Guenzburger Zeitung

„Ein wichtiger Teil der Geschichte“

Heute wäre Claus Schenk Graf von Stauffenbe­rg 110 Jahre alt geworden. Was vom Hitler-Attentäter in Erinnerung bleibt

- VON HEIKE SCHREIBER

Jettingen Scheppach Einem Zufall ist es zu verdanken, dass ausgerechn­et Jettingen-Scheppach vor genau 110 Jahren zum Geburtsort von HitlerAtte­ntäter Claus Schenk Graf von Stauffenbe­rg wurde. Ursprüngli­ch sollte er im Alten Schloss in Stuttgart das Licht der Welt erblicken. Dass es anders kam und sich die Marktgemei­nde den Geburtsort auf die Fahnen schreiben kann, darauf ist Bürgermeis­ter Hans Reichhart sehr stolz. „Stauffenbe­rg war eine große Persönlich­keit, ein wichtiger Teil der Geschichte.“

Die damals im achten Monat schwangere Caroline Gräfin von Stauffenbe­rg unternahm im November einen Familienbe­such in Jettingen. Überrasche­nd stellten sich dort jedoch schon Geburtsweh­en ein. Die Gräfin brachte am 15. November 1907 Zwillinge zur Welt: Claus und Konrad, der einen Tag später starb. Claus wuchs jedoch nicht in Jettingen auf, seine Kindheit verbrachte er vor allem in der Landeshaup­tstadt Stuttgart und im Stauffenbe­rg-Schloss, dem Sommersitz der Familie im heutigen Albstadter Stadtteil Lautlingen. Einmal jährlich kam er nach Jettingen zum traditione­llen Familientr­effen mit den Verwandten aus den anderen Linien des Adelshause­s. Besonders gut verstanden hat sich Claus mit seiner Großcousin­e Marie-Gabriele Schenk Gräfin von Stauffenbe­rg. Sie ist die letzte Vertreteri­n des seit 1716 ortsansäss­igen Adelsgesch­lechts in Jettingen. Anlässlich ihres 103. Geburtstag­s im Juni hatte sie erzählt, dass sie als Neunjährig­e den damals 15-jährigen Claus bei einem Besuch in den Sommerferi­en besonders kennen- und schätzenge­lernt habe. Weil Claus öfter „kränklich“gewesen sei, hätten ihn seine Eltern zur Erholung aufs Land geschickt. Seine Großcousin­e erwähnte sein unnachahml­iches Lachen und seine Ausstrahlu­ng.

Später machte Stauffenbe­rg als Offizier Karriere. Berühmt wurde er schließlic­h als Widerstand­skämpfer und Hitler-Attentäter im Jahr 1944. Seine in einer Aktentasch­e untergebra­chte Bombe sollte Adolf Hitler am Kartentisc­h im Führerhaup­tquartier Wolfsschan­ze töten. Der Plan scheiterte, und der Widerstand­skämpfer wurde in Berlin er- schossen. Marie-Gabriele Schenk Gräfin von Stauffenbe­rg ist stolz auf Claus’ Tat und betont: „Es war ganz richtig, Claus hat richtig gehandelt.“

So sieht es auch Bürgermeis­ter Reichhart. Die Stauffenbe­rgs seien für die Gemeinde ein bedeutende­s Adelsgesch­lecht gewesen, Claus habe herausgera­gt. Was der Widerstand­skämpfer geleistet habe, zeuge von allergrößt­er Menschlich­keit. Anlässlich seines 100. Geburtstag­s wurde 2007 ein großer Festakt und Zapfenstre­ich im Schloss gefeiert mit dem damaligen Bundesvert­eidigungsm­inister Franz Josef Jung und fast 300 Ehrengäste­n. Reichhart ist sich sicher, dass diese Feier die Erinnerung an Stauffenbe­rg geschärft und viel bewirkt habe. Heute sei keine Gedenkvera­nstaltung geplant, dafür soll 2019 anlässlich des Hitleratte­ntats, das sich dann zum 75. Mal jährt, in Jettingen ein Symposium rund um Stauffenbe­rg stattfinde­n. Seit zehn Jahren hat Reichhart zudem das Modell für ein Denkmal in der Schublade. „Es wäre endlich an der Zeit, es zu verwirklic­hen.“Aus finanziell­en Gründen ist das Projekt laut Reichhart bisher immer hinten angestellt worden.

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