Insgesamt ein guter Job
Was waren das für Sorgen, auch der heimischen Wirtschaft, als Twitter-Präsident Donald Trump mit seinem „America first“-Versprechen ins Weiße Haus einzog. Die Zahlen jedoch sprechen eine andere Sprache. Das Geschäft mit den USA brummt. Das Handelsvolumen zwischen dem Freistaat und den Vereinigten Staaten betrug im ersten Halbjahr 17,1 Milliarden Euro und entwickelt sich positiv. Beim Export sind die USA der wichtigste Handelspartner für Bayern. Über 600 Firmen haben aktive Geschäftsbeziehungen. 50 davon stammen aus dem Kreis Günzburg. Die gute Verbindung der bayerischen Wirtschaft über den Atlantik trifft also auch für Firmen in der Region zu. Das ist kein leichtes Unterfangen, wie die gescheiterte Großfusion zwischen den Automobilkonzernen Daimler und Chrysler lehrbuchhaft zeigt.
Die Mittelständler aus der Region Günzburg scheinen das besser anzugehen, wie zwei Beispiele in dieser Woche bewiesen haben: Die Fahrzeugtechnik-Sparte von Alko wurde 2016 aus dem Kötzer Familienunternehmen herausgelöst und ist unter dem Dach des neu geschaffenen US-Konzerns Dexko Global angekommen. Das bedurfte einer nicht zu unterschätzenden Umstellungsbereitschaft der Belegschaft und des Managements. Gegen den praktizierten Zahlenfetischismus eines von Privatinvestoren finanzierten amerikanischen Konzerns, der in möglichst kurzer Zeit möglichst viel Geld abwerfen soll, erscheint manche bürokratische Hürde hierzulande geradezu als Kindergeburtstag.
Sich auf ein „neues Denken“einzulassen, erfordert eine geistige Flexibilität, die manchmal erst entdeckt werden muss. In regelmäßigen Abständen lässt sich der innere Kreis der Verantwortlichen bei Alko Fahrzeugtechnik von Coaches daher den Spiegel vorhalten. Wichtig ist dabei, lernbereit zu sein und authentisch zu bleiben. Das sind gute Voraussetzungen für eine Persönlichkeitsentwicklung mit dem Ziel, Verantwortung für Andere zu übernehmen. Dass dadurch ein Führungsteam zusammenrückt, das ohnehin im gemeinsamen Boot des Kapitalismus sitzt und möglichst schnell rudern soll, ist der durchaus gewünschte Nebeneffekt.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist, um die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Unternehmenskulturen zu wissen. Horst Walz, Chef des Spieleproduzenten Ludo fact, hat dafür Gespür bewiesen. Er hat Mitarbeiter eigens durch einen USAmerikaner schulen lassen. Offensichtlich hat die Firmenspitze aus Jettingen-Scheppach im US-Bundesstaat Indiana die richtigen Gesprächspartner und die richtigen Worte gefunden. Indianas Handelsminister Jim Schellinger jedenfalls bedankte sich diese Woche bei einem Besuch im Kreis Günzburg.