Guenzburger Zeitung

Reihe 18, Grabnummer 25

Auch 100 Jahre danach lässt sich das Schicksal eines Augsburger Kanoniers rekonstrui­eren

-

Wer Schuld hat am Ausbruch des Ersten Weltkriegs mit seinen knapp zehn Millionen Toten, wird in der Geschichts­wissenscha­ft 100 Jahre danach noch immer leidenscha­ftlich und kontrovers diskutiert.

Unstrittig ist dagegen, dass alle am Unheil beteiligte­n Nationen im Juli und August 1914 in den „Großen Krieg“richtiggeh­end hineingesc­hlittert sind. Gewisserma­ßen wie Schlafwand­ler auf dünnem Eis. Keine Spur von Besonnenhe­it. Nirgendwo. Im Rückblick hätte man den Verantwort­lichen gewünscht, dass sie wenigstens jene Umsicht und Akribie hätten walten lassen, mit denen dann nach Kriegsbegi­nn das tägliche Sterben protokolli­ert wurde. Eine gründliche Buchhaltun­g des Todes sorgte dafür, dass auch ein Jahrhunder­t nach den Feindselig­keiten noch Einzelschi­cksale rekonstrui­ert und dokumentie­rt werden können. So auch im Falle des aus Augsburg stammenden Kanoniers Max Weittmann.

Ein mit den Verhältnis­sen in Frankreich gut vertrauter Leser unserer Zeitung hatte sich gewundert, dass es auf dem Ostfriedho­f in Rennes 95 deutsche Kriegsgräb­er des Ersten Weltkriegs gibt, obwohl diese nordfranzö­sische Stadt damals weitab von den Schützengr­äben lag. Eine Anfrage bei der „Abteilung Gräberdien­st“in der Bundesgesc­häftsstell­e des Volksbunde­s Deutsche Kriegsgräb­erfürsorge ergab nun, dass es sich bei diesen 95 Toten ausschließ­lich um in Kriegsgefa­ngenschaft Verstorben­e handelt.

Aus der Liste eines „Zentralnac­hweisamtes für Kriegsverl­uste und Kriegsgräb­er“geht hervor, dass der 1898 in Augsburg geborene Max Weittmann Kanonier in der 6. Batterie des Bayerische­n 23. Feldartill­erie-Regiments war. Er starb kurz vor Kriegsende, am 12. August 1918. Die amtlichen „Deutschen Verlustlis­ten“vom 31. Oktober 1918 weisen Weittmann noch als „schwer verwundet und vermißt“aus. Klarheit brachten schließlic­h die aktualisie­rten „Verlustlis­ten“vom 9. September 1919: Dort heißt es: „bisher schwer verwundet und vermißt, in Gefangensc­haft gestorben 12. August 18“.

Bestattet wurde Max Weittmann auf dem „Cimetière de l’Est“in Rennes: Reihe 18, Grabnummer 25.

Ein Schicksal von rund 9737000. Sie alle bezahlten mit ihrem Leben dafür, dass im Sommer 1914 holterdiep­olter zu den Waffen gerufen worden war.

 ?? Foto: Volksbund ?? Buchhaltun­g des Todes: Karteikart­e mit Weittmanns Namen.
Foto: Volksbund Buchhaltun­g des Todes: Karteikart­e mit Weittmanns Namen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany