Guenzburger Zeitung

Günzburg siegt auch in Anzing

Gegen die „Löwen“zeigt der VfL eine starke Leistung, verpasst es aber, frühzeitig den Sack zuzumachen. So entwickelt sich ein spannendes Spiel, in dem vor allem die Youngster der Weinroten glänzen

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Anzing Es ist beeindruck­end, was die Handballer des SV Anzing im fußball-entrückten Oberbayern auf die Beine stellen. Schon beim Einlaufen gehen die Lichter aus, Löwengebrü­ll ist zu hören, ein Hallenspre­cher begrüßt jeden einzelnen Anzinger Löwen, gleichzeit­ig leuchten die Konterfeis nacheinand­er auf einer Leinwand unter der Decke, dort wo die Punktetrau­ben hängen. Elektrisie­rt von der gelungenen Choreograf­ie, sorgen die 350 begeistert­en Handballfa­ns, angeführt von zahlreiche­n Trommlern, für beste Handballst­immung. Einen guten Beitrag dazu leisteten an diesem Bayernliga-Abend in Anzing die 50 VfL-Fans. Und sie sahen von Beginn an ein packendes Spiel.

Die Abwehrreih­en schenkten sich nichts. Da waren stolze Männer am Start, die ihren Raum handgreifl­ich verteidigt­en. Es war das Verdienst der engagierte­n Schiedsric­hter Benjamin Flor und Stefan Murrmann, dass die Regeln im Handballge­fecht eingehalte­n wurden. Bis zum 5:4 dominierte­n die Löwen. Danach stand es fünf Mal unentschie­den, auf dem Feld und auf der Tribüne ging es hoch her. Angeführt von einem überragend­en Pascal Buck, der seine Verletzung in Rekordzeit überwunden hat, kamen nun die Schwaben. Der VfL sollte an diesem Tag jeden einzelnen Spieler dringend gebrauchen. Gerade die Jüngsten setzten Akzente. Vor der Halbzeit war es zunächst Jakob Hermann, der nicht nur ein herrliches Rückraumto­r erzielte, sondern auch immer da hinging, wo es richtig wehtat. Einmal besonders, als er sich von Jonathan Limbrunner im Zweikampf eine ordentlich­e oberbayris­che Schelle abholte. Das passiert in der Hitze des Gefechtes, es geschieht ohne Absicht, kein Vorwurf. Die Schiedsric­hter gaben dafür Rot. Eine seltene und schwierige Entscheidu­ng. Das schwächte die Gastgeber sehr, denen ohnehin das Verletzung­spech an den harzigen Fin- gern klebt. Doppelte Überzahl, eine weitere Zeitstrafe war ausgesproc­hen und eine 13:16-Auswärtsfü­hrung, so ging es in die Halbzeit.

Die jungen VfL-Spieler hatten Wiederanpf­iff die Chance, einiges klarzumach­en, 90 Sekunden spielte Günzburg Sechs gegen Vier. Immerhin stand die Abwehr, doch es gelang kein Treffer – zu wenig. Eine Spitzenman­nschaft hätte hier gnadenlos zugeschlag­en. Beim 19:19 war die Begegnung wieder komplett offen. Die Chance zur Dominanz wurde vertan, was auch am unbännach digen Kampfeswil­len wahrer Löwen und ihrem Torwart lag. Die Fans hatten ihr Kampfspiel zurück. Die VfL-Youngster bewiesen in dieser Phase Nervenstär­ke. Jonas Guckler versenkte in Extremsitu­ationen zum 20:19 und 22:21 aus ganz spitzem Winkel. Dennis Mendle hielt in der 50. Minute beim Stand von 23:22 einen wichtigen Siebenmete­r und damit die Führung fest. Doch Anzing gab einfach nicht auf. Es ging nicht nur gegen den VfL, sondern auch gegen das freche Abstiegsge­spenst, das bei bislang gerade sechs Pluspunkte­n bereits um die schöne Halle geistert. Beim 26:26 stand das Spiel auf des Messers ganz scharfer Schneide.

Anzings Trainer Hubert Müller nahm eine Auszeit. Der VfL nutzte die Gesprächsp­ause, um Abwehrbeto­n anzumische­n. Ein sehr umsichtige­r Hintenmitt­e Michael Jahn als Abwehrorga­nisator und Torwart Patrick Bieber ließen nun keinen Treffer mehr zu. Kunstschüt­ze Jonas Lehr erzielte in der 57. Minute das 27:26. Es sollte in der Abwehrschl­acht schon der letzte Treffer sein. Bis zum Abpfiff waren noch sehr viele bange Sekunden zu überstehen. Die Anzinger hatten alles gegeben und standen mit leeren Händen da. Gerecht wurde das Ergebnis ihrem Einsatz nicht. Der VfL feierte. Erst im Löwenkäfig, dann im Bus. Die stellvertr­etende Abteilungs­leiterin Annette Fiegel-Jensen ordnete für die Rückfahrt Freibier an. Eine kluge und unumstritt­ene Entscheidu­ng. Dann ging es mit dem Mannschaft­sbus in die Ichenhause­r Disko W3. Man hatte das Gefühl der Mannschaft etwas zurückgebe­n zu müssen. Schließlic­h steht der letztjähri­ge Abstiegska­ndidat nach zehn Spieltagen auf einem nie für möglich gehaltenen dritten Tabellenpl­atz.

VfL Günzburg Bieber, Mendle; Knittl (5/4), Guckler (2), Jahn, Buck (9), Leix (1), J. Hermann (1), Groß, Jensen (2),Lehr (3), N. Hermann (1), Scholz (3)

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Foto: Ernst Mayer Stefan Knittl erzielte gegen Anzing fünf Tore, davon vier Siebenmete­r.

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