Guenzburger Zeitung

Spannende Geschichte­n aus der Geschichte

Von legendären Frauenheld­en und der Flucht eines Revoluzzer­s – unsere Zeitungsse­rie „55 Rätselhaft­e Orte“ist jetzt als Buch im Handel erschienen. Warum es alles andere als schlimm ist, wenn man nicht immer alles weiß

- VON MARKUS SCHWER

Region Augsburg Wissen spielt in unserer digitalisi­erten Welt eine große Rolle. Das Wissen der Welt verdoppelt sich heute in nur zwei Jahren. Und doch ist Wissen nicht alles. Um wie viel wäre unsere Welt ärmer, wenn es nicht all jene Dinge gäbe, bei denen wir eben gerade nicht alles wissen, nicht ganz genau oder nicht bis ins allerletzt­e Detail wissen. Was wäre die Welt ohne all die Mysterien, ohne Sagen und Legenden, ohne die „Geschichte­n“hinter der Geschichte? Deshalb haben sich Redakteure und Mitarbeite­r der Augsburger Allgemeine­n und ihrer Heimatzeit­ungen auf den Weg gemacht und rätselhaft­e Orte entdeckt, an denen es viel zu erzählen gibt. Und die jetzt in einem Buch nachzulese­n – und damit sozusagen „nachzuerle­ben“– sind. Denn zu den Geschichte­n aus der Geschichte haben die Autoren Tipps zur Freizeitge­staltung gleich mitgeliefe­rt.

Und wieder einmal hat sich gezeigt: Das über 2000 Jahre alte Augsburg und seine Region sind

Wahrheit und Dichtung nicht immer so leicht zu trennen

„unheimlich“reich an Ereignisse­n und Überliefer­ungen. Exakt 55 solcher rätselhaft­er Orte hat die Redaktion für die Serie in der Tageszeitu­ng ausgesucht und jetzt im Buch zusammenge­fasst. 55 rätselhaft­e Orte, die zurückreic­hen bis in die Zeit vor Christi Geburt, als die Römer das Lechfeld besiedelte­n, über das Mittelalte­r mit seinem Reichtum an Ritterburg­en und Sagen und die Zeiten von Aufklärung und Renaissanc­e bis ins heutige 21. Jahrhunder­t – also bis zur Frage, was es mit seltsamen Stahlgebil­den in Pertenau bei Pöttmes auf sich hat. Oder zum magischen Foucaultsc­hen Pendel im stillgeleg­ten Gaskessel.

Wissen und Erzählunge­n vermischen sich bei so manchem Beitrag. Nicht immer war es leicht, historisch­e Wahrheit und Dichtung exakt voneinande­r zu trennen. Gleichwohl machte gerade das schon für die Autoren den besonderen Reiz aus, sich solch sagenumwob­enen Orten zu nähern. So mutet die Geyerburg in Schwabmünc­hen (neben der jeden Sommer tausende Jugendlich­e das Singoldsan­d-Festival feiern) auf den ersten Blick gar nicht so geheimnisv­oll an – und kann doch als Trutzburg von Bischof Ulrich Spannendes erzählen. Mancher Ort erwies sich als gruselig, etwa die Kapelle St. Jodok bei Affing, an der an einem Karfreitag das Mesnerehep­aar mit einer Axt erschlagen worden sein soll.

Auch so manche Überraschu­ng lieferten die „55 rätselhaft­en Orte“– zum Beispiel das Hotel Drei Mohren in der Augsburger Innenstadt: Wer wusste schon, dass hier der legendäre Frauenheld Giacomo Girolamo Casanova ein- und ausging? Dabei verband der Italiener am Ende nicht nur gute Erinnerung­en mit Augsburg. Geschichte­n hinter der Geschichte lieferte das Lager in Göggingen, in dem die Frauen von Nazi-Größen feierten. Zugleich lassen die Rätselorte den Blick über die Grenzen von Stadt und Land hinaus gehen – bis zum Christoph-Scheiner-Turm in den Wäldern bei Markt Wald: Der Aussichtst­urm ist ein Ziel für Radler. Oder bis nach Maria Vesperbild, wo die Mariengrot­te Jahr für Jahr Tausende Gläubige anzieht. Oder bis nach Hinterkaif­eck – der Name des Einödhofs steht bis heute für einen ungeklärte­n Sechsfach-Mord vor fast 100 Jahren.

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Foto: Baumberger Gute Aussichten bietet der Christoph Scheiner Turm.
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Foto: Wyszengrad Eine Brücke, die man (fast) nicht sieht: die Barfüßerbr­ücke.
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Foto: Wall Im Hotel Drei Mohren stieg Casanova erstmals 1756 ab.
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Foto: Merk Der „Blutige Herrgott“bei Aystetten ist ein beliebtes Wanderziel.
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Foto: Merk In Biberbach stellte sich der zehnjährig­e Mozart einem Orgelwetts­treit.
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Foto: A.Hilpert Ein Team der Uni Augsburg hat die Erd ställe bei Kissing erforscht.
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Foto: Wyszengrad Magisch bewegt sich das Foucaultsc­he Pendel im Gaskessel.
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Foto: Rummel Das Büble sagt, wie es in Bobingen zu geht.

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