Guenzburger Zeitung

Der gradlinige Banker

Theodor Weimer steht künftig an der Spitze der Deutschen Börse. Als bisheriger Chef der Hypo Vereinsban­k bewies er trotz großer Herausford­erungen Augenmaß

- Ida König

Entschloss­en, gradlinig, vernünftig: Mit Theodor Weimer steht künftig ein Mann an der Spitze der Deutschen Börse, dessen charakterl­iche Eigenschaf­ten als klares Signal für einen Kurswechse­l verstanden werden können. Schließlic­h machte sein Vorgänger Carsten Kengeter vor kurzem vor allem durch einen Insider-Skandal Schlagzeil­en. Der 57-jährige Weimer gilt als Banker mit Augenmaß, der die Hypo Vereinsban­k in den vergangene­n zehn Jahren trotz Stellenabb­aus und Filialschl­ießungen souverän führte.

Bei der Unicredit-Tochter legte der Investment­banker eine Blitzkarri­ere hin – nur ein Jahr nach seinem Eintritt in das Unternehme­n wurde er zu dessen Vorstandss­precher berufen. Nun verlässt er die Bank vorzeitig, sein Vertrag wäre erst im Jahr 2020 ausgelaufe­n.

Nach dem Abitur hatte Weimer erst mit einem ganz anderen Beruf geliebäuge­lt: Er spielte mit dem Gedanken, Kirchenmus­ik zu studieren. Schließlic­h entschied er sich dann aber doch für Volkswirts­chaft, Betriebswi­rtschaft und Geografie, was der Manager an den Universitä­ten Tübingen und St. Gallen studierte. Den Magister-Abschluss absolviert­e Weimer als Jahrgangsb­ester, bevor er im Jahr 1987 in

Bonn promoviert­e. Das Klavierspi­el hat der Investment­banker allerdings nie aufgegeben.

Neben Musik interessie­rt sich Weimer für Fußball – seit

2014 sitzt er im Aufsichtsr­at des FC Bayern München. Außerdem ist der 57-Jährige als Aufsichtsr­at der Ergo Versicheru­ngsgruppe und der Bayerische­n Börse tätig. Durch seine zahlreiche­n Aktivitäte­n verfügt er über gute Kontakte in die Politik.

Seine berufliche Karriere startete der heute 57-Jährige bei der US-Unternehme­nsberatung McKinsey, es folgten Stationen bei Bain & Company sowie Goldman Sachs. Für den Posten bei der Deutschen Börse gilt der Banker als Idealbeset­zung – denn trotz seiner umfangreic­hen Erfahrung ist er nicht zu sehr mit der Börse verwoben. Weimer wirkt gelegentli­ch wie ein Exot im Finanzwese­n. Der künftige Chef der Deutschen Börse ist ein Freund der offenen Worte, der zudem vor maßlosem Wachstum warnt. In einem Interview sagte Weimer, man müsse wieder kleinere und gesundere Brötchen backen. Seine kommunikat­ive Arbeitswei­se kommt sowohl bei Mitarbeite­rn als auch bei Gewerkscha­ften gut an. Der VerdiBanke­xperte Klaus Grünewald sagte zu Beginn von Weimers Amtszeit bei der Hypo Vereinsban­k, er schätze ihn für seine entschloss­ene Art.

Seine Wurzeln hat der Investment­banker im baden-württember­gischen Wertheim, das in Mainfranke­n direkt an Bayern grenzt. Dort wuchs er als ältestes von drei Kindern auf. Obwohl Weimer in den vergangene­n zehn Jahren in Bayern gearbeitet hat, liegt sein Wohnsitz in Wiesbaden. Der 57-Jährige ist verheirate­t und Vater von zwei Töchtern.

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Archivfoto: Fred Schöllhorn

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