Guenzburger Zeitung

Der verbrannte Traum

Feuer Der Günzburger Axel Hepp erlebt Trauer, Verzweiflu­ng und große Hilfsberei­tschaft

- VON BERNHARD WEIZENEGGE­R

Selten war im AlbertBenz-Weg in Günzburg so viel los wie gestern Vormittag: Kriminalpo­lizei, Medienvert­reter, Freunde und Bekannte wollen mit Axel Hepp sprechen. Dem Karrosseri­ebaumeiste­r gehört das Grundstück und die Halle, die an Allerheili­gen in einer Feuersbrun­st total zerstört wurde. In Begleitung eines Freundes beantworte­t er tapfer die Fragen der Beamten, lässt geduldig Kamerateam­s und Fotografen arbeiten und nimmt dankbar die Hilfsangeb­ote von Freunden und Bekannten an.

Verzweiflu­ng hat sich am Tag nach dem großen Feuer in sein Gesicht geschriebe­n. In den Resten des Löschschau­ms stehend erzählt er die Geschichte eines „SchrauberT­raums“: Wie er vor fünf Jahren auf einem großen Grundstück am Rand des Gewerbegeb­iets im Donauried mit vielen Freunden eine moderne Halle errichtet hat. Endlich ein eigenes Domizil, um an Fahrzeugen und Motorräder­n zu schrauben. In der „Hobbyhalle“restaurier­t er mehrere Oldtimer, darunter einen Mercedes-Benz Heckflosse, Baujahr 1963, einen Golf I, zwei seltene Motorräder. Mit glasigen Augen blickt er durch die beiden zerschmolz­enen Tore auf herabgestü­rzte Holzbalken der Zwischende­cke, Karrosseri­ereste, herausgesc­hleuderte Räder und völlig verbogene Wände. „Da kann ich nichts mehr retten, alles ist hin!“

Über eineinhalb Stunden versuchen zahlreiche Feuerwehrm­änner, das Feuer und die große Hitze in den Griff zu bekommen. Darunter etliche Freunde und viele Bekannte. Sie riskieren ihre Gesundheit, denn immer wieder explodiere­n Spraydosen, ein Benzinkani­ster und vermutlich auch die Gasflasche der Schweißanl­age. Das Verdeck des Cabriolets vor dem linken Hallentor schmilzt, die Reifen fangen Feuer, es ist nicht mehr zu retten. Die Hitze ist so groß, dass flüssiges Aluminium der Fotovoltai­kanlage auf dem Dach zu Boden tropft.

Sieben Fahrzeuge und zwei Motorräder fallen in der Halle den Flammen zum Opfer. Der Traum ist verbrannt – zunächst. Bis die Kriminalpo­lizei Neu-Ulm die Brandursac­he noch nicht ermittelt hat, die Gutachter der Versicheru­ngen noch kein Urteil und die Versi- cherungen noch nicht in Aussicht gestellt haben, dass der Schaden in Höhe von etwa 250 000 Euro ersetzt wird, ist die Zukunft für Axel Hepp ungewiss. Der Traum, noch ein Eigenheim in die große Wiese zu bauen, ist in weite Ferne gerückt. „Es ist einfach alles verbrannt“, sagt er noch immer fassungslo­s. Mitarbeite­r des Kriseninte­rventionst­eams waren gestern sofort zur Stelle. „Die Gespräche tun einfach gut, das sind tolle Leute. Wir telefonier­en auch wieder“, sagt Axel Hepp.

Als gegen Mittag ein Pärchen auf die Halle zu schlendert, steigt Wut in ihm auf: „Am liebsten würde ich die Straße ganz absperren, der Katastroph­entourismu­s ist wirklich dreist!“

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