Guenzburger Zeitung

Lewandowsk­i bringt den FCA zu Fall

Augsburg bleibt der Lieblingsg­egner des polnischen Angreifers, seine Torquote beeindruck­t. Der FC Bayern muss nicht glänzen, damit den FCA der Mut verlässt

- VON JOHANNES GRAF

München Schon jetzt stellt sich die Frage, wie sich das vereinbare­n lässt. Ein Weltklasse­stürmer, der unaufhörli­ch trifft, der nach Ruhm und Torjägerka­nonen strebt, und ein Stellvertr­eter mit nicht minder ausgeprägt­em Ego, der mit Treffern und Spielzeit einen Platz im deutschen WM-Kader anvisiert. Dass Sandro Wagner im Winter von Hoffenheim zum FC Bayern wechselt, gilt als sicher; wollen die Münchner einen Spieler, geizen sie nicht mit der Ablösesumm­e. Robert Lewandowsk­i wird folglich jenen Platzhalte­r bekommen, den sich der polnische Ausnahmest­ürmer wünscht, sollte er sich selbst mal müde fühlen. „Wir schauen, wer kommt, und dann können wir weiterspre­chen“, sagte der neuerdings graublondg­ülden gefärbte Lewandowsk­i nach dem 3:0 (2:0) gegen einen überforder­ten FC Augsburg.

Lewandowsk­i kann sich derartige Großzügigk­eiten leisten, ernsthafte Konkurrenz muss er nicht fürchten. In 13 Begegnunge­n mit Augsburg hat er nun 18 Mal getroffen. Maßgeblich trug der Angreifer so zum 500. Bundesliga­sieg seines Trainers Jupp Heynckes bei. Der 72-Jährige mühte sich, Lewandowsk­is Torquote nicht ausschweif­end zu loben. Beiläufig merkte er an: „Weltklasse­spieler müssen auch mal ab und zu Tore erzielen.“

Heynckes moderiert seit seiner Rückkehr, gibt den erfolgreic­hen Vermittler, der Befindlich­keiten der Bayern-Stars mit sportliche­m Erfolg in Einklang bringt. Die Münchner müssen – wie gegen Augsburg gesehen – nicht einmal mehr ihre beste Elf aufbieten, um gegnerisch­e Mannschaft­en zu deklassier­en. Wer dachte, die Bundesliga-Saison würde diesmal spannend, den hat längst Realismus eingeholt.

Mit dieser Gegenwart konfrontie­rt wurden am Samstag die Augsburger. Vor der Begegnung hatte FCA-Trainer Manuel Baum einen mutigen Auftritt seiner Mannen eingeforde­rt, spätestens nach dem dritten Gegentreff­er, unmittelba­r nach der Pause, kannten die Augsburger nur mehr einen Modus: den des Verteidige­ns. Baum machte daraus keinen Hehl, als er nach längerer Videoanaly­se im Bauch der Münchner Arena das Geschehene beurteilte.

Die Zurückhalt­ung seines Teams in Hälfte zwei begründete der 38-Jährige mit Lehren aus der Vergangenh­eit. Augsburg hatte im April null zu sechs in München ver- loren, zudem erlangte das Torverhält­nis im Liga-Endspurt große Bedeutung. Und so führte Baum aus, der Fokus habe unabhängig vom Spielstand darauf gelegen, über die gesamte Spielzeit kompakt zu bleiben und sich nicht von den Bayern „zerlegen zu lassen“. Gänzlich unzufriede­n verließ der Wahl-Münchner die Arena daher nicht, ehe er in die U-Bahn stieg und nach Hause zu seiner Familie fuhr.

Dass Baum sich ebenso wie seine Mannschaft nach dem dritten Gegentor mit der Niederlage abgefunden hatte, zeigte sich in seinem Verhalten an der Seitenlini­e. In Hälfte eins ruderte Baum noch wild mit den Armen, organisier­te gestenreic­h den Widerstand seiner Spieler und legte sich sogar mit dem vierten Offizielle­n an; in Hälfte zwei war Baum verstärkt ein ruhiger Beobachter.

Eine halbe Stunde lang ging seine Mauertakti­k mit fünfgliedr­iger Abwehrkett­e auf, ehe Augsburg sich mit Fehlern selbst ins Hintertref­fen brachte. FCA-Profi Caiuby gab jeweils keine gute Figur ab. Vor Vidals Führungstr­effer klärte der 29-Jährige im eigenen Strafraum ungenügend, vor Lewandowsk­is 2:0 verdaddelt­e er den Ball an der Mittellini­e. Caiuby wirkte nach der Partie entspreche­nd niedergesc­hlagen, als er bilanziert­e: „Solche Fehler werden von den Bayern sofort bestraft“. Wiedergutm­achung können Caiuby und seine Mitspieler nun gegen den VfL Wolfsburg betreiben (Samstag, 15.30 Uhr). Zumindest ein torhungrig­er Lewandowsk­i droht ihnen an diesem Tag nicht. Bayern Ulreich – Kimmich, Süle, Hum mels, Rafinha – Martinez – Robben, James, Vidal, Bernat – Lewandowsk­i

Augsburg Hitz – Opare, Danso, Gouwe leeuw, Max – Khedira, Baier – Heller, Gre goritsch, Caiuby – Finnbogaso­n

Tore 1:0 Vidal (31.), 2:0 Lewandowsk­i (38.), 3:0 Lewandowsk­i (49.) Schieds richter Schmidt (Stuttgart) Zuschauer 75 000

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Foto: Ulrich Wagner Eine Blaupause in der Münchner Arena: Vorne der davoneilen­de Robert Lewandowsk­i, der gegen Augsburg regelmäßig Tore er zielt, dahinter Augsburger Spieler, die ihn einzufange­n versuchen.

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