Er war der Pulsschlag von AC/DC
Malcolm Young, Mitbegründer der australischen Hardrocker, ist im Alter von 64 Jahren gestorben. Der Rhythmusgitarrist erfand legendäre Riffs, litt zuletzt massiv an Demenz
London Normalerweise gilt ein Rhythmusgitarrist als der Typ in der dunklen Ecke der Bühne, der niemals etwas sagt, in Interviews langweilt und nur dazu da ist, dem Leadgitarristen die Vorlage fürs nächste Solo zu liefern. Doch dieses Bild würde Malcolm Young und seiner Rolle als Gründer und als musikalischer Anker der Rockband AC/ DC niemals gerecht werden. Bevor er die Band 2014 nach 41 Jahren wegen einer Demenzerkrankung verlassen musste, gab er bei AC/DC musikalisch den Pulsschlag und seine eiserne Wucht vor. Er gilt als einer der besten Rhythmusgitarristen der Welt und hat dutzende von Hardrockern wie James Hetfield von Metallica und Izzy Stradlin (Guns n’ Roses) beeinflusst. Am Samstag teilte die Band mit, dass Malcolm Young gestorben ist. Er wurde 64 Jahre alt. Der Musiker und Songwriter hinterlässt seine Ehefrau Linda und zwei Kinder.
Mit seinem zwei Jahre jüngeren Bruder Angus hatte er 1973 die legendäre Hardrockband AC/DC im australischen Sydney gegründet. Malcolm war am 6. Januar 1953 im schottischen Glasgow zur Welt gekommen, die Familie wanderte aus, als er zehn war. Der junge Malcolm bekam 1963 seine Gretsch Jet Fire- Gitarre geschenkt, der Rest ist Geschichte. AC/DC – ihr bekanntester Hit „Highway to Hell“hat die Band längst unsterblich gemacht – verkauften mehr als 200 Millionen Platten weltweit. Kritiker streiten sich nur noch, auf welchem der vorderen Plätze sie auf den diversen Listen stehen: von Greatest Hard Rock Artists über Greatest Heavy Metal Bands bis hin zu Greatest Artists of All Time. Gesundheitlich ging es Malcolm Young schon seit langem nicht gut. Erst wurde er erfolgreich wegen Lungenkrebs behandelt, dann war es das Herz.
Sänger Brian Johnson beschrieb, wie Malcolm seine Hand nahm und sich immer wieder auf die Brust schlug, um ihm sein neues Spielzeug zu demonstrieren: „Herzschrittmabird cher. Saugut, Kumpel. Wir haben uns vor Angst fast in die Hose gemacht“, erzählt er.
Im April 2014 gab die Band bekannt, dass Malcolm nur eine Pause aufgrund seines Gesundheitszustandes machen und AC/DC das Album „Rock or Bust“ohne ihn aufnehmen würde. Gerüchte gab es schon länger. Einige Monate später vertraute Angus Young dem Musikmagazin
an, dass sein zwei Jahre älterer Bruder schon vor dem 2008er AC/DC-Album „Black Ice“an Gedächtnislücken und Konzentrationsschwäche gelitten hatte. „Ich fragte ihn – ,Hältst du das durch, was wir hier machen?‘“Und er sagte „Scheiße, ja.“
Obwohl der Gitarrist viele Dinge wieder neu lernen musste – einschließlich jener Riffs, die er selbst für AC/DCs erfolgreichste Songs erfunden hatte. „Was für ihn sehr seltsam war. Aber er war immer ein zuversichtlicher Kerl, und wir haben es geschafft.“Im Herbst 2014 wurde klar, dass Malcolm nicht zurückkehren würde – da wurde er schon in einem australischen Pflegeheim behandelt. Bei der Aufnahme von „Rock or Bust“und auf der folgenden Welttournee wurde er von seinem Neffen Stevie Young ersetzt, der 1988 für ihn eingesprungen war, als er eine alkoholbedingte Pause eingelegt hatte.
Die Demenz-Diagnose traf die Band schwer, sagte Sänger Brian Johnson. Doch es war klar, dass AC/DC weiter auf der Bühne stehen würde: „Bevor ihn die Demenz wirklich mitgenommen hatte, meinte er zu uns: „Geht einfach raus und macht Musik, Jungs, noch einmal, nur für mich“.“