In Haldenwang und Röfingen wird das Wasser günstiger
Warum der Zweckverband eine rückwirkend geltende neue Gebührenkalkulation beschlossen hat
Haldenwang Schöne Überraschung wenige Wochen vor Weihnachten: Die Bürger in Haldenwang und Röfingen können in den nächsten Jahren mit niedrigeren Gebühren fürs Wasser rechnen. Der Grund dafür sind angehäufte Sonderrücklagen im laufenden Kalkulationszeitraum.
Diese angesammelten Beträge dürfen in den beiden Gemeinden nicht zweckentfremdet für andere Ausgaben verwendet werden. Stattdessen müssen diese Gelder über neu berechnete Wasser- und Abwassergebühren wieder an die Bürger zurückfließen, wie Friedrich Steinle, Interimskämmerer der Verwaltungsgemeinshaft Haldenwang, erklärte. Wie berichtet, hat Manuela Hesse den vakanten Posten im Oktober übernommen und begleitete am Donnerstag erstmals die Sitzung des Wasser- und Abwasserzweckverbands Haldenwang und Röfingen im Haldenwanger Rathaus.
Eigentlich hätte der Verband bereits in dieser Sitzung eine neue Satzung über die Herstellungsbeiträge beziehungsweise die Grund- sowie Einleitungsgebühren für die Jahre 2018 bis 2021 vorlegen und beschließen wollen – aber die Kalkulation liegt noch nicht vor. Grund für die Verspätung ist unter anderem der Personalwechsel in der Kämmerei und dass erst ein unabhängiger Gutachter die neuen Berechnungen vorlegen muss. Das wird aber erst im Frühjahr 2018 der Fall sein, wie es in der Beschlussvorlage heißt.
Deshalb musste nun ein Rückwirkungsbeschluss erfolgen. Er bewirkt, dass die im Frühjahr vorliegenden Gebühren ab Jahresbeginn 2018, also rückwirkend, erhoben werden können. Haldenwangs Rathauschef Georg Holzinger war über dieses Verfahren nicht gerade begeistert: „Wir waren mit der Ge- bührenkalkulation nicht einverstanden. Jetzt stimmen wir zu, ohne dass wir wissen, was rauskommt.“
Der Zweckverband ist zuständig für die Wasserversorgung von insgesamt 1825 Personen. Die beteiligten Gemeinden sind verantwortlich, dass die Wasserversorgung und Entsorgung sich in funktionsfähigem Zustand befindet. Im Haushaltsbericht war 2016 ein hoher Anstieg der Unterhaltsleistungen vorgesehen. Doch sie wurden in diesem Jahr nicht erbracht, sondern auf 2017 verschoben. Höhere Ausgaben in Höhe von 270000 Euro werden 2018 für die Erschließung des neuen Baugebietes Kirlesberg in Röfingen anstehen. In diesem und in den nächsten beiden Jahren rechnet Steinle zudem mit deutlich steigenden Unterhaltskosten. Deren Deckung erfolgt durch die Wasserverbrauchsgebühren. Sie wurden zuletzt 2015 mit 1,35 Euro pro Kubikmeter kalkuliert, beim Abwasser liegen sie bei 3,05 Euro. Mit den Einnahmen hat der Zweckverband eine Überdeckung erzielt. Diese Beträge gehen in den Posten Sonder- rücklage. Da der Zweckverband aber keine Gewinne erzielen darf, wird die Sonderrücklage mit derzeit knapp 280000 Euro in den kommenden Jahren durch niedrige Gebühren wieder aufgebraucht.
Bei der künftigen Entwicklung des Wasserverbrauchs werden neue Bau- beziehungsweise Gewerbegebiete berücksichtigt, die in den beiden Gemeinden geplant werden. Derzeit werde unter anderem diskutiert, ob der Haldenwanger Ortsteil Hafenhofen zum Zweckverband komme, informierte Verbandsvor- sitzender und Röfingens Bürgermeister Hans Brendle. Bei steigendem Wasserbedarf müsse in den kommenden Jahren auch an die Einrichtung eines neuen Brunnens gedacht werden. Der könne wegen der strengen Umweltbedingungen nicht mehr in Tallage, sondern nur auf einer Höhenposition gebaut werden. Auf Nachfrage aus dem Gremium, ob der höhere Wasserbedarf über die benachbarte Glött-Gruppe gedeckt werden könne, meinte Brendle, das sei zwar grundsätzlich möglich. Doch dieser Wasserversorgungsverband habe ähnliche Probleme mit den Schutzgebieten seiner Brunnen.
Der Unterhalt der Kläranlage und des Rohrnetzes schlägt mit insgesamt 84000 Euro beim Abwasserhaushalt mit fast 900 000 Euro Gesamtvolumen voll durch, informierte Übergangs-Kämmerer Steinle. Hohe Ausgaben verschlingt außerdem die Erschließung der beiden neuen Baugebiete in Haldenwang und Röfingen. Was die Kalkulation der Abwassergebühren betrifft, so muss der Zweckverband noch keine gesplittete Gebührenberechnung einführen. Das ist erst fällig, wenn der Anteil des Niederschlagswassers in den Gemeinden zwölf Prozent am gesamten Schmutzwasser überschreitet. Vorerst sei das laut Steinle nicht der Fall.
Die Berechnung ist für die Kommunen aufwendiger, für die Bürger aber gerechter. Eine neue Siebanlage und ein zusätzlicher Probenehmer für die Kläranlage Röfingen verursachten Ausgaben von insgesamt knapp 15000 Euro, gab Zweckverbandsvorsitzender Brendle bekannt. Diese Ausgaben wurden ebenso wie die neuen Satzungen von der Verbandsversammlung einstimmig gebilligt.