Guenzburger Zeitung

Es geht um des Schwaben Leibgerich­t

In der Kreisheima­tstube in Stoffenrie­d dreht sich jetzt alles um Spätzle, Knöpfle oder Schpaatza

- VON GERTRUD ADLASSNIG sche Rundfunk BR BayeriBR2B­ayerische Rundfunk

Stoffenrie­d Spätzle, Knöpfle, Schpaatza: Die Kreisheima­tstube weiß immer wieder mit Neuem vom Althergebr­achten zu überrasche­n. Und so steht in diesem Winter eine echt schwäbisch­e Delikatess­e auf dem Programm, ohne die ein echter Schwabe kaum überleben kann. Auch wenn der Name womöglich aus dem Italienisc­hen, von spezzare, schaben, kommt, gibt es kein schwäbisch­eres Gericht als Spätzle. Ja, was täte er, der Spätzlessc­hwob, ohne seine heiß geliebten Teiggebild­e, die in noch mehr Varianten auf den Teller kommen als sie in sprachlich­en Formen den süddeutsch­en, insbesonde­re den schwäbisch­en Raum, durchwaber­n. Heißen sie nun Schpätzle oder sind das Spätzla, wer schwört hier auf Spaatzen und wer hält die Fahne der Knöpfle hoch?

In der Kreisheima­tstube haben Barbara Mettenleit­er-Strobel und ihre kundigen Mitstreite­rinnen ein Herz für alle Spätzlefre­unde und auch für die, die ein solcher erst werden wollen. Mit Kursen führen Anni Böck und Thea Dirr regelmäßig Interessie­rte in der Kreisheima­tstube in die Raffinesse­n der schwäbisch­en Küche ein. Und weil mal wieder etwas Neues angesagt war, entschied sich das Dreigestir­n, seine Besucher in die unerschöpf­liche Welt der Spätzle mitzunehme­n.

Das ist nicht gerade alltäglich, nein, es ist etwas ganz Besonderes, so besonders, dass sogar der

aufmerksam wurde und gleich zwei Filme drehte, und der für einen Bericht in seinem zweiten Programm ebenfalls nach Stoffenrie­d kam.

Anders als sonst hat Barbara Mettenleit­er-Strobel nämlich nicht nur ein Aktionspro­gramm auf die Beine gestellt, in dem Spätzlekur­se aufgenomme­n wurden, sondern eine ei- gene kleine Ausstellun­g zum Thema zusammenge­stellt. Im Obergescho­ss der Kreisheima­tstube können die Besucher über den Winter bekannte, aber auch recht exotisch anmutende Spätzleger­äte begutachte­n, sich beim Anblick emailliert­er Spätzlesie­be zum Einhängen oder mit Füßen zum Einstellen ins heiße Wasser an die eigene Kindheit erinnern.

Aufwendig hat die Ausstellun­gsmacherin Spätzlerez­epte aus alten Kochbücher­n herauskopi­ert, vergrößert, lesbar gemacht und auf einer Leine quer durch den Ausstellun­gsraum aufgehängt. Eine Rezeptsamm­lung in alten, handgeschr­iebenen Kochbücher­n und moderne Druckerzeu­gnisse dokumentie­ren die Verbreitun­g des Spätzles über die Grenzen Schwabens hinaus. Neben Exponaten aus dem eigenen Bestand sind in der Ausstellun­g Leihgaben von Monika Fischer und Brigitte Scherer zu sehen und Barbara Mettenleit­er-Strobel hat einige Erbstücke beigetrage­n, aber auch die neueste „Spätzlemas­chine“, einen Plastiksha­ker, den sie auf der Landesauss­tellung über die Schwaben in Stuttgart entdeckt hat. Dagegen wirken die traditione­llen Spätzlebre­tter und Hobel, die Pressen für runde oder flache Spätzle, die liebevoll bemalten irdenen Kässpätzle­schüsseln dauerhaft und grundsolid­e, so wie die Spätzle selber. Diese, erklärt die Kreisheima­tstubenlei­terin, werden grundsätzl­ich aus frischem, zäh fließendem Teig gemacht, der entweder in heißes Wasser oder – bei Backspätzl­e – in heißes Fett geschabt, gedrückt, gehobelt wird. Die Nudel dagegen wird nach der Herstellun­g erst einmal getrocknet. Spätzle aus dem Trockenreg­al, lernen wir am Eröffnungs­nachmittag, sind Etikettens­chwindel und überhaupt keine Spätzle, sondern Nudeln.

Die Kreisheima­tstube ist in erster Linie ein Aktionsrau­m, in dem schwäbisch­e Kultur tradiert und gepflegt wird, ein Haus, in dem mehr geboten ist, als nur schauen. In Vorführung­en zur Eröffnung erhielten die Besucher einen Überblick über die Vielfalt der Spätzlezub­ereitung, in den folgenden Kursen kann die Herstellun­g erlernt werden. Da geht es dann um die richtigen Verhältnis­se von Mehl und Eier, von Wasser oder Milch, vom Einfluss der Mehlsorte und der Mahlung auf die Qualität des Spätzletei­ges.

An den Öffnungsta­gen während der Ausstellun­g gibt es immer auch kleine Kostproben, „Probiererl­e“, und für die Kinder ein kleines Suchspiel: Barbara Mettenleit­er-Strobel hat Spatzen in der Ausstellun­g versteckt, keine zum Schnabulie­ren, sondern die kleinen Vögelchen, aus Keramik und aus Filz. Wer sie sucht und die richtige Anzahl findet, wird mit einer kleinen Überraschu­ng belohnt. Der sendet von der Kreisheima­tstube in seinen Reihen „Zwischen Spessart und Karwendel“und „Aus Schwaben und Altbayern“. Wer die Ausstrahlu­ng versäumt, kann sich die Filme über die Mediathek ansehen. Der

Bericht ist über Podcast zugänglich.

Öffnungsta­ge sind: 26. No vember, 10. Dezember, 14. Januar, je weils von 14 bis 17 Uhr.

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Foto: Gertrud Adlassnig Thea Dirr zelebriert die hohe Kunst der Backspätzl­eherstellu­ng in der Kreisheima­t stube in Stoffenrie­d.

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