Wer hat Esel Pepe erschossen?
Kriminalität Auch die Polizei geht inzwischen davon aus, dass der Esel erschossen wurde. Nur von wem und warum? Noch gibt es keine konkreten Hinweise. Aber eine Belohnung
Es gibt sehr viele Fragen zu dem Fall in Edelstetten, aber noch keine konkreten Hinweise. Doch es gibt eine Belohnung.
Edelstetten Die Stimme von Markus Negele klingt entschlossen. Doch „das täuscht“, sagt der 43-Jährige. „Manchmal bin ich den Tränen nahe.“Das hat einen Grund. Und der heißt Pepe.
So nannte Negele seinen sieben Jahre alten Esel, den ein Unbekannter getötet hat. Oder es waren mehrere unbekannte Täter, die auf einer eingezäunten Weide zwischen Edelstetten und Langenhaslach dabei waren, als das Tier erschossen wurde. Dienstagfrüh fand er den toten Esel am Eingangstor. Blut lief aus dem Maul. Oberhalb der Nüstern konnte er ein Einschussloch einer Kleinkaliber-Waffe feststellen und noch ein größeres Loch oberhalb der Kehle. Das Projektil hat er noch nicht gefunden. „Vielleicht sollte ich mal mit einem Metalldetektor das Gelände absuchen“, überlegt Negele laut.
Dass Esel Pepe durch einen aufgesetzten Schuss ums Leben gekommen ist, halten ein hinzugezogener Tierarzt und ein Förster für sehr wahrscheinlich. Und es geht auch die Polizei davon aus. Einen letzten Aufschluss würde nur eine Obduktion erbringen. „Aber wer hat was davon?“, fragt Negele, der zur Miete wohnt und anfangs seinen Esel nahe der Wohnung unterstellen konnte. Mehr Auslauf hatte das Tier dann auf der Weide, die er mit zwei Zie- teilte. Wenn das Wetter zu ungemütlich war, konnten sich die Tiere in einen eigens aufgestellten großen Bauwagen zurückziehen.
Negele hatte vor gut drei Jahren die fixe Idee, einen Esel zu halten. „Ich weiß, dass es Tiere bei mir gut haben. Und ich wollte zeigen, dass ein Esel alles andere als eigenwillig, nutzlos und dumm ist.“Pepe, 2010 geboren, kaufte er einer Freundin seiner früheren Arbeitskollegin ab. Es sei ein liebenswertes und ungewöhnliches Tier gewesen, sagt Negele. Ungewöhnlich deshalb, weil Pepe nur in der ersten Woche zweimal ein durchdringendes „Iiiiiaaaaa“von sich gegeben habe. Danach habe er sich sehr zurückgehalten. „Es gab nie Probleme wegen des Lärms.“Deshalb rätselt der 43-Jährige nach wie vor, wie es zu dieser Tat kommen konnte. Er kann sich eigentlich nur zwei Möglichkeiten vorstellen: „Irgendein Gestörter, der mit seiner Waffe ein Lebewesen töten wollte. Oder Halbstarke mit einer besonderen ,Mutprobe’.“Das ist der eine Bereich. Als Variante könnte es nur noch „ein Racheakt gegen mich“sein. Eine vage Vermutung deutet Markus Negele an, sagt aber dann gleich darauf: „Das glaube ich nicht, kann ich mir einfach nicht vorstellen.“
Und dann kommt er noch darauf, dass die Weide eigentlich kaum einsehbar ist. Insofern „müsste es jemand sein, der sich mit den Gege- benheiten vor Ort auskennt“. An eine große Chance, den oder die Täter zur Verantwortung zu ziehen, glaubt der Mann nicht. „Da wird vermutlich nicht viel rauskommen“, sagt er und begründet seine Annahme damit, dass ein Tier nur als Sache betrachtet wird.
Die Polizei nimmt diese Sache ernst. „Da steht nicht der Wert im Vordergrund, sondern die Bedeutung des Falles“, sagt der Krumbacher Dienststellenleiter Hans Willbold. Inzwischen laufen die Ermittlungen über die Krumbacher Polizei (Telefon 08282/905-0). Hinweise gebe es zwar, aber sie seien nicht konkret. Willbold: „Wir haben momentan nur wenige Fakten, sodass nicht der Schluss daraus in eine Richtung gezogen werden kann.“
Einen Anreiz, mehr Hinweise zu erhalten, liefert der Günzburger Geschäftsmann Ferdinand Munk, der selbst vier Esel hält. Sie sind für die Angestellten und deren Kinder die Attraktion auf dem Firmengelände der Günzburger Steigtechnik. Bei einem Ausflug auf die Schwäbische Alb hat es gefunkt zwischen Munk und einem Esel. Weitere hat er dazu gekauft. „Die Tiere sind alles andere als dumm. Sie freuen sich, wenn man sie besucht“, sagt der Unternehmer, der öfters nach anstrengenden Geschäftsreisen abends noch bei den Tieren sitzt, und „ihnen einfach zuschaut, was sie tun“.
Diese Art von Ausgleich hat Negen gele, der als Lagerist und Lastwagenfahrer arbeitet, täglich gesucht. „Es ist eine Erholung, wenn man für die Tiere da sein kann, die es einem danken“, sagt er. Ferdinand Munk setzt eine Belohnung von 300 Euro für Hinweise aus, die zur Ergreifung des Täters oder der Täter führen. „Vielleicht bewirkt das ja etwas“, sagt der Steigtechnik-Geschäftsführer, der keine Erklärung für so einen Tierfrevel hat. „Wer einen Hund oder einen Esel erschießt, der ist auch fähig dazu, auf Menschen zu schießen“, sagt er. Selbst wird er die Sicherheit rund um sein Gehege mit den Eseln erhöhen. Abends soll künftig verstärkt kontrolliert werden. Außerdem soll eine Videokamera installiert werden.
Ob Markus Negele nochmals einen Esel kauft, kann er noch nicht sagen. Eigentlich wolle er schon, weil ihm an dem grauen Vierbeiner so viel liege. Aber solange nicht klar ist, warum und von wem Pepe auf seiner Weide erschossen wurde, schwingt immer eine gewisse Unsicherheit mit, dass sich so etwas mit dem nächsten Esel nicht noch einmal wiederholt.