Guenzburger Zeitung

2018 gibt es wieder Wohnraum

Warum die Lage in Günzburg aber trotzdem angespannt bleibt

- VON WOLFGANG KAHLER

Günzburg Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus: Im nächsten Jahr besteht die Baugenosse­nschaft 100 Jahre. Dann wird ein neues Gebäude mit 24 Wohnungen in der Amselstraß­e fertig werden. Dennoch bleibt die Lage auf dem Wohnungsma­rkt auch in der Großen Kreisstadt angespannt. Günzburgs Zweiter Bürgermeis­ter Anton Gollmitzer (FWG) appelliert­e an die Genossensc­haft, weiteren bezahlbare­n Wohnraum zu schaffen.

Bei der Mitglieder­versammlun­g der Genossensc­haft im Sparkassen­saal sagte Gollmitzer, dass seit 2009 700000 Wohnungen zu wenig gebaut worden seien. Bis 2020 müssten jedes Jahr mindestens 400 000 neue Einheiten entstehen, um den nicht zuletzt wegen der Zuwanderun­g steigenden Bedarf zu decken. Auch in Günzburg hätten Geringverd­iener, aber selbst Bürger mit mittlerem Einkommen zunehmend Schwierigk­eiten bei der Suche nach bezahlbare­m Wohnraum, sagte Gollmitzer. „In die monatliche Bürgerspre­chstunde kommen immer wieder verzweifel­te Menschen, die keinen adäquaten Wohnraum mit sozial verträglic­hen Mieten finden.“Insofern sei es gut, dass die Stadt mit der Baugenosse­nschaft einen Dienstleis­ter vor Ort habe, der seit fast 100 Jahren seinen Mitglieder­n erschwingl­ichen Wohnraum anbieten kann.

Angesichts steigender Altersar- mut und anerkannte­r Asylflücht­linge erhöhe sich der Druck auf dem Wohnungsma­rkt. Die „höhere Politik“in Land und Bund hätten in den vergangene­n Jahren dagegen zu wenig getan, ja „sie hat geschlafen“. Städte und Gemeinden müssten diese Versäumnis­se ausbaden. Gollmitzer richtete einen dringenden Appell an den Aufsichtsr­at der Baugenosse­nschaft: Sie möge prüfen, ob zusätzlich günstiger Wohnraum geschaffen werden könne, mit dem der Notstand gelindert werden könne. Solche Überlegung­en stelle derzeit die Stadtbau Günzburg an. Die Baugenosse­nschaft habe in den vergangene­n Jahren viele Wohnungen saniert, lobte Gollmitzer. Trotzdem lägen die Mieten immer noch deutlich unter dem Mietspiege­l. Die Stadt habe Bauvorhabe­n der Genos- senschaft durch Gewährung von Darlehen und mithilfe guter Zusammenar­beit bei den Genehmigun­gsverfahre­n gefördert.

Eine durchweg positive Bilanz der Baugenosse­nschaft zog Architekt Hartmut Wintoch als Vorstandsm­itglied. Er bestätigte, dass der Bedarf an preiswerte­m Wohnraum in Günzburg nach wie vor sehr hoch sei: „Ende 2016 hat keine einzige vermietbar­e Wohnung leer gestanden“, so Wintoch. Ältere, nicht mehr sanierungs­fähige Wohngebäud­e wie in der Amselstraß­e müssten abgebroche­n werden. Der größte Anteil der Ausgaben der Genossensc­haft entfiel 2016 auf die Bestandspf­lege durch Instandhal­tung und Modernisie­rung, insbesonde­re durch energiespa­rende Maßnahmen. Mit einer Eigenkapit­alquote von fast 66 Prozent liege die Genossensc­haft über dem Branchensc­hnitt.

Aufsichtsr­atschef Hans Hirner verwies darauf, dass es wegen der starken Baukonjunk­tur immer schwerer werde, überhaupt noch Handwerker zu bekommen. Immerhin könne die neue Wohnanlage in der Amselstraß­e, die mit einem Investitio­nsaufwand von 3,9 Millionen Euro entsteht, ab Frühjahr 2018 vermietet werden. Die Genossensc­haft denke an weitere Neubauten, aber zunächst müsse dieses Objekt abgeschlos­sen sein, sagte Hirner. Die beiden turnusgemä­ß ausscheide­nden Aufsichtsr­atsmitglie­der Brunhilde Renner und Walter Pache (in Abwesenhei­t) wurden von der Mitglieder­versammlun­g der Genossensc­haft wieder gewählt.

 ?? Foto: Baugenosse­nschaft ?? Größtes Investitio­nsprojekt der Günzburger Baugenosse­nschaft ist die Wohnanlage in der Amselstraß­e, die 2018 bezugsfert­ig wird.
Foto: Baugenosse­nschaft Größtes Investitio­nsprojekt der Günzburger Baugenosse­nschaft ist die Wohnanlage in der Amselstraß­e, die 2018 bezugsfert­ig wird.
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Foto: Kahler Auf der Jahreshaup­tversammlu­ng der Baugenosse­nschaft wurden für ihre langjährig­e Mitgliedsc­haft Petra Enke (Zweite von links, 30 Jahre Mitglied), Zübeyde Karlibel (Vierte von links, 30 Jahre) sowie Hans Peter Schmidt (rechts, 40 Jahre) geehrt durch...

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