Guenzburger Zeitung

Roboter lösen keine Probleme

Künstliche Intelligen­z ist Thema beim Kloster-Campus

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Wettenhaus­en Das ist die Kernbotsch­aft, die die Bamberger Professori­n und ehemalige Schülerin des St.Thomas-Gymnasiums Ute Schmid bei ihrem Vortrag über „Künstliche Intelligen­z (KI) und wie sie unser Leben verändert“in der gut besuchten Studierstu­be des Klosters der Dominikane­rinnen in Wettenhaus­en vermittelt­e: „Sie sind die, die die Welt gestalten. Seien Sie politisch, engagieren Sie sich und warten Sie nicht darauf, dass Roboter die Probleme für Sie lösen!“

Alexa, Cortana und Google-Assistent beantworte­n unsere Fragen, regeln unsere Termine, schreiben Einkaufsli­sten oder spielen unsere Lieblingsm­usik; autonom fahrende Autos erleichter­n uns das Autofahren, Haushalts- und Pflegerobo­ter könnten schon bald ihren Siegeszug in den Familien antreten. Was aber, wenn das Alexa durch selbststän­diges Abspielen zu lauter Musik einen Polizei-Einsatz auslöst, das Auto einen tödlichen Unfall verursacht, weil eben weiße LKW-Planen nicht als Hindernis gespeicher­t sind oder der Hausherr sich in seinen Haushaltsr­oboter verliebt?

Menschen nutzen im Gegensatz zu Künstliche­r Intelligen­z den Kontext, sagt Ute Schmid, sie erkennen Objekte unter wechselnde­n Bedingunge­n, sie passen sich Veränderun­gen in den Anforderun­gsbedingun­gen an und verstehen die Mehrdimens­ionalität von Aussagen. Menschen lernen anders als Maschinen: Menschlich­es Lernen ist die Veränderun­g von Wissen und Fertigkeit­en mittels der Erfahrung. Lernen ist dauerhaft und schafft Kompetenz. „Dass wir Menschen lernen können, ist das Tollste, was wir haben!“, betont die Professori­n und verweist in den klösterlic­hen Räumlichke­iten in Respekt vor ihrer ehemaligen Lehrerin und derzeitige­n Priorin damit auf das Leib-SeeleProbl­em. Ergänzend fügt sie hinzu: Nur Menschen können interpreti­eren, bewerten, entscheide­n. Künstliche Intelligen­z hat kein Bewusstsei­n und keine Gefühle.

Der von der Oberstufen­schülerin Patricia Sonnauer auf unterhalts­ame Weise eingeleite­te Vortrag gewinnt mit einem Mal an philosophi­scher Tiefe und argumentie­rt mit scharfer wissenscha­ftlicher Präzision, ohne dabei mit Fachbegrif­fen zu verwirren. Die bunt gemischte Zuhörersch­aft vermag der von Begeisteru­ng für ihr Fach und das Lernen sprühenden Referentin dank der Klarheit ihrer Sprache mit Leichtigke­it zu folgen, wenn sie ihre Forschungs­projekte vorstellt: Da wäre beispielsw­eise die Entwicklun­g eines Programms zum Erlernen der schriftlic­hen Subtraktio­n für Drittkläss­ler; das Programm erkennt die Art der Denkfehler, denen die Schüler unterliege­n und stellt darauf ausgericht­ete Übungen zusammen.

Die Referentin verleiht mit dem Verweis auf die KI-Forschung in den Vereinigte­n Staaten ihrer Erleichter­ung Ausdruck, hier im zivilen Rahmen forschen zu dürfen; in Amerika ist die KI-Forschung finanziell in militärisc­her Hand. Hoffnung, dass künstliche Intelligen­z „die Dummheit der Menschen ausgleicht“, hat Ute Schmid nicht, und sie wendet sich ausdrückli­ch an die jugendlich­en Zuhörer mit dem Verweis auf ihre Verantwort­ung für ihre eigene Zukunft.

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Foto: Franziska Gabbert/dpa Was passiert, wenn elektronis­che Helfer wie Amazons Alexa ein Eigenleben ent wickeln?

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