Immer schön brav
Die meisten Eltern kennen das: Kinder benehmen sich zu Hause meistens anders als auswärts. Tanzen sie den eigenen Eltern gerne mal auf der Nase herum, drehen ihnen die lange Nase und machen genau das Gegenteil von dem, was man von ihnen verlangt, sind sie in der „Fremde“oder bei ihnen nicht so nahestehenden Personen die liebsten und bravsten Kinder überhaupt.
Die vierjährige Tochter wird von vielen als gut erzogen gelobt, ihre Erzieherinnen im Kindergarten bezeichnen sie als Sonnenschein, als Kind, das immer gut gelaunt ist. Die Kleine kann toben und brüllen? Aber nur daheim. Komisch, ihr wahres Gesicht scheinen Kinder ausschließlich zu Hause zu offenbaren.
Erst jetzt musste das Töchterlein die Mama kurzfristig ins Büro begleiten und dort eine Stunde aushalten, während die Mama noch vor dem Computer saß. Und siehe da: Die Vierjährige beschäftigte sich so still und leise selbst, dass ihr alle Beifall zollten. Sie sei ja so brav, man habe ja gar nichts von ihr gehört. Sie hat die Kollegen sogar mit ihrem Charme regelrecht bezirzt, die Kollegin hat ihr eine Mandarine geschenkt, dem Chef hat sie einen Luftballon abgeluchst und das Versprechen abgerungen, das nächste Mal nicht nur zwei Luftballons zu bekommen, sondern auch noch eine Schokolade.
Das alles kommt der Mama irgendwie bekannt vor. Als sie die Kleine am Abend für ihr tadelloses Verhalten lobt und vorsichtig nachhakt, wie das so zustande kam, antwortet die Tochter wie selbstverständlich: „Ich wollte keinen Ärger bekommen!“