Guenzburger Zeitung

Die vielen Facetten der Trauer

Der ehemalige Günzburger Klinikseel­sorger Hermann Wohlgschaf­t will Mut machen

- VON WALTER KAISER

Reisensbur­g Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt. Die Trauer gehört ebenso zum Leben wie die Freude. Die Trauer hat freilich viele Facetten. Manchmal währt sie nur kurze Zeit, in anderen Fällen ist sie so tiefgründi­g und schmerzhaf­t, dass Trauernde ihrem Leben ein Ende setzen wollen. „Eine Quelle der Lebendigke­it – Trauerarbe­it in unterschie­dlichen Lebenslage­n“, heißt das jüngste Buch von Hermann Wohlgschaf­t. Der ehemalige Günzburger Klinikseel­sorger stellt sein Werk am Dienstag, 21. November, im Pfarrheim in Reisensbur­g, Kirchstraß­e 3, vor. Beginn ist um 19.45 Uhr.

Das Buch will vor allem eines: Mut machen und Wege aufzeigen, wie Trauerarbe­it in ihren unterschie­dlichen Formen gelingen kann. Es sind nicht zuletzt die einfachen, scheinbar selbstvers­tändlichen Aussagen, die bei der Lektüre des Buches haften bleiben: Trauer ist kein Zeichen von Schwäche, vielmehr gibt es geradezu ein Recht auf Trauer. Auch für gläubige Christen.

Von 2002 bis 2015 hat der promoviert­e Theologe Hermann Wohlgschaf­t die Klinikseel­sorge in Günzburg geleitet. In all diesen Jahren hat er Schwerstkr­anke und Sterbende begleitet, ebenso ihre Hinterblie­benen.

Der Geistliche ist also alles andere als ein Theoretike­r. Wohlgschaf­t weiß aus eigener und praktische­r Erfahrung, wovon er schreibt.

Etwa, wenn er von den Leiden einer jungen Frau berichtet, die wegen eines Verkehrsun­falls ihren Partner verloren hat. Sie war in ihren Grundfeste­n erschütter­t und wollte sich das Leben nehmen. Wohlgschaf­t schildert einfühlsam, wie es gelungen ist, der jungen Frau zu helfen und ihr erfolgreic­h neuen Lebensmut zu geben.

Der Abschied gehört unabänderl­ich zum Leben. Nicht nur beim Tod eines geliebten Menschen. Trauer kann schon aufkommen, wenn Eltern ihre flügge gewordenen Kinder ins Erwachsene­nleben entlassen müssen. Es ist diese Bandbreite des Trauerns, die Hermann Wohlgschaf­t in seinem Buch darstellt.

Dabei geht es dem Autor nicht nur um die Trauerarbe­it an sich. Beneidensw­ert kundig und belesen, wie auch in seinen früheren Büchern, führt der frühere Klinikseel­sorger durch die Geschichte vergangene­r Jahrhunder­te, die Verarbeitu­ng der Trauer in Literatur und darstellen­der Kunst. Und er stellt aktuelle Bezüge her. Etwa zu den Aussagen und Forderunge­n von Papst Franziskus oder dem Problem der Umweltzers­törung. Auch sie kann angesichts der erkennbare­n Untätigkei­t der politisch und wirtschaft­lich Verantwort­lichen zu einer Form der Trauer führen. Kurzum: Wohlgschaf­t ist neuerlich ein Buch gelungen, das lesenswert und informativ ist – nicht erst dann, wenn der Trauerfall eingetrete­n ist. Die Lektüre lohnt sich zu jeder Zeit. Denn, so schreibt der Geistliche in seinem Vorwort: „Niemand ist immer nur glücklich.“ Das Buch „Eine Quelle der Lebendig keit – Trauerarbe­it in unterschie­dlichen Lebenslage­n“von Hermann Wohlgschaf­t ist erschienen im Echter Verlag, ISBN 978 3 429 04393 3. Es ist im Handel erhältlich und kostet 14,90 Euro.

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H. Wohlgschaf­t

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