Wenn die App den Arzt ersetzt
Nicht alles, was technisch möglich ist, hilft dem Patienten auch
Düsseldorf Das intelligente Pflaster überwacht die Wundheilung und meldet Unregelmäßigkeiten per App direkt an den Arzt. Ein Handschuh mit Sensoren misst Signale und sagt einem Epileptiker so den nächsten Anfall voraus. Eine 3D-Brille übermittelt einem Chirurgen bei einer Tumoroperation die exakte Position eines Lymphknotens: Die Digitalisierung der Medizinwelt nimmt zwar gelegentlich Züge eines Science-Fiction-Romans an. In Arztpraxen, Kliniken oder auf dem Handy des Patienten allerdings ist sie oft schon Realität.
Vernetzung, Apps und Roboter prägen die medizinische Produktentwicklung immer stärker, wie sich auch bei der weltgrößten Medizinmesse in Düsseldorf zeigt. Ein Allheilmittel ist die Digitalisierung nach Einschätzung von Experten aber nicht: „Nicht alles, was man selber messen kann, ist immer hilfreich“, sagt Corinna Schaefer vom Ärztlichen Zentrum für Qualität in der Medizin. So könnten ständige Messungen und kleine Abweichungen, die man sonst gar nicht bemerkt hätte, auch für Beunruhigung beim Patienten sorgen, sagt Schaefer mit Blick auf die vielen Gesundheits-Apps für das Smartphone.
Für Franz Joseph Bartmann von der Bundesärztekammer haben manche Messsysteme – „ob in Handschuh, Schuh oder Unterhemden integriert“– derzeit eher noch experimentellen Charakter. Gesundheits-Apps jedoch werden „erhebliche Auswirkungen auf das Verhältnis zwischen Arzt und Patient“haben, prophezeit er. Der Patient sei künftig „der Herr der Daten“, die er dem Arzt zur Verfügung stelle. Es gebe schon erste Vorhersagen, dass der klassische Hausarzt bald seine Bedeutung verlieren wird.