„Unter 100 lass’ ich nicht los“
Heute feiert Elisabeth aus Günzburg aber erst einmal ihren 90. Geburtstag
Günzburg Mit dem für sie so typischen strahlenden Lächeln wird die Günzburgerin Elisabeth Samol auch heute an ihrem 90. Geburtstag die Gäste beglücken. Lebenslust und Humor sind ungebrochen. „Unter 100 lass´ ich nicht los“, spricht sie ein großes Ziel aus.
Ihr Dialekt deutet auf Wurzeln außerhalb der Donaustadt hin. Die Jubilarin wurde 1927 im oberschlesischen Dramatal im Landkreis Beuthen geboren und wuchs bei den Großeltern auf. Schon als Kind packte sie in der kleinen Landwirtschaft mit an und schob die geliebte Schule zwischen die viele Arbeit. „Gerne wäre ich Schneiderin geworden, doch zu Hause auf dem kleinen Bauernhof war ich unentbehrlich“, erinnert sie sich. 1946 heiratet sie Josef Samol und bringt fünf Kinder, zwei Mädchen und drei Buben zur Welt. Die Familie wohnt in Bechtal, Elisabeth kümmert sich um Haushalt und Kinder, Josef arbeitet unter Tage im Bergwerk.
Man findet sich zurecht als Deutsche unter Polen. Der Vertreibung waren sie entgangen. Die Großmutter wollte auf ihren Ehemann warten. „Und bis alle aus Gefangenschaft und so wieder daheim waren, stand die Mauer.“Erst in den 1980er Jahren gelingt die Aussiedlung nach Deutschland und es geht von der Drama an die Donau. Günzburg wird am 1. November 1984 für das Rentnerehepaar zur neuen Heimat.
Noch heute wohnt Elisabeth Samol, die seit 22 Jahren verwitwet ist, in derselben Wohnung. Gerne erinnert sie sich an die ausgedehnten Tagesausflüge mit dem Fahrrad zusammen mit dem Ehegatten, heute dreht sie stattdessen ihre tägliche Spazierrunde mit Tochter Maria, die Hände fest am Rollator. Um den Hals hängt ihr Notrufknopf. „Er hat mir schon zweimal das Leben gerettet, ich hatte wenigstens noch die Kraft, den Knopf zu drücken.“Tochter Maria bestätigt: „Das ist jedem zu empfehlen, eine wirklich gute Sache.“
Die ersten Geschenke sind schon da
Die Zeiten der harten Arbeit, als die junge Frau Elisabeth noch mit dem Pferd geackert hat oder einen Sieben-Personen-Haushalt führen musste, strickte und nähte, sind vorbei. Tochter Maria, die nur ein paar Stockwerke höher wohnt, ist ihr eine große Hilfe, erst recht nach dem Schlaganfall vor ein paar Jahren. Zur Großfamilie, die zum Teil noch in der polnischen Heimat wohnt, gehören neun Enkelkinder und die neun Urenkel im Alter von 21 Jahren bis vier Monaten mit ihren Familien. Das erste Paket mit Geschenken ist schon von dort eingetroffen, gefeiert wird heute mit vielen Gästen in einem Günzburger Lokal.