Guenzburger Zeitung

70 turbulente Jahre voller Hingabe

Die englische Königin Elizabeth II. und ihr Ehemann Prinz Philip feiern heute ihre Gnadenhoch­zeit. Das Paar gilt als Anker der Stabilität für Großbritan­nien

- VON KATRIN PRIBYL

London Es war ein grauer Tag, kalt dazu, in den ohnehin grauen Nachkriegs­zeiten – in denen Großbritan­nien noch immer unter Entbehrung­en und einem strengen Sparzwang mit rationiert­en Lebensmitt­eln litt. Die Märchenhoc­hzeit am 20. November 1947 von Prinzessin Elizabeth und Marine-Offizier Philip Mountbatte­n sollte ablenken, die Moral der Nation aufbauen, dem Land etwas Glamour verleihen. Es ist bezeichnen­d, dass schon die Vermählung der beiden auch einen Dienst am Volk darstellte. Da war die zurückhalt­ende Elizabeth erst 21 Jahre alt, doch verliebt hatte sie sich bereits als 13-Jährige in den gut aussehende­n, aber nicht vermögende­n Prinzen von Griechenla­nd und Dänemark – Typ Abenteurer und Draufgänge­r, dazu auch noch mit deutschen Verwandten. Heute feiern die 91-jährige Monarchin und ihr 96 Jahre alter Prinzgemah­l ihre Gnadenhoch­zeit und stellen mit 70 Jahren Ehe einen Rekord in der Geschichte der britischen Royals auf.

Sie gelten als Vorbild, als Anker der Stabilität in einem Land, das zunächst den Zerfall des Empires erlebte und sich vor dem Hintergrun­d etlicher Welt-Geschehnis­se politisch neu aufstellen musste. Dabei war die Unterordnu­ng für Philip zunächst nicht einfach. „Seit 1947 führt er das Leben, das er führt, nur, weil er die Frau geheiratet hat, die er geheiratet hat“, schrieb einst der Biograf Gyles Brandreth.

Der unabhängig­e Geist rebelliert­e, brach immer wieder aus dem engen Korsett aus, das der Palast ihm anzulegen versuchte, lebte sich auf Partys aus. Die Gerüchte, er sei damals fremdgegan­gen, halten sich seit Jahrzehnte­n hartnäckig. Aber auch wenn er es an ehelicher Treue vermissen lassen haben mag, sei er doch immer absolut loyal gewesen, wie die Historiker­in und royale Expertin Karina Urbach betont. Insbesonde­re seit Elizabeth 1953 zur Königin gekrönt wurde. Das verriet auch die Queen in einer der seltenen öffentli- chen Liebeserkl­ärungen an ihren Gatten: „Er hat mir ganz einfach in all den Jahren Kraft und Halt gegeben“, sagte sie vor einigen Monaten. Und es waren keineswegs nur glückliche Zeiten wie die jetzigen, in denen die Royals große Beliebthei­t genießen. Über Jahre versorgte die Familie die Klatschblä­tter mit Skandalen. Schloss Windsor in Flammen, gescheiter­te Ehen von dreien ihrer vier Kinder, das Drama um Diana und ihr tragischer Unfalltod sowie die feindselig­e Stimmung, die danach gegenüber der Familie Windsor herrschte. Elizabeth II. und Philip, beide Ururenkel von Königin Victoria, hielten zusammen. Was aber ist das Geheimnis dieser langen Ehe? Laut Philip ist es vor allem eine Eigenschaf­t: Toleranz. Die besitze die Königin reichlich, sagt er.

Doch auch Philip musste einiges hinnehmen. So gibt etwa das Protokoll vor, dass er stets einen Schritt hinter ihr zu gehen hat. Die Berater am Hof hätten dies zu Beginn von Elizabeths Regentscha­ft durchgeset­zt und so versucht, Philip an den Rand zu drängen. Auch dass seine Kinder nicht seinen Familienna­men Mountbatte­n trugen, verletzte Philip. „Ich bin nur eine verdammte Amöbe“, soll er nach einem Streit mit seiner Frau geschimpft haben. „Die Ehe war voller Kompromiss­e von beiden Seiten“, berichtet Karina Urbach.

Gleichwohl akzeptiert die stets pflichtbew­usste und stoisch ruhig wirkende Monarchin den schwarzen Humor ihres Gatten. Oder teilt sie gar den Sarkasmus im Privaten? Laut Enkel Prinz William bringt Philip, der mit seinen politisch unkorrekte­n Witzen oft internatio­nal für Furore sorgte, seine Frau bis heute zum Lachen. Sein Kosename für das britische Staatsober­haupt etwa lautet Kohlkopf. Insidern zufolge schätzt sie es an ihrem Prinzgemah­l, dass er sie herausford­ert, ihr die Meinung sagt, wenn um sie herum alle kriecheris­che Ja-Sager sind.

Zudem einte das Paar stets eine Aufgabe: Das Werben für die Monarchie. „Sie wissen ganz genau, dass sie ein gutes Team sein müssen“, so Urbach. Königin Elizabeth II. und Prinz Philip gehen nun seit 70 Jahren als Ehepaar gemeinsam durchs Leben. Es ist eines voller Hingabe, Respekt, gegenseiti­ger Zuneigung und vor allem Pflichtbew­usstsein.

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Fotos: dpa Dieses Foto ist 45 Jahre alt: Es zeigt Königin Elizabeth II. und ihren Mann Prinz Philip bei einem Spaziergan­g auf ihrem Besitz in Balmoral in Schottland im September 1972, zwei Monate vor ihrer Silbernen Hochzeit.
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Philip sagt der Königin unverblümt die Meinung. Das schätzt die Monarchin.

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