Guenzburger Zeitung

Himmlische­s Vergnügen auf Wolke 7

Gelungene Premiere im Neuen Theater Burgau

- VON GERTRUD ADLASSNIG

Burgau Auch die zweite Premiere der Saison in Neuen Theater Burgau war wieder ein voller Erfolg. Die gut besuchte erste Aufführung der musikalisc­hen Revue „Wolke 7 – Fliegen ist schöner“, wurde nicht nur am Ende der Veranstalt­ung von großem Applaus begleitet. Die Begeisteru­ng zeigte sich auch während der Revue, die Zuschauer forderten gar ein da capo im laufenden Vortrag.

Dörte Trauzeddel, die einen bunten Reigen mehr oder minder bekannter Lieder zum Thema Fliegen zusammenge­tragen und mit Texten verknüpft hatte, brachte absolut kein eindimensi­onales Stück auf die Bühne. Sie verknüpfte Fliegen mit Emanzipati­on: Abheben, Freiheit, Grenzenlos­igkeit. Die Revue bot den drei agierenden Schauspiel­erund Sängerinne­n auf den Leib geschnitte­ne Rollen, die eine angenehme Balance von heiterer Unterhaltu­ng und programmat­ischen Texten ermöglicht­en.

Jede der drei Protagonis­tinnen, die sich im Nichts – sprich auf Wolke 7 – treffen, vertritt einen anderen Frauentyp: Die komödianti­sche Marion Wessely hat als Göttin Eos, seit Jahrtausen­den Liebschaft­en mit Sterbliche­n, die vergehen wie ein Windhauch angesichts ihrer eigenen Ewigkeit. Dennoch will sie nicht lassen, ist und bleibt der leicht laszive, sinnliche Typ. Das genaue Gegenteil ist Wilhelmine Reichard, eine historisch­e Persönlich­keit, seit über hundert Jahren tot. Die treue Ehefrau und Mutter von acht Kindern fand trotz dieser Rollenpräg­ung Raum und Begeisteru­ng, Bal- zu werden und ihre Träume zu verwirklic­hen. Vera Hupfauer versteht es mit ihrem Ernst und ihrer Zurückhalt­ung, diese ebenso wagemutige wie bürgerlich­e Frau zum Leben zu erwecken. Die dritte im Bunde der fliegenden Frauen ist Beryl Markham, eine englische Buschpilot­in und Autorin, 1986 gestorben. Die Rolle der burschikos-aufmüpfige­n Beryl, die ebenso schnell und enthemmt ihren Flachmann zückt wie sie Gedanken in die Schreibmas­chine hackt oder sich einen richtigen Kerl schnappt, übernimmt Daniela Nering vom Sensemble Theater Augsburg.

Auf der weißen Wolkenetag­ere müssen die drei unterschie­dlichen Frauentype­n zunächst zu sich selbst finden, sich in ihrer ganz individuel­len Frauen- und Fliegerrol­le defilonfah­rerin nieren, und langsam zueinander­finden. Diesen durchaus unterhalts­am gestaltete­n Erkenntnis­weg gehen sie mit kurzen Texten und vielen bezaubernd­en, fröhlichen, manchmal auch ein bisschen melancholi­schen Liedern, die die Zuschauer in ihren Bann ziehen. Selbst eine leichte Indisponie­rtheit der Drei konnte sie in ihrer Verve nicht bremsen. Erkältung hin oder her, die Profis vom Neuen Theater Burgau ziehen ihr Ding durch, und zwar auf Topniveau. Neben Dörte Trauzeddel hatte der Komponist und Musiker Fred Brunner, der die musikalisc­he Gestaltung der Revue durchgefüh­rt hat und die drei Protagonis­tinnen mit Klavier, Perkussion und allerlei Geräuschma­schinen begleitete, einen nicht unerheblic­hen Anteil an der gelungenen Revue.

 ?? Foto: Gertrud Adlassnig ?? Die eigens für das Neue Theater Burgau zusammenge­stellte musikalisc­he Revue ist die zweite Neuinszeni­erung der Saison: eine Show mit Vergnügung­sgarantie.
Foto: Gertrud Adlassnig Die eigens für das Neue Theater Burgau zusammenge­stellte musikalisc­he Revue ist die zweite Neuinszeni­erung der Saison: eine Show mit Vergnügung­sgarantie.

Newspapers in German

Newspapers from Germany