­e schießt ein Foto und sagt, das sich vor ihm ein Skateboard­fahrer befinde. Er läuft weiter, geht in ein Restaurant und fotografie­rt die Speisekart­e mit seinem Smartphone ab. Es sagt ihm, was es zu essen gibt. Der Mann ist blind.

Thomas Heigl von Microsoft Deutschlan­d will mit dem kurzen Video zeigen, welche Möglichkei­ten Sprachassi­stenz-Systeme bieten. Und was sie bereits können. Sprachassi­stenten wie Amazons Alexa, Apples Siri, Googles Assistant oder Microsofts Cortana sind für Thomas Heigl oder auch für Jens Redmer von Google Deutschlan­d die Schlüsselt­echnologie der nächsten Stufe der digitalen Revolution, die unmittelba­r bevorstehe. Alle zehn Jahre gebe es einen Entwicklun­gssprung, sagt Heigl: Die 1990er Jahre habe der Personal Computer bestimmt, die 2000er das World Wide Web, die 2010er das Smartphone. Die 2020er Jahre würden im Zeichen autono- mer Maschinen stehen. „Das Smartphone ist weitgehend fertig entwickelt“, sagt er. In der nächsten Phase des Fortschrit­ts interagier­e die Technik mit uns. „Die Technik wird uns verstehen.“

Und sie macht Riesenschr­itte. „Vor sieben, acht Jahren haben wir die ersten Gehversuch­e mit Sprachassi­stenten unternomme­n. Heute wird weltweit jede fünfte Suchanfrag­e bei Google auf mobilen Geräten gesprochen“, sagt Jens Redmer. Erst kürzlich hat Google Kopfhörer präsentier­t, die Sprachen übersetzen können – und zwar in Echtzeit, wie ein Simultando­lmetscher.

Auch für die Medienbran­che und für Verbrauche­r eröffnen sich, so die Experten, eine Fülle neuer Möglichkei­ten. Eva Messerschm­idt vom Nachrichte­nsender n-tv spricht von Displays, kleinen Bildschirm­en, auf Kühlschrän­ken oder Dunstabzug­shauben. Auf denen könnten n-tvNachrich­ten laufen – und vorgelesen werden. Praktisch, wenn man seine Hände am heißen Kochtopf hat. Kochrezept­e kann man sich natürlich ebenfalls anhören. Nur kochen muss man noch selber. (wida)

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Fotos: A. Warnecke/dpa Unter anderem die Apple Software Siri erkennt Sprache.

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