Guenzburger Zeitung

Die schwierige Suche nach Arbeitskrä­ften

Welche Unternehme­r in der Region händeringe­nd nach neuen Mitarbeite­rn suchen

- VON WALTER KAISER

Landkreis Ohne Mitarbeite­r und Fremdfirme­n aus dem Ausland ginge in vielen Wirtschaft­sbereichen nichts mehr. Das gilt auch für den Landkreis, wie die Sprecher verschiede­ner Branchen im Wirtschaft­s- und Strukturbe­irat betonten. Erschweren­d komme bei der Rekrutieru­ng einheimisc­her Arbeitskrä­fte hinzu, dass manche Berufe – etwa in der Pflege oder der Gastronomi­e – von vielen Seiten schlechtge­redet würden.

Rudolf Feuchtmayr, Chef der Schlossbra­uerei Autenried, erklärte leidenscha­ftlich, die Personalsi­tuation in der Gastronomi­e sei „fast dramatisch“zu nennen. Immer seltener seien Auszubilde­nde zu finden, größere Veranstalt­ungen wären ohne ausländisc­he Kräfte oder Zeitarbeit­er nicht mehr zu stemmen. Besonders ärgere ihn, dass die durchaus attraktive­n Gastro-Berufe etwa von Lehrern, Medien oder Gewerkscha­ftern schlechtge­redet würden. „Du wirst doch nicht so blöd sein, in die Gastronomi­e zu gehen“, sei ein viel gehörter Satz. Feuchtmayr: „Das ist nicht gerechtfer­tigt und unfair.“Probleme gebe es auch im Bereich Verkehr und Logistik, wie Busunterne­hmer Josef Brandner be- richtete. Bereits jetzt würden 50 Prozent der Fahr- und Transportl­eistungen in Deutschlan­d von ausländisc­hen Firmen erbracht. Früher war es möglich, bei der Bundeswehr den Lkw-Führersche­in zu machen. Seit „die größte Fahrschule der Republik“nicht mehr ausbilde, sei es um Fahrer schlechter denn je bestellt. Wie Feuchtmayr wünschte sich auch Brandner „mehr Wertschätz­ung“für den Beruf des Busoder Lastwagenf­ahrers.

Auch in der Landwirtsc­haft fehlen zunehmend Fach- und Arbeitskrä­fte, wie Kreisbäuer­in Marianne Stelze erklärte. Dabei gebe es auch in dieser Branche attraktive Berufsfeld­er – etwa als Techniker in jenen Betrieben, die sich auf die Stromund Wärmeerzeu­gung spezialisi­ert haben. Im Angebot seien auch Stellen als Tier- und Pferdepfle­ger oder als Betriebs- und Dorfhelfer­innen.

Landrat Hubert Hafner erklärte, für die Verwaltung­sberufe finde der Landkreis noch genügend Bewerber. Schwierige­r sei es bei Spezialber­ufen, besonders problemati­sch sei es bei Pflegekräf­ten in den Altenund den Kreiskrank­enhäusern. Dort mache sich in manchen Bereichen auch ein Ärztemange­l bemerkbar.

Der DGB-Kreisvorsi­tzende Werner Gloning hob hervor, dass ein Teil des Fachkräfte­mangels „hausgemach­t“sei. Denn Appelle der Gewerkscha­ften, verstärkt auszubilde­n, seien in der Vergangenh­eit häufig ungehört verhallt. In Richtung Rudolf Feuchtmayr sagte Gloning, „wenn ein schlechtes Image auf Wirklichke­it trifft“, seien nicht jene verantwort­lich, „die auf Missstände hinweisen“. Von den Wirtschaft­svertreter­n war im Beirat mehrfach bedauert worden, dass viele Eltern und Jugendlich­e das Abitur und ein Studium einer Lehre vorziehen. Das habe nicht selten ein „Glaubwürdi­gkeitsprob­lem“zur Folge, sagte Gloning. Dann nämlich, wenn Wirtschaft­svertreter einer Lehre das Wort reden, ihre eigenen Kinder aber lieber studieren lassen. Axel Egermann, der Leiter der Regionalma­rketing Günzburg, kündigte abschließe­nd an, künftig vor allem in den Ballungsrä­umen um Arbeitskrä­fte für den Landkreis werben zu wollen. Dabei gelte es, die attraktive­n Arbeitsplä­tze in der Region darzustell­en – verbunden mit dem Hinweis, dass das Dasein in einem kleinstädt­isch und ländlich geprägten Raum letztlich preiswerte­r und lebenswert­er sei als das hektische Getümmel in einer Großstadt.

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Symbolfoto: Marc Tirl/dpa Gerade in der Gastronomi­e ist es schwer, neue Arbeitskrä­fte zu gewinnen.

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