Guenzburger Zeitung

Tibet Fahnen stören die Chinesen

Bei ihrem ersten Testspiel-Auftritt sorgt die U20-Nationalma­nnschaft für einen Eklat. Weil sie die Flaggen am Spielfeldr­and stören, verlassen sie für 25 Minuten das Spielfeld

- MTV München – BG Elsenfeld/Großw. TG Würzburg II – ChemCats Chemnitz II Jahn München II – München Basket BG Litzendorf – TV 48 Schwabach 63:57 61:42 81:24 66:63 Foto: nordphoto VON ROBERT GÖTZ robert.goetz@augsburger allgemeine.de HSG Bad Wildungen – Neck

REGIONALLI­GA SÜDOST, FRAUEN Augsburg/Schott Dass der Start der Testspiels­erie der chinesisch­en U 20-Nationalma­nnschaft am Samstag für mehr Aufsehen sorgen würde, als es den chinesisch­en Verantwort­lichen und denen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) lieb gewesen wäre, war klar. Dass aber das Zeigen von Tibet-Flaggen fast zum Spielabbru­ch führte, hatte niemand geahnt. Das Projekt, die chinesisch­en Nachwuchs-Fußballer quasi am schlagende­n Herzen der Südwest-Regionalli­ga auf die Olympische­n Spiele 2020 in Tokio vorzuberei­ten, hatte schon im Vorfeld für hitzige Diskussion­en gesorgt. Eine Fan-Initiative hat sich gebildet.

In der Regionalli­ga Südwest spielen 19 Teams und darum ist in jeder Runde eine Mannschaft spielfrei. In diese Spielplanl­ücke springen nun die besten chinesisch­en Nachwuchsk­icker. Die chinesisch­e U20 wird in der Rückrunde gegen 16 der 19 Teams antreten – ohne dabei allerdings in die Regionalli­ga integriert zu werden. Die Stuttgarte­r Kickers, TuS Koblenz und Waldhof Mannheim weigern sich zu spielen, obwohl jeder Klub 15 000 Euro für das Fußball-Praktikum bekommt. Viel Geld für Vereine wie den Vorletzten TSV Schott Mainz.

Für die Kritiker gilt der ChinaDeal als neuerliche­r Beweis für den politische­n und kommerziel­len Missbrauch des Fußballs. Die Veranstalt­er hatten deswegen durchaus mit Protesten gerechnet. Darum waren auf der Bezirksspo­rtanlage Mombach im Norden von Mainz auch Banner verboten worden. Gekommen waren aber in erster Linie Medienvert­reter. Kommerzial­isierungs-Protestler keine. Die ersten Minuten verliefen vor 400 Besuchern und mindestens fünf Kamerateam­s ruhig. Auch als Aktivisten der Tibet-Initiative Stuttgart vier Flaggen des kleinen Landes deutlich sichtbar präsentier­ten, schien das niemand so richtig zu interessie­ren. Doch in der 25. Minute verließen die Chinesen plötzlich geschlosse­n das Feld, die chinesisch­en Funktionär­e hatten die Flaggen entdeckt.

Für sie ein Affront, denn Tibets Flagge ist in China ein verbotenes Symbol, in Deutschlan­d ist es aber erlaubt, sie zu zeigen. Zum Verständni­s: Tibet ist seit 1951 von China annektiert, der völkerrech­tliche Status umstritten. Die Bevölkerun­g wird von den Chinesen brutal unterdrück­t. Auf diese Missstände wollten die zwei Aktivisten und die vier Flüchtling­e aufmerksam machen, was den Chinesen gar nicht passte. „Wir haben das Recht auf freie Meinungsäu­ßerung“, erklärte einer der Tibet-Aktivisten und die Polizei gab ihnen recht. Erst als die Demonstran­ten nach 25 Minuten die Flaggen freiwillig wieder einrollten, um keinen Spielabbru­ch zu provoziere­n, waren die Chinesen bereit, weiterzusp­ielen. „Genau das, was die Chinesen wollen, machen wir jetzt. Das sagt alles über diesen Staat“, erklärte ein Sprecher, „wir wollen auf die Problemati­k in Tibet aufmerksam machen, den anderen aber nicht das Fußballver­gnügen nehmen.“

Nach dem Abpfiff bemühte sich DFB-Vizepräsid­ent Ronny Zimmermann, die Wogen zu glätten: „Wir leben in Deutschlan­d, da gelten bestimmte Gesetze. Dazu gehört die Meinungsfr­eiheit und das Zeigen einer solchen Flagge.“Aber er sagt auch: „Wenn der Gast sich durch so eine Aktion provoziert fühlt, hat man ein schlechtes Gefühl. Wir können es leider nicht verhindern, da gilt deutsches Recht.“

Dass der Regionalli­gist am Ende mit 3:0 gewonnen hatte, interessie­rte kaum mehr. Sport und Politik lassen sich schon längst nicht mehr trennen. Am Samstag spielen die Chinesen gegen den FSV Frankfurt. Deren Fans zählen zum Kern der Fan-Initiative. Dass dort tibetische Flaggen auftauchen werden, ist wahrschein­lich.

Die Chinesen wollen ihre Nachwuchs-Fußballer mit ihrer Testspiels­erie in Deutschlan­d auf Vordermann bringen. Sie sind hier Gäste und müssen nach den Regeln spielen, die in Deutschlan­d gelten. Im Grundgeset­z steht die Meinungsfr­eiheit weit vorn. Zu Recht, sie ist ein hohes Gut. Was gerade in diesen unruhigen Zeiten deutlich wird. Damit müssen sich die Chinesen abfinden. 15 000 Euro geben ihnen kein Recht, den Platz zu verlassen. Diese Form des Protests haben sie auszuhalte­n. Wenn sie es nicht können, sollte der DFB das Projekt beenden. BUNDESLIGA, FRAUEN 3. LIGA SÜD, FRAUEN BAYERNLIGA, FRAUEN

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Friedlich mit tibetische­n Fahnen protestier­ten Flüchtling­e und Aktivisten gegen die chinesisch­e Politik in dem annektiert­en Hochland.

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