Die Anfänge standen im Zeichen bitterer Armut
Die Würdigung langjähriger Mitarbeiter wird auch zu einem Streifzug durch die Wechselfälle der Zeitgeschichte
Oberwiesenbach Ganz im Zeichen des Slogans „Gemeinsam für ein gutes Leben“stand die Jubilarehrung der IG Metall Neu-Ulm/Günzburg im festlich geschmückten Saal des Gasthauses Adler in Oberwiesenbach. Insgesamt wurden 196 Mitglieder für ihre langjährige Treue gewürdigt, doch nicht alle konnten aus verschiedenen Gründen die Ehrung persönlich in Empfang nehmen. Günter Frey, erster Bevollmächtigter der Geschäftsstelle in Neu-Ulm, freute sich trotzdem, dass er im voll besetzten Saal die Kollegen mit Partnern und weitere Gäste begrüßte, die 25, 40, 50, 60, 65 und 70 Jahre der IG Metall verbunden sind. „Unsere Jubilare stehen mit ihrem Wirken im Betrieb und in der Gesellschaft in besonderem Maße für die sozialen und gesellschaftlichen Ziele der IG Metall. Sie machen uns unverwechselbar“, so Frey.
Die IG Metall Neu-Ulm/Günzburg gehört mit insgesamt 21 Geschäftsstellen zum Bezirk Bayern, einem der bundesweit sieben Bezirke. Sie betreut gegenwärtig über 7400 Mitglieder aus den Landkreisen Neu-Ulm und Günzburg. Viele Jubilare, die aus dem Einzugsbereich der Neu-Ulmer Geschäftsstelle kommen, waren teilweise jahrzehntelang im gleichen Betrieb beschäftigt.
So wie Martin Salger aus Vöhringen, der von der Lehre an 49 Jahre lang zu den Mitarbeitern in den Wieland-Werken in Vöhringen gehörte und zusammen mit drei weiteren Jubilaren eine 70-jährige Mitgliedschaft aufweist. Sie traten bereits am Beginn der Neugründung im Jahr 1947 in die IG Metall ein. Diesen und weitere markante Zeitepochen beleuchtete der ehemalige erste Bevollmächtigte Elmar Heim in seiner Festrede. Nach der Feier „125 Jahre IG Metall“im letzten Jahr könne die IG Metall Bayern heuer auf ihr 70-jähriges Bestehen zurückblicken. Aber 1947 sei für die Arbeitenden kein gutes Jahr gewesen, denn die offiziellen Lebensmittelrationen lagen unter dem Existenzminimum, das Geld war faktisch wertlos, der Schwarzmarkt blühte.
Nach Gründung der IG Metall in Bayern gab es im Säge- und Holzgewerbe den ersten Tarifvertrag. Bereits 1952 forderte der DGB für alle Gewerkschaften die Einführung der 40-Stunden-Woche und trotz Protestaktionen beschloss der Bundestag ein Betriebsverfassungsgesetz zum Nachteil für die arbeitende Bevölkerung. 1957 kam das Saarland wieder zur Bundesrepublik, die „Römischen Verträge“galten für die neue Europäische Wirtschaftsgemeinschaft. Erste Streiks wegen der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall kennzeichneten auch das Jahr 1957. Die Metallindustriellen begründeten ihre Ablehnung „der Arbeiter sei seinem Wesen nach undiszipliniert und faul“. 1967 hatte die IG Metall Neu-Ulm bereits 3023 Mitglieder und die Krise 1966/1967 beendete die lange Nachkriegskonjunktur. Die Arbeitslosenzahl stieg auf 400 000. Ein halbherziges Investitionsprogramm habe 1977 nicht den gewünschten Erfolg gebracht, trotz Konjunkturaufschwung steigt die Arbeitslosenzahl auf 900000. Viel Positives für die Arbeitnehmer erreichte die IG Metall 1992 bei Löhnen und Gehältern. „Wir haben viel erreicht“, doch es gäbe „kein Weiter wie bisher“meinte Heim. Er sagte auch: „Wir werden für die Arbeitsbedingungen, Altersversorgung, Steuerreformen zugunsten der Arbeitnehmer und weitere Verbesserungen eintreten und kämpfen.“
Gewerkschaftssekretär Siegfried Bägendorfer nahm anschließend die Ehrungen vor und überreichte allen anwesenden Jubilaren ein Buchgeschenk.