Eincremen ist genauso wichtig wie Zähneputzen
In der Kinderkrippe Kids & Company ist der Sonnenschutz für Kinder, Eltern und Mitarbeiter zu einem zentralen Thema geworden. Dafür gab es jetzt eine Auszeichnung
Günzburg Schneeregen, fallende Blätter und einstellige Temperaturen: Nicht gerade das Wetter, bei dem man an Sonnenbrand denkt. Bei der Kinderkrippe Kids & Company in Günzburg ist das anders. Die Einrichtung beschäftigt sich seit diesem Jahr intensiv mit dem Hautschutz – und hat nun als erste Kindertageseinrichtung im Landkreis Günzburg den Sunpass der Bayerischen Krebsgesellschaft erhalten. Hautarzt Dr. Steffen Gass betreut das Projekt und macht deutlich, dass der Gedanke an Sonnencreme eben nicht nur im Sommer wichtig ist: „Ähnlich wie bei den Sommerreifen gilt: von Ostern bis Oktober.“
Die Menschen, die mit Hautkrebserkrankungen in seine Günzburger Praxis kommen, sind meist dem Kita-Alter weit entwachsen. Die ersten Schäden, die zu der Krankheit geführt haben, liegen jedoch im Kindesalter, so der Vorsitzende des Bayerischen Landesverbands der Dermatologen und VizePräsident des Bundesverbands. Und wer glaube, als Nicht-Strandurlauber auch nicht durch die Sonne gefährdet zu sein, irre sich. „Bei der Gartenarbeit, beim Mountainbiken, beim Wandern: Der Haut ist es egal, warum man an der Sonne ist. Und die scheint auch bei bedecktem Himmel“, weist Gass auf versteckte Gefahren hin. 550 000 Neuerkrankungen mit Schwarzem und Weißem Hautkrebs sind für ihn eine alarmierende Entwicklung.
Die Sensibilität dafür will das Projekt besonders bei den Eltern wecken, die vielleicht selbst als Kinder noch sorg- und schutzlos draußen unterwegs waren. „Als die Elterngeneration klein war, gab es noch nicht viele Sonnenschutzprodukte“, erklärt Gass. Hohe Lichtschutzfaktoren und Produkte, die sich angenehm auftragen lassen, wurden erst in den vergangenen Jahren entwickelt. Über ihre Anwendung hat der Hautarzt mit den Mitarbeiterinnen der Kita, aber auch mit den Eltern gesprochen.
Leiterin Simone Rühlow hat festgestellt, dass es dabei viele Aha-Erlebnisse gab. „Wir bringen ja Sonne meistens mit Hitze in Verbindung – jetzt ist deutlich geworden, dass wir auch schon im April oder Mai an Sonnencreme und Mütze denken müssen.“Auch die Bekleidung hat sich etwas geändert, Trägertops und Kleider ohne Ärmel schützen nicht so gut wie T-Shirts, die die Schul- tern bedecken. „Für unsere Buben war das weniger schwierig. Aber auch die Eltern der Mädchen haben kreative Lösungen gefunden – zum Beispiel mit einem T-Shirt, das man über das Kleidchen ziehen kann, oder kleinen Boleros.“
Stephanie Denzler, Vorsitzende des Vereins Kids & Company, möchte das Konzept auch beim benachbarten Kindergarten anwenden, der nächstes Jahr gebaut werden soll. „Wir können das gewonnene Wissen direkt in die Planung einfließen lassen, beispielsweise bei der Gartengestaltung.“Die Krippe hatte unter anderem dank Sponsorenunterstützung einen zusätzlichen großen Sonnenschirm anschaffen können, der mobil einsetzbar ist.
Kindergärten sind bisher die Zielgruppe für den Sunpass, Kids & Company ist die erste Krippe, welche die Auszeichnung erhalten hat. Die Bayerische Krebsgesellschaft setzt bewusst bei den Kleinsten an, sagt Geschäftsführerin Gabriele Brückner. „Das Eincremen soll so natürlich werden wie das Zähneputzen“, wünscht sie sich. Dadurch hofft die Krebsgesellschaft, die Zahl der Neuerkrankungen in den kommenden Jahren und Jahrzehnten dauerhaft zu senken. Entsprechend wünscht sich Hautarzt Dr. Steffen Gass auch weitere Einrichtungen, die dem Beispiel aus Günzburg folgen. „Unser Berufsverband möchte dazu auch weitere Hautärzte als Kooperationspartner für Einrichtungen gewinnen.“
Bei den Günzburger Krippenkindern gehört der Sonnenschutz tatsächlich inzwischen so selbstver- ständlich dazu, dass sogar die Erwachsenen noch etwas von ihnen lernen können, erzählt Simone Rühlow. Als der Hausmeister der Einrichtung im Sommer den Rasen mähte, ohne vorschriftsmäßigen Sonnenschutz zu tragen, haben die Kleinen gleich lautstark protestiert.