Guenzburger Zeitung

Das Gundremmin­ger Millionens­piel

Mit den hohen Gewerbeste­uerrückzah­lungen wird Wasser- und Abwasser teurer. Warum die Gemeinde auf einem Schlag um 100 Bewohner geschrumpf­t ist

- VON PETER WIESER

Gundremmin­gen Wie hat sich die Situation in Sachen Gewerbeste­uerrückzah­lungen in Gundremmin­gen entwickelt? Diese Frage hatten sich bei der Bürgervers­ammlung am Freitag im Kulturzent­rum wohl die meisten der rund 80 Besucher gestellt. Bürgermeis­ter Tobias Bühler (CSU) lies mit der Antwort nicht lange auf sich warten: Die Gemeinde werde in diesem Jahr zwar regulär wieder Gewerbeste­uereinnahm­en in Höhe von neun bis zehn Millionen Euro verzeichne­n, zum aktuellen Zeitpunkt wiesen diese jedoch ein Minus in Höhe von sieben Millionen Euro auf.

Rund 16 Millionen Euro seien inzwischen aus der Haushaltss­telle Gewerbeste­uereinnahm­en in Form von Rückzahlun­gen ausbezahlt worden. Zudem sei man mit einer Zinslast in Höhe von rund drei Millionen Euro belastet. Weiter verwies Bürgermeis­ter Bühler auf die im Jahr 2017 zu leistende Kreisumlag­e in Höhe von etwa 5,7 Millionen Euro aus den Einnahmen des Jahres 2015. Dennoch zeigte sich Bühler zuversicht­lich: Mitte November wies der Stand der Finanzen ein Guthaben von knapp elf Millionen Euro auf. Weiter ist Anfang kommenden Jahres mit einer Rückzahlun­g der Gewerbeste­uerumlage in Höhe von gut drei Millionen Euro zu rechnen. Die Besucher der Bürgervers­ammlung nahmen die Ausführung­en des Bürgermeis­ters unerwartet gelassen entgegen. Bis auf eine Bürgerin: „Warum hat man sich in diese Lage begeben? Wo sind die Gelder hingegange­n?“zeigte sich eine Bürgerin entrüstet.

Man sei blauäugig herangegan­gen und es sei nicht in Ordnung, dass nun alles auf die Finanzbehö­rden geschoben werde. Der Bürger habe das Recht zu erfahren, was hier gelaufen sei, fügte sie dem hinzu. Gab es in Gundremmin­gen Firmen, die ihren Sitz nicht in der Gemeinde hatten, das Geld aber in den falschen Topf legten?“kam es von anderer Seite. Eine Antwort konnte oder durfte Bürgermeis­ter Bühler nicht geben. Er berief sich auf das Steuergehe­imnis – er dürfe nicht sagen, wer wie viel an Steuern bezahle. „Es ist schwierig. Es gibt keine simple und einfache Antwort darauf“, äußerte sich ein weiterer Bürger.

Was jedoch auf die Gundremmin­ger zukommen wird: Die Wasserge- bühren werden künftig mit 1,71 Euro und die Abwasserge­bühren mit 1,68 Euro je Kubikmeter drastisch steigen. „Es geht nicht anders, wir sind dazu verpflicht­et. Unser Haushalt würde nicht genehmigt werden“, betonte Bühler und verwies auf die erfolgten Mahnungen durch das Landratsam­t. Jahrzehnte­lang habe die Gemeinde sowohl Wasser als auch Abwasser jährlich mit einem Betrag von je 100 000 bis 120 000 Euro subvention­iert. Es müsse Kostendeck­ung gegeben sein, beantworte­te der Bürgermeis­ter die Frage eines Bürgers, warum dies so drastisch und in dieser Höhe geschehe. Am Vortag hatte der Gundremmin­ger Gemeindera­t den Bauantrag für das Mehrgenera­tionenhaus mit Tagespfleg­e abgesegnet. Auf der Bürgervers­ammlung stellte Bürgermeis­ter Bühler diesen noch einmal detaillier­t vor, betonte aber gleichzeit­ig, dass man den Antrag nicht deswegen verabschie­det habe, um gleich anschließe­nd zu bauen. Vielmehr gehe es darum, mit einem bereits genehmigte­n Bauantrag mit dem Bau beginnen zu können, sobald man wieder handlungsf­ähig sei. Ob dies im Jahr 2019 der Fall sei, werde sich zeigen, möglicherw­eise könne man Ende des Jahres Genaueres sagen. Aber auch Angenehmes gab es zu berichten: Nach den Sanierungs­arbeiten und der Schaffung von etwa 800 Quadratmet­ern an zusätzlich­en Bürofläche­n sind in dem Gebäude in der Lena-Christ-Straße in München bereits die ersten Mieter eingezogen. Mit Mieteinnah­men in Höhe von rund einer Million Euro sei die Immobilie eine Wertanlage auf Dauer. Mit dem Erstellen einer Trinkwasse­rnotversor­gung von Schnuttenb­ach nach Gundremmin­gen hat die Gemeinde nun eine gesicherte zweite Trinkwasse­rversorgun­g und die Umbauarbei­ten am kirchliche­n Friedhof sind nahezu abgeschlos­sen. Mit durchschni­ttlich 150 bis 160 Kunden täglich erfreut sich auch der Gundremmin­ger Dorfladen großer Beliebthei­t.

Eines brachte die Besucher der Bürgervers­ammlung dann doch noch zum Schmunzeln: Die Gemeinde ist auf einen Schlag um 100 Bewohner geschrumpf­t. Das habe aber daran gelegen, dass diese zeitweise in Gundremmin­gen gearbeitet, sich aber nach ihrem Aufenthalt nicht mehr abgemeldet hätten. Die „Karteileic­hen“sollen inzwischen beseitigt sein.

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