Der Turbo-Professor und die Gummistiefel
Gordon Thomas Rohrmair hat eine steile Karriere zum Professor und Hochschulpräsidenten hingelegt. Das war ihm nicht unbedingt in die Wiege gelegt
Wer etwas über Zukunftsthemen wie Digitalisierung oder IT-Sicherheit wissen möchte, kommt derzeit an Professor Gordon Thomas Rohrmair kaum vorbei. Der Präsident der Hochschule Augsburg gilt als ein Experte, der die Welt von Morgen nicht nur verstanden hat. Er kann sie auch gut erklären.
Heute spricht Rohrmair neben dem Philosophen Peter Sloterdijk im Goldenen Saal des Augsburger Rathauses. Bei der Veranstaltung „Arbeit 4.0“geht es um Menschen, Arbeit und Digitalisierung.
Die steile wissenschaftliche Karriere wurde Rohrmair nicht unbedingt in die Wiege gelegt. Der smarte Professor stammt aus einer Landwirtschaft in Dasing (Landkreis Aichach-Friedberg). Bis zur siebten Klasse ging er dort auf die Hauptschule, wechselte dann auf die Friedberger Konradin-Realschule. Nach der mittleren Reife schaffte er auf der Augsburger FOS das Abitur.
In seiner Familie war er der Erste, der studierte, und der Erste, der ins Ausland ging. Sein Diplom als Wirtschafts-Informatiker machte er an der Hochschule Augsburg. Anschließend nahm er richtig Fahrt auf: Master-Studiengang im schottischen Edinburgh, Doktortitel in Oxford. Es folgten Jahre bei der Unternehmensberatung Stern Stewart und bei Siemens in München.
2009 kehrte er als Professor nach Augsburg zurück. 2015 wurde Rohrmair im Alter von 39 Jahren zu einem der jüngsten deutschen Hochschulpräsidenten gewählt. Foto: Dabei ist der Turbo-Professor immer bodenständig geblieben. „Als ich 2000 nach Edinburgh ging, hatte ich gefühlt noch die Dasinger Gummistiefel an“, erzählt er lächelnd. Rohrmair führt sein Team an der Hochschule respektvoll und motivierend zugleich. Sein wichtigstes berufliches Projekt ist derzeit die Einführung eines Studiengangs „Soziale Arbeit“an der Hochschule. Dabei lässt er sich von keinem Widerstand entmutigen und zeigt Kämpferherz. Wichtigstes privates Projekt ist seine Familie. Mit seiner Frau Daniela sowie den Töchtern Enna, 4, und Runa, 3, lebt er seit einigen Jahren in Memmingen. Und wie es sich für einen Digital-Experten gehört, hat er seine Frau in einer Partnerbörse im Internet kennengelernt.
Daheim in Memmingen schaltet Rohrmair den Turbo auch mal ab. Er geht gerne joggen und hat sich im Keller ein kleines Fitness-Studio eingerichtet. Freundschaften pflegt er weiterhin in Augsburg und natürlich in Dasing. Auch wenn er beruflich heute eher im Cyberspace zu Hause ist. Sein Spezialgebiet ist der Schutz von Unternehmen vor Hackerangriffen. Unsere Zeitung schrieb über ihn: „Ein Mann bekämpft das Böse im Netz.“
Die Digitalisierung, über die er heute im Augsburger Goldenen Saal sprechen wird, hat für ihn nichts Böses, aber er versteht die Verunsicherung vieler Menschen: „Immerhin wird künstliche Intelligenz in manchen Bereichen unsere Hirnleistung ablösen.“