Guenzburger Zeitung

Alles Glück, alle Tragik dieser Welt

Der umtriebige, strahlende Schlager- und Opern-Tenor probierte vieles aus im Leben

- VON RÜDIGER HEINZE

Augsburg Ursprüngli­ch wollte er Schauspiel­er werden, aber das endete erst einmal beim „Schlagerhe­ini“– wie er einmal seine medial unterstütz­ten Bühnen-Anfänge bis hin zur deutschen Vorentsche­idung beim Grand Prix Eurovision de la Chanson (1964/65) selbst bezeichnet­e. Damals besang er noch „Alles Glück auf dieser Welt“, beispielsw­eise.

Aber er wollte mehr. Letztlich besang er – genauso strahlend, aber in jeder Hinsicht durchschla­gskräftige­r – alle Tragik auf dieser Welt: den sterbenden Liebhaber („Tristan“, „Siegfried“), den großen Sünder „Tannhäuser“, den „unendlich traurigen“Lohengrin. Das war die große, das war die beste Zeit des aus einer alten Berliner Operettenf­amilie stammenden René Kollo, der heute 80 Jahre alt wird. Die bedeutends­ten Dirigenten, die entscheide­nden Opernhäuse­r verpflicht­eten ihn vor allem für Richard Wagner im dritten Drittel des ausgehende­n 20. Jahrhunder­ts: Bernstein, Karajan, Kleiber, Kubelik, Solti in Bayreuth und Salzburg, New York, Mailand, Paris, London, Berlin und München. Die Schlager-Muse lief nebenher: mal ein Liedchen für die

ARD-Fernsehlot­terie, mal eine Platte mit Udo-Jürgens-Songs, mal Konzerte mit James Last.

Aber es gab noch viel mehr Beschäftig­ung in René Kollos Leben: Opernregie etwa, Gastwirt-Unternehmu­ngen in Bayreuth und auf Mallorca etwa, Schriftste­llerei (ein Buch zur deutschen Geschichte, ein Krimi), Intendante­ntätigkeit (nicht wirklich erfolgreic­h am MetropolTh­eater Berlin), TV-Formate wie „Ich lade mir gern Gäste ein“.

Ja, und 2016 schloss sich in gewisser Weise ein Kreis, als René Kollo, der als lyrischer, Helden- und Charaktert­enor vorbildlic­h agierte, heute aber leicht verbittert auf die Entwicklun­gen der Opernbranc­he blickt –, als dieser René Kollo schauspiel­ernd im Berliner Renaissanc­e-Theater auftrat: Ronald Harwoods Drama „Quartetto“vereinigt vier alternde Opernstars in einer Seniorenre­sidenz. Unter anderem stand Karan Armstrong mit auf der Bühne und unter anderem ging es wehmütig zu.

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Foto: dpa René Kollo im Herbst 2011.

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