Das Gundremminger Millionenspiel
Mit den hohen Gewerbesteuerrückzahlungen wird Wasser- und Abwasser teurer. Warum die Gemeinde auf einem Schlag um 100 Bewohner geschrumpft ist
Gundremmingen Wie hat sich die Situation in Sachen Gewerbesteuerrückzahlungen in Gundremmingen entwickelt? Diese Frage hatten sich bei der Bürgerversammlung am Freitag im Kulturzentrum wohl die meisten der rund 80 Besucher gestellt. Bürgermeister Tobias Bühler (CSU) lies mit der Antwort nicht lange auf sich warten: Die Gemeinde werde in diesem Jahr zwar regulär wieder Gewerbesteuereinnahmen in Höhe von neun bis zehn Millionen Euro verzeichnen, zum aktuellen Zeitpunkt wiesen diese jedoch ein Minus in Höhe von sieben Millionen Euro auf.
Rund 16 Millionen Euro seien inzwischen aus der Haushaltsstelle Gewerbesteuereinnahmen in Form von Rückzahlungen ausbezahlt worden. Zudem sei man mit einer Zinslast in Höhe von rund drei Millionen Euro belastet. Weiter verwies Bürgermeister Bühler auf die im Jahr 2017 zu leistende Kreisumlage in Höhe von etwa 5,7 Millionen Euro aus den Einnahmen des Jahres 2015. Dennoch zeigte sich Bühler zuversichtlich: Mitte November wies der Stand der Finanzen ein Guthaben von knapp elf Millionen Euro auf. Weiter ist Anfang kommenden Jahres mit einer Rückzahlung der Gewerbesteuerumlage in Höhe von gut drei Millionen Euro zu rechnen. Die Besucher der Bürgerversammlung nahmen die Ausführungen des Bürgermeisters unerwartet gelassen entgegen. Bis auf eine Bürgerin: „Warum hat man sich in diese Lage begeben? Wo sind die Gelder hingegangen?“zeigte sich eine Bürgerin entrüstet.
Man sei blauäugig herangegangen und es sei nicht in Ordnung, dass nun alles auf die Finanzbehörden geschoben werde. Der Bürger habe das Recht zu erfahren, was hier gelaufen sei, fügte sie dem hinzu. Gab es in Gundremmingen Firmen, die ihren Sitz nicht in der Gemeinde hatten, das Geld aber in den falschen Topf legten?“kam es von anderer Seite. Eine Antwort konnte oder durfte Bürgermeister Bühler nicht geben. Er berief sich auf das Steuergeheimnis – er dürfe nicht sagen, wer wie viel an Steuern bezahle. „Es ist schwierig. Es gibt keine simple und einfache Antwort darauf“, äußerte sich ein weiterer Bürger.
Was jedoch auf die Gundremminger zukommen wird: Die Wasserge- bühren werden künftig mit 1,71 Euro und die Abwassergebühren mit 1,68 Euro je Kubikmeter drastisch steigen. „Es geht nicht anders, wir sind dazu verpflichtet. Unser Haushalt würde nicht genehmigt werden“, betonte Bühler und verwies auf die erfolgten Mahnungen durch das Landratsamt. Jahrzehntelang habe die Gemeinde sowohl Wasser als auch Abwasser jährlich mit einem Betrag von je 100 000 bis 120 000 Euro subventioniert. Es müsse Kostendeckung gegeben sein, beantwortete der Bürgermeister die Frage eines Bürgers, warum dies so drastisch und in dieser Höhe geschehe. Am Vortag hatte der Gundremminger Gemeinderat den Bauantrag für das Mehrgenerationenhaus mit Tagespflege abgesegnet. Auf der Bürgerversammlung stellte Bürgermeister Bühler diesen noch einmal detailliert vor, betonte aber gleichzeitig, dass man den Antrag nicht deswegen verabschiedet habe, um gleich anschließend zu bauen. Vielmehr gehe es darum, mit einem bereits genehmigten Bauantrag mit dem Bau beginnen zu können, sobald man wieder handlungsfähig sei. Ob dies im Jahr 2019 der Fall sei, werde sich zeigen, möglicherweise könne man Ende des Jahres Genaueres sagen. Aber auch Angenehmes gab es zu berichten: Nach den Sanierungsarbeiten und der Schaffung von etwa 800 Quadratmetern an zusätzlichen Büroflächen sind in dem Gebäude in der Lena-Christ-Straße in München bereits die ersten Mieter eingezogen. Mit Mieteinnahmen in Höhe von rund einer Million Euro sei die Immobilie eine Wertanlage auf Dauer. Mit dem Erstellen einer Trinkwassernotversorgung von Schnuttenbach nach Gundremmingen hat die Gemeinde nun eine gesicherte zweite Trinkwasserversorgung und die Umbauarbeiten am kirchlichen Friedhof sind nahezu abgeschlossen. Mit durchschnittlich 150 bis 160 Kunden täglich erfreut sich auch der Gundremminger Dorfladen großer Beliebtheit.
Eines brachte die Besucher der Bürgerversammlung dann doch noch zum Schmunzeln: Die Gemeinde ist auf einen Schlag um 100 Bewohner geschrumpft. Das habe aber daran gelegen, dass diese zeitweise in Gundremmingen gearbeitet, sich aber nach ihrem Aufenthalt nicht mehr abgemeldet hätten. Die „Karteileichen“sollen inzwischen beseitigt sein.