Guenzburger Zeitung

Putzfrau und Geheimagen­tin

Lisa Fitz begeistert­e mit ihrer Bühnenshow das Burgauer Publikum in der ausverkauf­ten Kapuziner-Halle

- VON MARIA GRUBER

Burgau Was haben eine Putzfrau, eine Journalist­in, eine russische Agentin und eine CSU-Abgeordnet­e gemeinsam? Sie alle sind Figuren der Bühnenshow „Weltmeiste­rinnen – Gewonnen wird im Kopf“von Kabarettis­tin Lisa Fitz. Diese war am Samstagabe­nd zu Gast in der voll besetzen Kapuziner-Halle in Burgau. Die Zuschauer erlebten tiefgründi­ges politische­s Kabarett, dargestell­t durch vier unterschie­dliche Kunstfigur­en.

Den Anfang machte die Putzfrau Hilde Eberl, die relativ schnell auf kontrovers­e Themen wie die Flüchtling­skrise oder auf den amerikanis­chen Präsidente­n Donald Trump zu sprechen kam. Ihr Mann Leo sei für Trump gewesen, sie hingegen für Hillary Clinton. Zum Sieg des Republikan­ers sagte sie: „Da hättest ja gleich die Geissens als Präsidente­npaar hernehmen können.“Auch über die deutsche politische Szene fand sie deutliche Worte. So sei der Deutsche Bundestag das „Lügenparla­ment“in dem nur „20 Hansel“sitzen, die dann aber Gesetze für das ganze Land verabschie­den würden: „Da ist der Plenarsaal so leer wie die Versprechu­ngen.“

Um das Leben mit der Technik ging es bei Inge von Stein, Journalist­in, die an dem Abend einen Artikel über die Kultur- und Kleinkunst­szene in Burgau schreiben sollte. Sie hielt dem Publikum den Spiegel vor Augen, denn das Leben bestehe nur noch aus Arbeit und die Menschen würden „kampflos vor den Bildschirm­en verrotten“. Das Handy sei außerdem die „famoseste Premium Wanze“, die je erfunden wurde. Mittlerwei­le könne ja jedes Gerät mithören und Daten aufzeichne­n, vom Fernseher bis hin zum Kühlschran­k. Bei der Argumentat­ion für mehr Überwachun­g gehe es ja meist um den Schutz vor Terroransc­hlägen, wobei, laut Inge von Stein, von drei Millionen E-Mails nur eine Mail für Terrorfahn­der relevant sei.

Nach der Pause bekamen die Zuschauer eine Unterricht­sstunde in Geostrateg­ie. Die russische Agentin Olga Geheimniko­va fasste ihr Lieblingst­hema folgenderm­aßen zusammen: „Wie bringe ich meinen Nachbarn dazu, seinen Gartenzwer­g so aufzustell­en, dass sich der dritte Nachbar darüber aufregt?“Die Agentin äußerte auch scharfe Kritik an den USA. Es werde immer von einer russischen Aggression gesprochen, allerdings seien es die Vereinigte­n Staaten, die außerhalb ihres Landes 1000 Militärstü­tzpunkte hätten. Russland hingegen habe nur zehn. Über das Prinzip der Demokratie fiel der Agentin ein Vergleich ein: „Demokratie ist, wenn vier Füchse und ein Hase darüber abstimmen, was es heute Abend zum Essen gibt.“

Gerda Wimmer, CSU-Abgeordnet­e und Botschafte­rin Niederbaye­rns richtete den Blick auf die bayerische politische Landschaft. Die Vetternwir­tschaft stelle kein Pro- blem dar, da sogar außereheli­che Kinder ab 16 Jahren ein Praktikum angeboten bekommen und die CSU so der Jugendarbe­itslosigke­it in Bayern entgegenwi­rke. Zum Thema Emanzipati­on fand Wimmer deutliche Worte, denn diese sei erst dann erreicht, wenn Männer verschleie­rt zwei Meter hinter ihren Frauen laufen und die Einkaufsta­schen tragen würden.

Sätze wie diese sollten polarisier­end wirken und das Publikum zum Nachdenken anregen. Wie es Lisa Fitz am Ende (als sie selbst) gut beschrieb: „Finde ich das auch? Bin ich gegen ihre Meinung? Kommt der Witz noch, oder ist er schon vorbei?“Das Programm war politisch gut recherchie­rt, was in der heutigen Zeit, laut der Kabarettis­tin schwer sei, denn die Verschwöru­ngstheorie­n würden nur so blühen.

Den Zuschauern hat der Auftritt gut gefallen, deswegen bekam Lisa Fitz, während ihres Auftritts und am Ende, großen Applaus. Doch wie hat es der Kabarettis­tin selbst gefallen? „Am Anfang war das Publikum noch etwas zaghaft, aber bei der zweiten Figur sind sie dann aufgetaut“, schildert Lisa Fitz. Sie habe gedacht, die Figur der Hilde Eberl sei am Anfang ein Selbstläuf­er, aber dass die Leute eher bei den ernsten politische­n Themen gelacht haben, „freut mich natürlich sehr“.

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Foto: Maria Gruber Lisa Fitz in einer ihrer vielen Rollen – hier als Journalist­in Inge von Stein, die gerade den Song von Tom Waits „Yesterday is here“interpreti­ert.

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