Guenzburger Zeitung

Einmal Torwart, immer Torwart

Hüseyin Cam (54) hat 700 Spiele für die SpVgg Krumbach gemacht. Was er alles erlebt hat und noch erleben will

- Interview: Alois Thoma

Herr Cam, wo hat Ihre fußballeri­sche Laufbahn begonnen?

Cam: Das war bei den D-Junioren in Billenhaus­en, wo ich durch Mitschüler zum Fußball gekommen bin. Später spielte ich beim damaligen FC 78 Krumbach und seit dieser mit den Sportfreun­den Krumbach fusioniert­e, gehöre ich der daraus entstanden­en SpVgg Krumbach an.

War Ihr Platz immer schon zwischen den Pfosten?

Cam: Ja, von Anfang an. Wobei das aus der Not geboren wurde. Weil die Billenhaus­er D-Junioren keinen Torwart hatten, wurde halt ich ins Tor gestellt. Die Position hat mir von Anfang an gefallen.

Haben Sie schon selbst getroffen? Cam: In der Position des Torwarts kann ich mich an keinen Treffer erinnern. Aber als es bei der SpVgg nach der Fusion ein Überangebo­t an Torhütern gab, hab ich auch zwischendu­rch im Sturm gespielt und sogar einmal einen Hattrick erzielt.

Was war Ihr unglücklic­hstes Gegentor? Cam: Es war in einem ganz wichtigen Spiel gegen den SV Neuburg. Da hätten wir einen Sieg zum Verbleib in der damaligen A-Klasse benötigt. Ich hatte ein super Spiel gemacht, aber kurz vor Schluss einmal den Ball fallen lassen. Das hat der Gegner zum Ausgleich genutzt und unser Abstieg war besiegelt.

Und an welches Spiel erinnern Sie sich immer noch gern?

Cam: An das Jubiläumss­piel gegen die TSG Thannhause­n anlässlich des 40-jährigen Bestehens. Da durfte ich als Torwart der zweiten Mannschaft eine Halbzeit spielen, was für mich trotz Niederlage ein tolles Erlebnis war.

Was war Ihre höchste Niederlage in einem Punktspiel?

Cam: Das 0:7 in der vergangene­n Saison mit der Reserve gegen den späteren Meister Bosporus Thannhause­n.

Wie oft sind Sie in Ihrer Laufbahn vom Platz geflogen?

Cam: Ein einziges Mal. Da hat der Schiedsric­hter leider etwas falsch verstanden und mich wegen Schiedsric­hterbeleid­igung vom Platz geschickt.

Was sind Ihre Stärken und Schwächen?

Cam: Ich bin ruhig und gelassen und auf der Linie gut. Das Rauslaufen hingegen ist nicht gerade meine Stärke.

Wenn Ihre Mitspieler vorne nicht treffen, wie reagieren Sie da?

Cam: Da ist es schon mal vorbei mit der Gelassenhe­it und ich nehme mir als ältester Spieler die Freiheit heraus, Kritik am leichtsinn­igen Umgang mit Torchancen zu äußern.

Sind Sie bei der SpVgg Krumbach nur Spieler der zweiten Mannschaft oder haben Sie auch andere Aufgaben übernommen?

Cam: Ich bin seit Jahren im Jugendbere­ich als Trainer tätig und habe zum Beispiel beim Bau des Sportheime­s in meiner Eigenschaf­t als Architekt die gesamte Planung durchgefüh­rt.

Und Sie sind nicht das einzige Famili- enmitglied, das bei der SpVgg Krumbach aktiv ist, oder?

Cam: Das stimmt. Mein Sohn spielt bei den B-Junioren, Frau und Tochter sind in der Turngruppe aktiv.

Ihr größter Wunsch ist bekanntlic­h, einmal mit Ihrem Sohn Marcel in einer Mannschaft zu spielen. Wie stehen die Chancen, dass dieser Wunsch in Erfüllung gehen könnte?

Cam: Da bin ich noch guter Dinge. Spätestens in drei Jahren könnte mein Sohn bei den Senioren spielen. Und selbst wenn ich zwischenze­itlich einem jüngeren Torwart Platz gemacht hätte, ließe es sich sicherlich einrichten, mit Marcel einmal aufzulaufe­n.

700 Spiele haben Sie für die SpVgg bestritten. Wie viele sollen es denn noch werden?

Cam: 800 wären schön und auch möglich, wenn die Gesundheit mitmacht. Aber wie gesagt: Sollte sich ein jüngerer Torwart anbieten, würde ich dem natürlich Platz machen.

Am Sonntag hat die Reserve der SpVgg spielfrei. Werden Sie trotzdem auf dem Sportplatz sein?

Cam: Natürlich. Ich sitze als Ersatztorw­art bei der ersten Mannschaft im Derby gegen Türkiyemsp­or Krumbach auf der Bank. So wie jeden Sonntag, egal ob ich zuvor in der Reserve gespielt habe oder nicht.

 ?? Archivfoto: Alois Thoma ?? So kennen die Fans der SpVgg Krumbach ihren „Hüs“. Das Bild stammt aus dem Jahr 2005.
Archivfoto: Alois Thoma So kennen die Fans der SpVgg Krumbach ihren „Hüs“. Das Bild stammt aus dem Jahr 2005.

Newspapers in German

Newspapers from Germany